Freude: Amerikas Probleme mit Gewalt sind gelöst! Vollkommen selbstlos hat sich Universal Pictures geopfert und seine Satire «The Hunt» vorerst für unbestimmte Zeit vom Programmkalender genommen. Der Film des «Z for Zachariah»-Regisseurs Craig Zobel und der Drehbuchautoren Nick Cuse («The Leftovers») und Damon Lindelof («Lost») handelt davon, wie zwölf Fremde aufwachen, nicht wissend, wo sie sind – und erfahren, dass sie zur Jagd freigegeben sind. Der Film, der die Waffenobsession Amerikas kritisiert, sollte demnächst in den Staaten anlaufen. Doch nach zwei weiteren Amokläufen und vielen, neuen unqualifizierten Wortbeiträgen des US-Präsidenten, empfand es Universal als unsensibel, den Film zu zeigen. Böse Zungen werden sagen: Wenn man einen Film über Gewalt nicht in den USA starten möchte, wenn kurz zuvor ein Amoklauf geschah, so wird man nie wieder in den USA einen Film über Gewalt zeigen können. Denn bis sich die USA mal in Griff bekommen haben, hat uns alle schon der Klimawandel hingerafft.
Es ist aber nicht das erste Mal, dass in den USA ein Film aufgrund eines von den Nachrichten intensiv behandelten Gewaltverbrechens auf die lange Bank geschoben wird. So sollte der Drehbeginn von «Scream 3» kurz nach dem Columbine-Massaker stattfinden, doch die Produzenten verordneten dem Film eine ausführliche Überarbeitung, um ihn zu entschärfen, wodurch sich auch seine Fertigstellung verzögerte. Und der Kammerspielthriller «Nicht auflegen!» mit Colin Farell über einen Mann, der von einem Sniper bedroht wird, wurde im Oktober 2002 aufgrund von realen Sniper-Attacken auf April 2003 verschoben.
Dieser Liste könnte man einige weitere US-Beispiele zufügen, aber auch in anderen Ländern sorgten schon Schlagzeilen für Filmverschiebungen. Erst kürzlich traf es etwa den Horrorfilm «Escape Room»: Kurz vor dem geplanten, polnischen Kinostart brach in einem Escape Room ein Feuer aus, das fünf Menschen das Leben kostete. Der Verleih stoppte die geplante Kinoauswertung und gab dem Film ein paar Monate später bloß einen Heimkinostart.
Andere Male trifft es Filme global, wie unter anderem das Benedict-Cumberbatch-Vehikel «The Current War» oder das «Ziemlich beste Freunde»-Remake «Mein Bester & Ich». Beide Filme sollten Ende 2017/Frühjahr 2018 regulär in die Kinos kommen. Während sie es wenigstens noch zu Festivalauswertungen im Herbst 2017 gebracht haben, wurde der reguläre Kinostart gestoppt. Der Grund: Es waren Weinstein-Produktionen und das Weinstein-Imperium zerfiel schlagartig zu Staub, als mehrere Artikel veröffentlicht wurden, in denen Harvey Weinstein als wiederholter Sexualverbrecher enthüllt wurde. Die Filme mussten daher erst neue Verleiher finden, außerdem wollte man aus PR-Gründen Abstand zur Ursache für die Startverschiebung nehmen. «The Current War» soll diesen Herbst anlaufen, «Mein Bester & Ich» wiederum wurde für eine niedrigere Altersfreigabe umgeschnitten und startete im Frühjahr 2019.
Manchmal landen Filme auch schlicht aus wirtschaftlichen Gründen auf der langen Bank. Wie die Horrorsatire «The Cabin in the Woods», die 2009 vervollständigt wurde. Dann aber verschob MGM den Kinostart, um eine 3D-Konvertierung anzusetzen. Kurz darauf ging MGM bankrott, so dass der Film an Lionsgate verkauft wurde. Erst im Frühling 2012 lief der Film an – ohne 3D, aber mit Erfolg. Die Mockumentary «Cook Off!» mit Melissa McCarthy in einer Nebenrolle wurde sogar um zehn Jahre verschoben – aus nicht näher bekannten Gründen.
Ob die Marvel-Adaption «New Mutants» ähnliches bevorsteht, wird sich noch zeigen. Aktuell wird ein Start im April 2020 kommuniziert – zwei Jahre nach dem ursprünglich genannten Kinostart.
Na, hoffentlich kommen in dem Film keine Schusswaffen vor, sonst könnte er ja Gemüter in den USA verletzen. Dann hätte sich der Kinostart 2020 auch erledigt …