Kaum klare Gewinner im August – nur Sat.1 machte dank «Promi Big Brother» wieder einen Satz. Auch RTL, RTL II und kabel eins verloren an Zuspruch. ProSieben traf es am schlimmsten, Das Erste und das ZDF nähern sich an. Noch nie sahen in der Summe weniger Prozent der Zuschauer die acht Vollprogramme.
In der Top 5 der meistgesehenen Programme des Monats befanden sich im August einmal mehr nur Sendungen der Öffentlich-Rechtlichen. Nach Ablauf der Sommerpause ergatterte der «Tatort: Nemesis» aus Dresden die Spitzenposition, doch auch der «Polizeiruf 110: Mörderische Dorfgemeinschaft» schaffte es als ARD-Sonntagskrimi auf Platz vier. Die Plätze zwei und drei gingen an Live-Fußball im ZDF. Der Supercup zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund interessierte am 3. August 8,09 Millionen Menschen, auch das «heute journal» in der Halbzeitpause schaffte es gerade so in die Top 5. Auf Platz drei rangiert der Bundesligastart zwischen Bayern München und Hertha BSC am 16. August.
Tatsächlich liefen die 34 meistgesehenen Übertragungen im Monat August ausschließlich im Ersten und im ZDF. Außer Sonntagskrimis, Nachrichtensendungen oder Live-Fußball lockte nur «Sauerkrautkoma», das am 19. August im Ersten zu sehen war, über fünf Millionen Menschen an. Ansonsten tummeln sich im Bereich zwischen vier und fünf Millionen Zuschauern viele Spielfilme im Ersten und Zweiten, aber auch Serien und Reihen wie «In aller Freundschaft» oder «Aktenzeichen XY… ungelöst». Auf Platz 35 folgt dann endlich die erste Sendung eines Privatsenders: «The Masked Singer» erreichte zum Finale am 1. August 4,34 Millionen Zuschauer, was in einem außerordentlichen Erfolg für ProSieben resultierte und insgesamt den seltenen Sprung auf 20 Prozent beim Gesamtpublikum ermöglichte. Die Formel 1 aus Ungarn, übertragen bei RTL am 4. August, schaffte es mit 4,17 Millionen Zuschauern am Sonntagnachmittag immerhin unter die Top 50.
ProSiebens «The Masked Singer»-Finale führt auch das Ranking bei 14- bis 49-Jährigen an: Großartige 2,67 Millionen junge Personen schauten zu und besorgten auch quotentechnisch mit 38,5 Prozent Rekorde. Aufgrund der «Tatort»-Rückkehr und dem bei jungen Zuschauern ebenfalls beliebten Live-Sport um Supercup oder Bundesliga-Start mussten sich die Privaten in der Top 5 allerdings zurücknehmen. Sonst schaffte es nur RTLs «Sommerhaus der Stars» am 6. August auf Platz drei, als 2,20 Millionen Menschen einschalteten. Die beliebte Reality-Competition taucht in der Top 10 sogar drei Mal auf. Weitere Reichweiten-Highlights bei jungen Zuschauern verbuchte RTL mit mehreren Folgen der «Bachelorette» oder «Gute Zeiten, schlechte Zeiten».
Sat.1 unterhielt die meisten jungen Zuschauer mit einer erneuten Ausstrahlung von «Fack ju Göhte» am 26. August, das in der Primetime 1,21 Millionen 14- bis 49-Jährige unterhielt. Aus Quotensicht war ansonsten «Promi Big Brother», das mehrmals der Zwanzig-Prozent-Marke in der Zielgruppe nahekam, ganz klar der große Star unter den Sat.1-Programmen. Die höchste Gesamt-Reichweite holte mehrmals «Julia Leischik sucht: Bitte melde dich» am Sonntagvorabend. Bei VOX stach die Wiederholung des Spielfilm-Klassikers «Dirty Dancing» am 29. August heraus. Sie erzielte mit 1,60 Millionen Zuschauern die höchste Reichweite insgesamt, mit 0,87 Millionen Interessenten die höchste Zuschauerzahl bei jungen Zuschauern und mit 11,5 Prozent die vierthöchste Quote bei selbigen. Eine positive Quoten-Überraschung in der Primetime war ansonsten «Hot oder Schrott – Die Allestester», das am Montag mehrmals zweistellige Marktanteile einfuhr. Zumindest einmal gelang RTL II der Sprung in die Zweistelligkeit, als «Köln 50667» am 6. August 10,2 Prozent bei Werberelevanten verbuchte. In der Primetime überzeugten Sozial-Dokus oder Freitagsspielfilme wie «96 Hours – Taken 2». Ab 20.15 Uhr war kabel eins von zweistelligen Werten im August weit entfernt. «Das A-Team» erreichte mit 0,56 Millionen Menschen die meisten jungen Zuschauer, kam aber „nur“ auf 7,6 Prozent. Ein paar zweistellige Quoten entstanden am Nachmittag, zum Beispiel mit «The Mentalist».
Alle Zuschauer (August 2019)
ALLE ZUSCHAUER (AUGUST)
10,9
10,7
12,7
12,9
7,7
8,1
2,7
2,8
4,5
4,6
6,4
5,8
4,2
4,3
3,8
3,8
Marktanteile in % | August 2019 gegenüber Juli 2019
Die kleinen Gewinne aus dem Monat Juli büßte das ZDF an der Spitze des Gesamtpublikums wieder ein: Von 12,9 Prozent im vergangenen Monat ging es zurück auf das Juni-Niveau von 12,7 Prozent – auch die starken Fußball-Übertragungen im Umfeld des Saisonstarts verhalfen dem Zweiten also nicht zu Wachstum. Das Erste hatte im Juli gerade erst deutliche Verluste verzeichnet, als der durchschnittliche Gesamtmarktanteil von 11,5 Prozent im Juni auf 10,7 Prozent abgab, einen Jahrestiefstwert aufstellte und erstmals seit November 2018 unter elf Prozent fiel. Auch dank der Rückkehr der Sonntagskrimis verbesserte sich der ARD-Sender nur leicht auf mittlere 10,9 Prozent. Immerhin verringerte sich so wieder der Abstand zum ZDF - ein Trend, der sich schon seit einem Jahr zeigt.
Knapp fünf Prozentpunkte hinter Spitzenreiter ZDF folgt mit RTL der erfolgreichste Privatsender bei jungen Zuschauern. Allerdings hielt für die Kölner der Quotenverfall seit dem Saisonende im Mai an. Dort hatte RTL im Schnitt noch 8,8 Prozent aller Zuschauer interessiert, mittlerweile ist der Privatsender-Primus bei 7,7 Prozent angelangt – außerdem ein Minus von 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat. Schuld ist daran sicherlich auch die Sommerpause starker Wochenendshows. Einen Satz machte derweil Sat.1, das zwar schon vorher der viertbeliebteste Sender bei Zuschauern ab drei Jahren war, nun aber RTL auf die Pelle rückt. Die durchschnittliche Quote wuchs auf 6,4 Prozent heran, im Juli waren es noch 5,8 Prozent. An diesem Erfolg hat sicherlich auch «Promi Big Brother» Aktien, denn auch im Vorjahr kletterte Sat.1 ungefähr in gleichem Umfang, lag damals aber bei deutlich besseren 7,0 Prozent.
Kleinere Brötchen muss der Rest der Privatsender backen, von denen sich tatsächlich im Monat August keiner verbesserte. ProSieben bleibt mit 4,2 Prozent aus Gesamtsicht einigermaßen stabil, denn in den zwei Monaten davor kam die rote Sieben auch nicht über 4,3 Prozent hinaus. Das Ende von «The Masked Singer» hatte also keine größeren Auswirkungen. Vor ProSieben schnitt im August VOX ab, das es damit wieder in die Top 5 schaffte. Doch ähnlich wie bei Senderkollege RTL ist hier seit Mai ein deutlicher Rückgang festzustellen. Mittlerweile steht VOX bei 4,5 Prozent, im Mai waren es noch 5,1 Prozent. Im Sinkflug befindet sich auch RTL II. Im Juni stand mit 3,1 Prozent noch der beste Wert seit November 2018 zu Buche, in den vergangenen beiden Monaten verlor der Grünwalder Sender jedoch an Zuspruch und holte im August durchschnittlich noch 2,7 Prozent. Damit ist er weiterhin Schlusslicht der acht großen Sender, denn kabel eins hielt sich bei 3,8 Prozent und bestätigte damit den Wert aus dem Monat Juli.
