In Amerika bricht die ungewöhnliche Show Rekorde – und erhielt von Network FOX quasi einen Ritterschlag. Eigentlich aber kommt die Sendung aus Südkorea, wo jährlich gar an die 40 Episoden laufen. Quotenmeter.de auf Spurensuche beim vielleicht heißesten Show-Eisen des Jahres.
Alles gesehen. Das ist ein gerne genutzter Ausspruch, wenn es um die qualitative Bewertung des Programms im deutschen (Free-)TV geht. Auf eine kommende ProSieben-Show trifft das aber definitiv nicht zu. In
«The Masked Singer» treten zehn Promis sechs Wochen lang donnerstags (live, 20.15 Uhr) zum Gesangs-Wettbewerb gegeneinander an. So weit, so bekannt. Verrückt wird es erst durch den Kniff, dass alle Promis in spektakulären Kostümen auf der Bühne sehen und ihre Identität somit nicht bekannt ist. Einzig die Stimme bleibt unverfälscht. Das Format, das zuletzt den Durchbruch in den USA schaffte, ist so begehrt, dass es ein heißes Duell zwischen RTL und ProSieben gab, letztlich aber die rote Sieben den Zuschlag für den Wettbewerb bekam.
Am 10. Januar 2019 startete «The Masked Singer» in den Vereinigten Staaten von Amerika, rund drei Jahre zuvor debütierte das Format in Südkorea. Dort als «The King of Masked Singer» erscheinend, musste es einige Entwicklungsschritte mitmachen, ehe es für die ganz großen TV-Märkte kompatibel war. In Amerika, wie auch in Deutschland, singen die maskierten Promis der Reihe nach, am Ende jeder Episode heißt es für den Promi, der die wenigsten Telefonanrufe auf sich vereinte: Runter mit der Maske!
In Südkorea ist das Format als wöchentliche Show zu sehen – und läuft über weite Teile des Jahres, sodass eine Staffel auf um die 40 Episoden kommt. Jeder Wettbewerb zieht sich dabei über zwei Folgen. Die jeweils erste Folge besteht aus acht Kandidaten, wovon vier weiter kommen. In der zweiten Show treten vier an, zwei kommen weiter. Die beiden singen dann um den Sieg. der Gewinner tritt gegen den Gewinner der Vorwoche an.
In Südkorea traten dabei Sportler, Sänger und Theater-Stars auf – und einmal «Deadpool»-Mime Ryan Reynolds als Gaststar. Die Quoten der ersten Staffel lagen teils bei mehr als 15 Prozent Marktanteil, in der dort besonders wichtigen Region rund um Seoul sogar bei mehr als 16 Prozent. Staffel zwei durchbrach landesweit sogar die Marke von 17 Prozent. Das ist für den Sendeplatz sonntags ab 17 Uhr ein richtig starker Wert. Seit Staffel drei sinken die Marktanteile aber spürbar, der Effekt scheint sich abgenutzt zu haben. Im Juni 2019 erreichten die Episoden zwischen fünf und acht Prozent Marktanteil.
Anders die Entwicklung bei FOX – dem US-Sender, einst Heimat von «American Idol», glückte prompt der größte Show-Erfolg seit eben diesem Gesangswettbewerb. Live schauten immer sieben Millionen Menschen zu, das Finale kam während seiner TV-Premiere sogar auf über elf Millionen. Rechnet man die zeitversetzte Nutzung (plus sieben Tage) mit, dann holte jede Episode über zehn Millionen Fans, das Finale sogar mehr als 14 Millionen. Der maskierte Sing-Wettstreit ist somit nicht nur der erfolgreichste Showneustart der Saison 18/19. Die Debüt-Episode war zugleich die meist-gestreamte nicht-fiktionale FOX-Produktion aller Zeiten. Weitere Bestwerte: Bei den 18- bis 49-Jährigen machte das Format entsprechend den größten Sprung in der zeitversetzten Nutzung, obendrein gelang dem Format der stärkste Start eines non-fiktionalen Formats in den USA seit über sieben Jahren.
Und die Cast-Liste der US-Version konnte sich sehen lassen. Rapper T-Pain etwa, der auch als Sieger hervorging, war ebenso dabei wie auch Football-Star Terry Bradshaw, Talkmasterin Ricki Lake oder Soap-Sternchen Tori Spelling. FOX hat die Show längst geadelt. Für die im September startende TV-Season 19/20 wird der Sender das Format nochmals ausweiten. Die zweite Staffel wird nicht zwölf teilnehme Promis zeigen, sondern gleich 16. Somit wird die Show nicht neun Wochen lang im Programm verbleiben, sondern länger. Genau hat sich FOX für die kommende Herbst-Staffel noch nicht geäußert. Zudem steht jetzt schon fest, dass man dem Format kommenden Spät-Winter einen Boost geben will, in dem man die jetzt schon bestellte dritte Staffel direkt nach dem
SuperBowl anlaufen lässt.
In Deutschland geht ProSieben nun etwas vorsichtiger vor. Vielleicht, weil man das deutsche Publikum als weniger experimentell einschätzt. Sechs Episoden sind geplant, Anfang August wird also der Sieger bestimmt und die letzte Maske gefallen sein. Im Falle eines Erfolgs wäre das wohl nicht das Ende der Fahnenstange. Strategisch bräuchte ProSieben dringend einen weiteren Donnerstags-Erfolg, um die Lücken zwischen den Hits «The Voice of Germany» und «Germany’s Next Topmodel» zu stopfen. Das weiß auch RTL, im Bieterwettstreit bekanntlich unterlegen, und will ProSieben den Start des Formats so schwer wie möglich machen. Der Kölner Sender hat recht spontan eine Extra-Ausgabe eines seiner größten Showerfolge ins Programm genommen und schickt am Donnerstagabend, parallel zu ProSiebens-Masken-Show eine Profi-Variante von «Let’s Dance» ins Rennen. Der RTL-Tanzspaß kam zuletzt auf teils über 20 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen…