Normalerweise ist Oliver Pocher nicht für politische Äußerungen bekannt, nach dem Mord an einem Jungen in dieser Woche positionierte er sich aber klar gegen Aussagen der AfD. Was ihn dazu bewegt hat und ob er sich auch in Zukunft in die Debatte einmischen will, haben wir ihn im exklusiven Interview gefragt.
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Jemand, der im Bundestag sitzt, kann sowas einfach nicht äußern. In solchen Situationen ist es dann auch mal die Aufgabe von jemandem, der in der Öffentlichkeit steht, sich klar zu positionieren und diesen Leuten Contra zu bieten.
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Oliver Pocher über die Tweets von Abgeordneten der AfD
Herr Pocher, normalerweise kommentieren Sie politische Ereignisse nicht. Nach dem Mord an einem kleinen Jungen im Frankfurter Hauptbahnhof am Montag haben Sie in den sozialen Netzwerken aber klare Kante gegen hetzerische Tweets von Vertretern der AfD gezeigt. Wieso haben Sie sich dazu entschieden?
Ich bin kein Polit-Sprecher und fang daher nicht an, alles sofort zu kommentieren. Ich finde aber, dass in diesem Fall einfach eine Grenze überschritten worden ist und zwar von Leuten, die warum auch immer, im deutschen Bundestag sitzen. Nicht von Silvio aus Neubrandenburg oder Alexander aus Nürnberg, sondern von Alice Weidel und Verena Hartmann. Letztere hat geschrieben, dass sie den Tag verfluche, an dem Angela Merkel geboren wurde. Jemand, der im Bundestag sitzt, kann sowas einfach nicht äußern. In solchen Situationen ist es dann auch mal die Aufgabe von jemandem, der in der Öffentlichkeit steht, sich klar zu positionieren und diesen Leuten Contra zu bieten.
Im Netz wurden Ihre Statements kontrovers diskutiert. Haben Sie sich die Reaktionen angeschaut?
Nein, die Aufmerksamkeit gebe ich diesen Menschen überhaupt nicht. Ich habe in der Sache einfach meine Meinung geäußert und ob man die gut oder schlecht findet, ist jedem selbst überlassen.
Debatten zu dem Thema scheinen sich immer schneller zu überhitzen. Haben wir mit der Hetze im Netz, die auf den Vorfall in Frankfurt folgte, einen neuen Tiefpunkt erreicht?
Das weiß ich nicht. Fakt ist: Deutsche Staatsbürger begehen Straftaten genauso wie Menschen aus anderen Ländern auch. Man kann nicht jede Straftat, die ein Ausländer begeht, sofort politisch für sich ausnutzen. Was der Mutter und dem Kind widerfahren ist, ist schrecklich genug. Sich dieser Tragödie zu bedienen und ekelhafteste, rechtspopulistische Stimmung zu verbreiten ist im höchsten Maße verwerflich.
Ihre Tweets wurden nicht nur in den sozialen Netzwerken kontrovers diskutiert, auch zahlreiche Medien haben über Ihre Äußerungen berichtet. Hätten Sie mit dieser riesigen Öffentlichkeit gerechnet?
Darüber habe ich mir vorher keine Gedanken gemacht und tue das auch jetzt nicht.
In ihrem Tweet haben Sie die AfD nicht als Alternative, sondern als kalten Abschaum bezeichnet. Das ist ja durchaus eine drastische Formulierung. Kam das aus einer Emotion heraus oder stehen Sie da hundertprozentig hinter?
Mir war es wichtig zu verdeutlichen wie sehr ich dieses Vorgehen und Verhalten verachte. Die genaue Bezeichnung oder das Wort sind dabei unerheblich und austauschbar. Viele von denen sind gebildete Menschen, die Abitur haben, und trotzdem hetzen sie und zündeln damit am rechten Rand. Dabei gibt genug andere Themen, die die Politik angehen muss: Von dem Problem der organisierten Kriminalität bis hin zu Umweltschutz. Aber bestimmt nicht eine Rassismus-Debatte, die wir uns von der AfD vorgeben lassen.