14- bis 49-Jährige (August 2019)
14- BIS 49-JÄHRIGE (AUGUST)
6,0
5,9
5,4
5,4
11,6
11,9
4,8
5,1
7,1
6,9
8,4
7,5
9,4
9,9
5,0
5,2
Marktanteile in % | August 2019 gegenüber Juli 2019
Die deutlichen Gewinne, über die sich RTL als Marktführer bei 14- bis 49-Jährigen im Juli noch freuen durfte, schmolzen im August wieder ein bisschen weg. Grund für die 11,9 Prozent im Juli, dem besten Monatsmarktanteil seit März, waren vor allem die erfolgreichen Formate «Das Sommerhaus der Stars» und «Die Bachelorette». Beide verloren aber auf den Zielgeraden in den vergangenen Wochen an Zuspruch und sind nun mitverantwortlich für die niedrigeren 11,6, die im August resultierten. Doch gegenüber dem Vorjahreswert bedeutete dies einen satten Gewinn von 1,1 Prozent und der Vorsprung gegenüber der Konkurrenz verringerte sich durch Verluste zum Vormonat auch nicht, denn das Ende von «The Masked Singer» zollte bei Verfolger ProSieben seinen Tribut. Von 9,9 Prozent ging es hinab auf 9,4 Prozent. Besonders bitter für ProSieben: Es war der niedrigste Monatswert seit Juni 2018. Wirkliche Highlights hatte ProSieben nur mit «Schlag den Star» am Donnerstag oder mit dem «Duell um die Welt» in petto, das Ende des Monats das Ruder auch nicht mehr herumriss.
Sat.1 kann zufrieden sein mit dem Ergebnis im Monat August. Nicht nur beim Gesamtpublikum legte der Bällchensender so deutlich zu, das Jahreshighlight «Promi Big Brother» verhalf Sat.1 auch zu Gewinnen bei jungen Zuschauern. So blickt Sat.1 nun auf 8,4 Prozent, nachdem im Juli 7,5 Prozent verbucht wurden. Im Vorjahr verbesserte sich der Sender aber noch deutlicher von 7,9 auf 9,1 Prozent. Das liegt auch am weiterhin kriselnden Vorabend von Sat.1. Nichtsdestotrotz holte Sat.1 einen Jahresbestwert und die beste Monatsquote seit einem Jahr. Leicht aufwärts ging es auch für VOX. Obwohl die Flaggschiff-Programme derzeit alle pausieren, kletterte der RTL-Sender von 6,9 Prozent auf 7,1 Prozent und damit zurück auf das Juni-Niveau.
Ein weiterer Verlierer im Monat August heißt RTL II. Dem Privatsender gelang es nicht, seinen Monatsmarktanteil in der Zielgruppe von 5,1 aus dem Monat Juli zu verbessern, stattdessen ging es hinab auf 4,8 Prozent. Damit bleibt RTL II das Schlusslicht unter den Vollprogrammen. RTL II fiel erstmals seit März wieder unter die Fünf-Prozent-Marke. kabel eins verlor im August allerdings auch an Zuspruch, weil sich der Sender von 5,2 auf 5,0 Prozent verschlechterte. Vor einem Jahr hatte kabel eins sogar noch 5,4 Prozent vorzuweisen. Der neuerliche Wert war der niedrigste Monatsmarktanteil für kabel eins seit Juli 2018. Ob es kabel eins entmutigt? Immerhin zeigte der Sender im August zuletzt mehr Erstausstrahlungen als sonst.
Nie erreichten die acht Vollprogramme zusammengerechnet weniger
Die Segmentierung des Fernsehpublikums steigt übrigens weiter an. In der Summe sahen im August 52,9 Prozent aller Zuschauer die großen acht Sender. Das ist der zweite Tiefstwert in Folge, denn schon im Juli stand mit 53,0 Prozent kumulativ ein historischer Negativ-Rekord fest. Das könnte sich schon bald ändern, wenn im September allmählich wieder die neue TV-Saison startet und besonders die großen Sender ihre Programmhighlights senden.
Auch bei jungen Zuschauern steht ein neuer historischer Tiefstwert zu Buche, rechnet man die Marktanteile der Vollprogramme zusammen. Hier bestätigt sich ebenfalls ein Muster, denn im Juli wurde mit 57,8 Prozent erstmals überhaupt ein Wert unter 58 Prozent vermeldet. Die neuerlichen Verluste fallen aber auch hier relativ gering aus, denn im August gab der Wert auf nun auf 57,7 Prozent ab, was nichtsdestotrotz dafür spricht, das kleinere Kanäle für Fernsehzuschauer immer mehr an Attraktivität gewinnen. Immer öfter kommt es dieser Tage dazu, das kein einziger Sender in der Primetime über zehn Prozent bei 14- bis 49-Jährigen einfährt.