Die Gewinner des Julis heißen ProSieben und RTL, die ihre Monatsmarktanteile beim jungen Publikum spürbar verbessern können. Sat.1 dümpelt hingegen weiter vor sich hin und verliert als einziger Privatsender im Vergleich zum Vorjahresmonat. Insgesamt schwindet die Bedeutung der großen acht TV-Sender weiter…
Die Top5 der meistgesehenen TV-Sendungen im Juli werden ausschließlich von einem Sender dominiert: dem Ersten. Spitzenreiter ist dabei eine alter
«Tatort» aus Köln, dem bereits 6,61 Millionen Zuschauer ab drei Jahren für Platz eins reichten. Den zweiten und dritten Platz belegen zwei
«Tagesschau»-Ausgaben, die am Sonntagabend um 20 Uhr ebenfalls auf mehr als sechs Millionen Zuschauer gelangten. Alle anderen TV-Formate bei sämtlichen Sendern blieben im vergangenen Monat unter der Marke von sechs Millionen Zuschauern hängen.
Immerhin bis auf Platz acht vorkämpfen konnte sich RTL, das mit dem Großen Preis von Deutschland am vergangenen Sonntag 5,37 Millionen Menschen begeisterte. Aufgrund der frühen Startzeit am Nachmittag kletterte die Quote auf famose 32,5 Prozent - keine andere Day- oder Primetime-Sendung holte in den vergangenen Wochen einen höheren Wert. Zum erfolgreichsten ZDF-Format wurde der Montagsfilm
«Solo für Weiss», der Mitte des Monats knapp fünfeinhalb Millionen Zuschauer unterhielt. Knapp in die Top10 des Monats schaffte es auch noch Kai Pflaume, sein
«Klein gegen Groß» sicherte sich mit Schützenhilfe von Dieter Bohlen 5,34 Millionen Zuschauer und einen Rekord-Marktanteil von 24,6 Prozent.
Bei den 14- bis 49-Jährigen darf unterdessen ProSieben jubeln, das drei der Top5-Plätze mit
«The Masked Singer» belegt. Als einziges Format im Juli erreichte die verrückte Gesangsshow mit gleich drei Ausgaben mehr als zwei Millionen Jüngere, auch der Marktanteil stieg auf Spitzenwerte von bis zu 29 Prozent beim umworbenen Publikum. Insgesamt stellte die Show mit mehr als drei Millionen Zuschauern und 14 Prozent Marktanteil ebenfalls einen schönen Erfolg dar. Abseits von «The Masked Singer» schaffte es lediglich
«Das Sommerhaus der Stars» bei RTL, vergleichbare Zahlen zu erzielen. Der Auftakt am vorvergangenen Dienstag brachte es auf 1,68 Millionen Jüngere und starke 24,5 Prozent in der Zielgruppe, die Folge in dieser Woche konnte diese Werte noch ausbauen.
Bei Sat.1 überzeugte beim Gesamtpublikum vor allem
«Julia Leischik sucht: Bitte melde dich», wofür sich am Sonntagvorabend bis zu 3,28 Millionen Zuschauer einfanden. Erfolgreichstes Primetime-Programm bei den Jüngeren war hingegen
«Der König der Löwen», der an einem Samstagabend starke 14,9 Prozent in der Zielgruppe erzielte. Der größte VOX-Erfolg der vergangenen Wochen war unterdessen die mehrstündige Samstagabendreportage
«Mich gibt’s fünfmal – Leben als Mehrling», die Mitte des Monats 1,67 Millionen Zuschauer bei allen und starke 11,6 Prozent in der Zielgruppe generierte. RTL II profitierte vor allem von seinen Sozialdokus,
«Armes Deutschland» brachte es am späten Dienstagabend auf bis zu 12,2 Prozent Marktanteil. Von den großen Acht blieb lediglich kabel eins der Sprung über zehn Prozent beim jungen Publikum verwehrt, als erfolgreichste Primetime-Ausstrahlung brachte es
«Volcano» hier Anfang Juli auf immerhin 8,7 Prozent.
Alle Zuschauer (Juli 2019)
ALLE ZUSCHAUER (JULI)
10,7
11,5
12,9
12,7
8,1
8,2
2,8
3,1
4,6
4,7
5,8
5,9
4,3
4,3
3,8
3,7
Marktanteile in % | Juli 2019 gegenüber Juni 2019
Wenig Veränderung zeigt sich im Juli an der Spitze, an der beim Gesamtpublikum weiterhin das ZDF steht. Mit einem Monatsmarktanteil von 12,9 Prozent (+0,2 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat) bewegen sich die Mainzer auf einem konstant guten Niveau. Ganz anders sieht es für Das Erste aus, das zwar Platz zwei verteidigen kann, mit 10,7 Prozent aber einen Jahrestiefstwert einfährt. Genau genommen fällt Das Erste damit erstmals seit November 2018 unter die Marke von elf Prozent, allein gegenüber dem Juni gehen dem Sender 0,8 Prozentpunkte verloren. Besonders bitter ist der klare Rückgang, weil man trotz aller Schwachstellen doch auch einige reichweitenstarken Quotenleuchttürme im Programm hatte. Angesichts des beträchtlichen Abstands von zwei Prozentpunkten auf das ZDF werden die Verantwortlichen des Senders kaum zufrieden sein.