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Mir war es wichtig zu verdeutlichen wie sehr ich dieses Vorgehen und Verhalten verachte. Die genaue Bezeichnung oder das Wort sind dabei unerheblich und austauschbar. Viele von denen sind gebildete Menschen, die Abitur haben, und trotzdem hetzen sie und zündeln damit am rechten Rand. Dabei gibt genug andere Themen, die die Politik angehen muss: Von dem Problem der organisierten Kriminalität bis hin zu Umweltschutz. Aber bestimmt nicht eine Rassismus-Debatte, die wir uns von der AfD vorgeben lassen.
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Oliver Pocher
Fällt es Ihnen eigentlich schwer, sich mit Äußerungen im Netz zu bremsen, wenn Sie darüber nachdenken?
Naja, ich habe schon gelernt: Lieber einen weniger als einen zu viel. In jede Diskussion hereinzugehen und die Konfrontation mit den Gegnern zu suchen, muss auch nicht immer sein. Manche Sachen müssen aber deutlich angesprochen werden. Dabei sollte man versuchen, Standpunkte und Meinungen zu setzten. Es ist nicht alles so lustig, wir sind in einer Zeit, die sehr sensibel ist. Man sieht ja auch in anderen europäischen Ländern, wie die politischen Ränder zunehmend stärker werden.
In den vergangenen Jahren sind Menschen, die klare Kante gegen Fremdenfeindlichkeit und Hetze gezeigt haben, immer wieder auch zu Opfern von Rechtsradikalen geworden. Haben Sie Angst, dass das Ihnen auch passieren könnte?
Wenn ich davor Angst haben würde hätte ich mich nicht so klar zu dem Thema geäußert. Ich bin für eine offene, normale Streitkultur. Man kann einfach nicht alles wortlos über sich ergehen lassen, nur weil man Angst davor hat, dass irgendwann mal irgendein Spinner bei einem vor der Tür steht. Man muss manchmal auch Rückgrat beweisen und sich nicht einschüchtern lassen.
Würden Sie sich von Ihren Kollegen in der Unterhaltungsbranche wünschen, sich öfter zu gesellschaftspolitischen Themen zu äußern und klar zu positionieren?
Ich kann das niemandem vorschreiben. Ich mache das ja schließlich auch nicht immer und zu jeder Gelegenheit. Als jemand, der in der Öffentlichkeit steht, hat man aber eben auch ein Forum, um dazu Stellung zu beziehen. Mir war es jetzt einfach too much. Und das große Problem mit der AfD ist, dass sich zu wenige von ihnen distanzieren. Stattdessen können AfD-Abgeordnete ein Statement nach dem anderen abgeben, die Eskalation wird bewusst in Kauf genommen. Wir haben in Deutschland wie gesagt andere Probleme. Und wir können nicht immer alles auf Ausländer schieben, man muss sich auch mal an die eigene Nase packen.
Sie haben bereits angekündigt, sich nach 24 Stunden „AfD-Schelte“ nun wieder den „wichtigen“ Themen wie «Sommerhaus der Stars» oder Heidi Klum zu widmen…
Ich könnte das jetzt noch über Wochen und Monate hinweg jeden Tag machen. Die Argumentation dreht sich ab einem bestimmten Punkt nur noch im Kreis. Aber wie das im Internet so ist: Wenn Michael Wendler seine Freundin auf den Hintern klatscht, ist Thema ganz schnell wieder uninteressant. Ich bin normalerweise jemand, der sich eher über leichte Unterhaltung definiert und lustig macht. Da gibt’s auch genug Themen, über die man sich äußern kann. Ich will den Leuten nicht oberlehrerhaft was vorschreiben. Aber man sollte hier und da auch mal grundlegend Rückgrat und Arsch in der Hose zeigen: Bis hier und nicht weiter.
Herr Pocher, wir danken Ihnen für das Gespräch.