Sorgen und Kummer zum Feierabend: Sat.1 beendet Vorabend-Magazin

Die Etablierung eines Vorabendformats ist kein Sprint. Mehr ein Marathon. Seit knapp elf Monaten ist die neue Vorabend-Sendung «Endlich Feierabend» in Sat.1 zu sehen. Die Quoten sind klar zu niedrig. Jetzt zieht der Sender die Reißleine und kündigt, eine Woche vor den Screenforce Days, eine neue Access Prime an.

Mitte dieser Woche finden in Köln die Screenforce Days statt. Alle wichtigen Fernsehsender des Landes geben dann Einblick in ihre Pläne für die nächste TV-Saison. Vor einem Jahr, Ende Juni 2018 etwa, stellte Sat.1 hier seine neue Vorabend-Soap «Alles oder Nichts» vor. Dass diese ein Flop wurde, wusste damals noch keiner. Doch die tägliche Serie ist bei Weitem nicht das einzige Sat.1-Format am Vorabend, das mies läuft. So schlecht wie in der zurückliegenden TV-Saison waren die Marktanteile der Access-Prime des Münchner Senders nämlich noch nie. Das hat nun Konsequenzen. Eine Woche vor den diesjährigen Screenforce Days gab Sat.1 am Dienstag die Einstellung seines Magazins «Endlich Feierabend» bekannt. Ende Juli soll die Produktion enden.

Das einstündige Magazin der «Frühstücksfernsehen»-Macher startete Ende Juli 2018 – und läuft seitdem um 18 Uhr. Mit Ausnahme der rund zehn Wochen, in denen «Alles oder Nichts» um 18.30 Uhr lief, immer mit 60 Minuten Sendezeit. Doch der grundlegende Plan, die Zuschauer nach getaner Arbeit mit dem gleichen Gefühl wieder abzuholen mit dem man sie beim weiterhin sehr erfolgreichen «Sat.1 Frühstücksfernsehen» aus dem Haus geschickt hat, ging zumindest mit Blick auf die Quoten nicht auf.

Nimmt man den durchschnittlichen Sat.1-Senderschnitt der Saison 17/18 als vorsichtige Messlatte, dann ist das Format mit 8,3 Prozent Marktanteil ein Erfolg. Diesen Wert erreichte die Produktion aus Berlin seit Sendestart aber nur ein einziges Mal, im September 2018. Sieben weitere Ausgaben landeten bei mehr als sieben Prozent; davon übrigens nur eine in diesem Jahr. RTL II, das zeitgleich auf «Köln 50667» setzt, ist fast immer erfolgreicher. Im Monat Mai erreichte die Live-Produktion in Sat.1 gerade einmal noch 4,7 Prozent Marktanteil im Schnitt; immerhin 0,4 Prozentpunkte mehr als noch im April, als man mit 4,3 Prozent ein desolates Bild ablieferte. Somit bewegte man sich aber auf dem Level der Vormonate: 4,7 Prozent waren es im Januar im Schnitt, 4,9 und 4,5 in beiden folgenden Monaten. Selbst die Fünf-Prozent-Marke im Monatsschnitt ist für «Endlich Feierabend» zu hoch gegriffen. Der bisherige Jahresschnitt der Sendung liegt bei 4,6 Prozent und somit rund einen halben Prozentpunkt unter dem Mittelwert der 2018 gesendeten Ausgaben.

Inhaltlich gingen vom Format zuletzt kaum Impulse aus: Echte Schlagzeilen, wie sie in den ersten Tagen dank prominenter Gäste und (halbwegs) spannender Talks noch erzeugt wurden, blieben zuletzt zumeist aus.
Zeugnistag - welche Note gebt Ihr «Endlich Feierabend»?
Eine 1
8,9%
Eine 2
13,7%
Eine 3
18,9%
Eine 4
20,0%
Das ist nichts - eine 5 oder 6
38,6%

Ab Juli will Sat.1 werktags um 18 Uhr erst einmal auf neue Folgen der Promi-Doku «Promis Privat» setzen. Der Sender erhofft sich damit offenbar deutlich steigende Quoten. Allerdings sei gesagt: Als die Sendung vergangenen Herbst im Vorabendprogramm lief, lagen die Zielgruppen-Marktanteile nur leicht über sechs Prozent.

Übrigens: Beim «Endlich Feierabend»-Lead-Out «Genial Daneben – Das Quiz» sieht es momentan nicht sehr viel lustiger aus. Die von Hugo Egon Balder moderierte Comedy-Show, die um 19 Uhr gesendet wird, landete im letzten Monat der klassischen TV-Saison 18/19, dem Mai 2019, bei maximal 6,3 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Teilweise sanken die Quoten auf 2,1 Prozent. Vier Sendungen schafften den Sprung auf über eine Million Gesamtzuschauer; manchmal sahen aber auch weniger als 600.000 zu. Hinzu kommt, dass die tägliche Ausstrahlung einer «Genial Daneben»-Sendung auch dem Primetime-Original das Wasser abgräbt. Die Original-Sendung wurde daher im Frühjahr von Sat.1 nur sehr spärlich eingesetzt. Von der Comedy-Sendung wurden derweil neue Folgen beauftragt, hier geht es also vorerst weiter.
18.06.2019 12:37 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/110128