Leute, sucht euren Keller nach sprichwörtlichen Leichen ab und räumt sie besser schnell weg, denn Christian Ulmen und Fahri Yardım sind wieder auf der Suche nach Peinlichkeitspotential.
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Als lokaler Premium Player wollen wir den deutschen Streaming-Markt verändern. Im Mittelpunkt stehen für uns die Bedürfnisse unserer Kunden: Wir hören ihnen zu, nehmen ihr Feedback ernst und führen unsere Plattform damit zum Erfolg.
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Alexandar Vassilev, CEO und Geschäftsführer Joyn
Staffel eins von «Jerks» präsentierte sich als fieser Lückenbüßer in einer Welt, in der die herrliche Fremdscham-Comedyserie «Pastewka» auf Eis lag. Staffel zwei offenbarte sich in einer Medienwelt, in der «Pastewka» dramatischer und ambitionierter denn je zurückkehrte, als der boshaftere Cousin des Kultformats: Christian Ulmen und Fahri Yardım manövrieren sich als überhöhte, selbstgefällige, fiktive Varianten ihrer Selbst in Fettnäpfchen, von denen Bastian Pastewka in «Pastewka» nicht einmal Albträume haben würde. Christian Ulmen servierte seinen Liebsten im Auftakt zur zweiten Staffel unwissentlich Menschenfleisch, Fahri Yardım muss später in der Staffel enthüllen, dass er ein bislang geheim gehaltenes, uneheliches Seitensprung-Kind mit Jasmin Wagner hat, und gemeinsam schließen Christian und Fahri aus Trotz Freundschaft mit einem Kinderschänder.
Um seinen neuen Service joyn zu pushen, veröffentlichte das Unternehmen ProSiebenSat.1 dort nun neue Folgen seiner bislang als maxdome-Produktion gehandelten, wenngleich primär als ProSieben-Serie wahrgenommenen Comedyserie «Jerks». Und die ersten Folgen der dritten Staffel machen klar: Das Ulmen-und-Yardım-Vehikel macht keinerlei Anstalten, in Runde drei zahmer zu werden. «Jerks» spurtet weiterhin in Fremdscham- und Begriffsstutzigkeitsgefilde, in die sich selbst der selbstverliebte Pastewka aus «Pastewka» begeben würde. Das macht «Jerks» nicht zwingend besser oder schlechter, aber definitiv anders genug, um klar zu machen: Seriendeutschland ist definitiv groß genug für zwei Serien, in denen Promis egomanische Selbstparodien zu spielen.
So entdeckt «Jerks»-Christian, als er vorschnell die Post seiner Noch-Freundin Jasna Fritzi Bauer (gespielt von: Jasna Fritzi Bauer) öffnet, dass diese Brustkrebs hat. Da Christian eigentlich vorhatte, sie zu verlassen, fühlt er sich in eine moralische Ecke gedrängt, weshalb er beim gemeinsamen Bad beschließt, ihre Hände in kreisenden Bewegungen über ihre Brüste zu streichen, hoffend, dass sie selbst den Tumor fühlt. Stattdessen geilt er sie aber nur auf. Es ist eine Szene, die mit der Unbeholfenheit des Serienprotagonisten, mit der er sich aus einem Fettnäpfchen zu bewegen versucht, nicht schnallend, dass eine weitere Verschlechterung seiner Lage nahezu garantiert ist, genauso aus «Pastewka» stammen könnte.
Doch «Pastewka» ist, abseits der achten Staffel, eine eher keusche Serie – und die Midlife-Crisis-Sexualisierung des Serienhelden haben die Fans sehr gespalten aufgenommen, so dass die neunte Staffel direkt wieder etwas von der alten Scheue zurückgewinnt. «Jerks» dagegen badet in solchen Momenten. Episode zwei der neuen Staffel stürzt sich mit noch mehr Energie in unangenehme Lagen zum Thema Sex: Mitten in der Nacht wird Christian von Fahri, zu dem er eigentlich keinen Kontakt mehr haben möchte, aus dem Bett geklingelt. Fahri will die Hilfe eines alten Freundes, um einen neuen Freund aus der Scheiße zu ziehen: «Babylon Berlin»-Star Volker Bruch hat sein Au-pair-Mädchen aus Thailand sexuell belästigt und sucht dringend Rat, wie man das vertuschen könnte …
Es ist ein mutiger Gastauftritt voller schwarzem Humor, der noch mehr als Christians als Badewannenvorspiel aufgefasste Impro-Brustkrebsuntersuchung aufzeigt, was bei «Jerks» an der Tagesordnung steht: Es geht um völlig neben der Spur stehende Dickschädel und Dummköpfe, die nur für Sekundenbruchteile realisieren, was sie gerade für einen Mist anstellen oder planen, und dann doch aus falschem Stolz oder aufgrund extrem schief liegender Auffassungen dessen, was "das Richtige" wäre, debil lächelnd in die sprichwörtliche Kreissäge rennen. Die von Christian Ulmen mit großer Ruhe inszenierte, weitestgehend improvisierte Serie distanziert sich deutlich von ihren Helden, ist aber auch völlig von ihnen fasziniert, wodurch gezielt eine völlig verkorkste Dynamik entsteht: Wir lieben es, diese «Jerks» zu hassen, wir hassen uns dafür, dass wir sie lieben.
«Jerks» ist, in Staffel drei mehr noch als zuvor, eine Serie mit einem Humor, für den man gemacht sein muss. Und wenn man für diese trocken-pechschwarz-frivole Fremdschamkomik gemacht ist, drückt «Jerks» gekonnt alle Comedyknöpfe, die man so hat. Weiter so.
«Jerks» ist via joyn abrufbar.