Erfolgreichster Privatsender bleibt RTL, das anders als beim jungen Publikum allerdings leichte Verluste verkraften muss und mit 8,1 Prozent den zweitschwächsten Wert im laufenden Kalenderjahr holt. Wenig ruhmreich verlief der Monat für Sat.1, das mit 5,8 Prozent (-0,1 Prozentpunkte) weiterhin leicht unter dem ohnehin schwachen Season-Schnitt von sechs Prozent herumdümpelt. Entsprechend große Hoffnungen wird man beim Bällchensender in «Promi Big Brother» legen, das am 9. August startet und dem Programm zurück in die Spur verhelfen soll.
RTL II fällt zum ersten Mal seit März unter die Marke von drei Prozent und liegt mit 2,8 Prozent nicht mehr allzu deutlich über den Tiefstwerten, die zu Jahresbeginn eingefahren wurden. ZDFneo holt im Juli 3,4 Prozent und befindet sich damit über einen halben Prozentpunkt vor RTL II, das sich folglich mit Platz neun im Senderranking zufriedengeben muss. Kaum Veränderungen zeigen sich bei den übrigen Sendern. Während VOX 0,1 Prozentpunkte einbüßt und nun bei 4,6 Prozent liegt, gewinnt kabel eins leicht auf 3,8 Prozent hinzu. Gar keine Veränderung ergibt sich bei ProSieben, das wie im Vormonat auch 4,3 Prozent einfährt.
Rechnet man die Gesamtmarktanteile der großen Acht zusammen, kommt man auf einen historischen Tiefstwert von 53 Prozent. Zum Vergleich: In den Vormonaten hatte es stets zu mindestens 54 Prozent gereicht, der Januar 2019 konnte sogar noch 56,7 Prozent vorweisen. Insgesamt war der Juli also nicht unbedingt ein Monat, der die Dominanz der großen Vollprogramme hervorhob.
14- bis 49-Jährige (Juli 2019)
14- BIS 49-JÄHRIGE (JULI)
5,9
6,6
5,4
5,9
11,9
11,1
5,1
5,3
6,9
7,1
7,5
7,6
9,9
9,5
5,2
5,3
Marktanteile in % | Juli 2019 gegenüber Juni 2019
Bei den 14- bis 49-Jährigen darf sich Markführer RTL über deutliche Zuwächse freuen. «Sommerhaus der Stars», «Bachelorette» und Formel 1 verhelfen den Kölnern zu einem klaren Quotenplus von 0,8 Prozentpunkten. Mit 11,9 Prozent reicht es für RTL damit zum besten Monatsmarktanteil seit März. Gleiches gilt für ProSieben, das vor allem von «The Masked Singer» profitierten konnte und mit 9,9 Prozent ebenfalls so gut wie seit fünf Monaten nicht mehr dasteht. Vermutlich wäre das Erreichen der Zweistelligkeit problemlos möglich gewesen, wenn nicht der Dienstag mit der neuen Jochen-Schweizer-Show so übel gefloppt wäre.
Wenig tut sich hingegen bei Sat.1, das mit 7,5 Prozent (-0,1 Prozentpunkte) konstant schwach bleibt. Auch wenn sich die Verantwortlichen inzwischen vom chronisch schwachen «Endlich Feierabend!» getrennt haben, ist der Vorabend weiterhin eine der Haupt-Baustellen im Programm. Große Probleme machten zudem «Navy CIS» am Donnerstag und «Genial daneben» am Freitag, beide Formate blieben teilweise bei weniger als fünf Prozent der Umworbenen hängen. Damit ist Sat.1 der einzige Privatsender, der sich im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar noch verschlechtert - und das obwohl vergangenes Jahr eine WM anstand, die bekanntermaßen nur die Quoten des Ersten und des ZDF beflügelte.
kabel eins sichert sich 5,2 Prozent und liegt damit knapp hinter dem ZDF, das allerdings ein Minus von 0,5 Prozentpunkten einstecken muss und auf 5,4 Prozent kommt. Das überrascht wenig, schließlich gelingt es dem ZDF abseits von «Aktenzeichen XY… ungelöst» und «heute-journal» in der Primetime kaum, auf zweistellige Quoten beim jungen Publikum zu gelangen. In den vergangenen Tagen half den Mainzern zudem der Audi Cup. Etwas anders verhält sich das beim Ersten, das mit 5,9 Prozent zwar vor dem ZDF liegt, damit aber zugleich auf den schwächsten Wert seit November rutscht. Besonders markant sind die Verluste der beiden öffentlich-rechtlichen Sender übrigens im Vergleich zum Vorjahresmonat; dank der Fußball-WM reichte es im Juli 2018 noch zu 9,4 Prozent für das ZDF und zu 8,1 Prozent für Das Erste.
VOX rutscht mit 6,9 Prozent erstmalig seit Januar unter die Marke von sieben Prozent, angesichts eines moderaten Rückgangs von 0,2 Prozentpunkten gegenüber dem Vormonat wird man allerdings nicht alarmiert sein. RTL II verliert in gleichem Maße und sichert sich nach 5,3 Prozent im Juni 5,1 Prozent im Juli. Addiert man die Marktanteile der großen Acht auf, zeigt sich ein ähnliches Bild wie beim Gesamtpublikum: Mit 57,8 Prozent unterschreiten die Vollprogramme erstmalig die Marke von 58 Prozent und stellen damit ein neues Allzeittief auf. Der bisherige Minusrekord hatte bei 58,2 Prozent gelegen und war im August 2017 aufgestellt worden.