Frank Plasberg und sein Team hatten für den Talk, in dem es darum ging, ob Sprache Nährboden für Gewalt sein kann, unter anderem den sehr umstrittenen AfD-Mann Uwe Junge eingeladen. Mehrere Influencer und Journalisten riefen in Folge zum Boykott der Sendung auf.
Es ist ein strittiges Thema: Darf man rechts-geneigten Politikern zur Primetime im deutschen Fernsehen eine Fläche geben, um ihre Thesen zu vertreten? Ja, entschied die Redaktion von
«Hart aber fair» und lud am Montagabend für die um 21.15 Uhr gestartete Ausgabe des Talks den AfD-Abgeordneten Uwe Junge ein. Wer ihn nicht kennt: Der Mann forderte schon mal, alle Befürworter der Willkommenskultur „zur Rechenschaft zu ziehen.“ Das kann man sehr leicht missverstehen, auch wenn Junge am Montag – wie bei der AfD üblich – relativierte und sagte, gemeint sei damit auch ein mögliches Ergebnis der betroffenen Parteien bei der nächsten Wahl. Schon vor der TV-Ausstrahlung gab es eine große Debatte rund um den Talk im Ersten. Während die Redaktion der Sendung verteidigend erklärte, dass die AfD größte Oppositionspartei im Bundestag sei, twitterte etwa
Bild-Chefredaktionsmitglied Paul Ronzheimer: „Ich möchte keine Gebühren zahlen für Sendungen, die so jemandem eine Plattform bieten.“ Andere Influencer baten ihre Follower, die Sendung nicht einzuschalten.
Das klappte aber nicht. Zwischen 21.15 und 22.30 Uhr hatte der Plasberg-Talk 2,43 Millionen Zuschauer ab drei Jahren. Das waren rund 150.000 mehr als am ersten Juni-Montag. Der Vergleich mit dieser Sendung muss herhalten, weil seitdem keine andere Primetime-Episode mehr im Ersten gelaufen war. Holte der Talk Anfang Juni im Schnitt 8,1 Prozent Marktanteil insgesamt und 3,7 Prozent bei den Jungen, so waren es diesmal 9,6 Prozent insgesamt und 6,2 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Speziell bei den Jungen, also denen, die Influencer und Twitterer besonders erreichen, lag die Quote so hoch wie seit September 2018 nicht mehr.
Im Vorfeld zeigte Das Erste ab 20.30 Uhr die Natur-Doku
«Die Anden» mit 2,42 Millionen Zuschauern. Das 45 Minuten lange Format punktete mit 5,9 Prozent bei den Jungen, insgesamt wurden 9,4 Prozent Marktanteil festgestellt. Ein ab 20.15 Uhr On Air geschickter
«Brennpunkt» rund um die Waldbrände in Mecklenburg-Vorpommern hatte bei den 14- bis 49-Jährigen sogar starke 11,7 Prozent Marktanteil generiert. Die Sondersendung wurde von 3,24 Millionen Menschen ab drei Jahren (12,8%) gesehen.