Schlechte Verbandsentscheidungen und ein schwaches deutsches Team bei der WM betrieben keine gute Werbung für den Basketball. Außerdem: Sport1'-Aus für Boxen und Quoten von Formel 1 und Handball.
Keine gute Werbung für den Basketball
Sporthighlights der kommenden Woche
- täglich: Basketball-WM in China (MagentaSport)
- Montag, 20.45 Uhr: EM-Qualifikation, Nordirland - Deutschland (RTL)
- Freitag, 19.25 Uhr: Eishockey, Augsburger Panther - EHC München (ServusTV/MagentaSport)
- Samstag, 15.30 Uhr: Bundesliga, u.a. mit Dortmund - Leverkusen (Sky)
- Samstag, 18.30 Uhr: Bundesliga, Leipzig - Bayern (Sky)
- Sonntag, 13.20 Uhr: Moto-GP in San Marino (ServusTV/DAZN)
- Sonntag, ab 18.55 Uhr: ran NFL, u.a. mit Seattle Seahawks - Pittsburgh Steelers (ProSieben Maxx)
Gerne und häufig wird von Sportfans die TV-Dominanz des Fußballs beklagt, die nicht nur zu Lasten von Randsportarten geht, sondern im Grunde von allen Sportdisziplinen, die sich nicht um einen runden Ball, 22 Feldspieler und 90-minütige Partien drehen. Während selbst die Dritte Liga im Fußball heutzutage intensiv begleitet wird, müssen sich beispielsweise Fans von Eishockey oder Handball gut informieren, wo Live-Spiele übertragen werden und finden von den Partien ihres Lieblingsteams häufig keine frei empfangbare Live-Berichterstattung vor. Die Telekom hat sich bei diesen medial unterrepräsentierten, in der Breite der Bevölkerung aber sehr beliebten Sportarten in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht. Insofern erschien es nur folgerichtig, dass das Telekom-Angebot MagentaSport, das seit geraumer Zeit Heimat von deutschem Eishockey, Basketball oder Handball ist, auch alle Spiele der Basketball-WM 2019 in China übertragen würde.
Die Telekom sprang damit für Fans in die Bresche, die vergeblich auf frei empfangbare Berichterstattungen von ARD oder ZDF hofften und bot die Basketball-WM, die am 31. August 2019 startete, sogar kostenlos an. Ausgerechnet dieses ehrenhafte Unterfangen, das deutschen Zuschauern in erster Linie den Zugriff auf Partien mit deutscher Beteiligung sichern sollte, war vom Pech verfolgt. Anstatt Werbung für ihren Sport im Heimatland zu machen, schied die deutsche Basketball-Auswahl blitzschnell aus dem Turnier aus und unterlag sogar der Dominikanischen Republik. Nun müssen die deutschen Korbjäger in Platzierungsspielen irgendwie zusehen, die Chance auf eine Olympia-Teilnahme zu erhalten.
Der Basketball hatte vor 2019 seit langer Zeit das Problem, das seine Weltmeisterschaften im gleichen Jahr wie die Fußball-WM stattfanden. Deshalb lagen nun erstmals fünf Jahre zwischen zwei Basketball-Weltmeisterschaften. So sollte das Turnier auch für TV-Anbieter attraktiver werden, die sich bei der Entscheidung zwischen Fußball und Basketball in der Vergangenheit immer für den profitableren Fußball entschieden hatten. Aufgegangen ist dieser Plan nicht, wie das Desinteresse der Öffentlich-Rechtlichen zeigte. Vor dem Turnier hoffte der deutsche Verbandschef Ingo Weiss noch auf ein besonders starkes Turnier der deutschen Mannschaft, sodass ARD und ZDF womöglich später im Turnier hätten einsteigen können. Diese Hoffnung wurde bitter enttäuscht.
Nur ARD und ZDF sowie den deutschen Basketballern Vorwürfe zu machen, wäre aber auch falsch. Dass diese WM und der Weg dorthin lange nicht so attraktiv waren wie sie hätten sein können, lag vor allem an fehlgeleiteten Verbandsentscheidungen. Innerhalb der vergangenen Jahre stritten sich Basketball-Verbände und -Vereine ständig. Schon in den Quali-Spielen, die diesmal auch während der Saison der Vereine ausgetragen wurden, verzichteten etwa die größten europäischen Stars auf eine Teilnahme - auch weil die Vereine sie wegen anstehender Pflichtspiele nicht gehen ließen. Selbst zur WM gaben sich viele Top-Spieler, besonders die der USA, nicht die Ehre. Kein LeBron, Kevin Durant, James Harden, DeMar DeRozan, Stephen Curry, Russell Westbrook oder Kyle Lowry. 2019 wurde die WM auch später als sonst im Jahr ausgetragen. Vielen NBA-Stars lagen die Termine zu nah an der neuen Saison. Auch das hätte vermieden werden können.
Mit den Olympischen Spielen wird das Interesse am Basketball im kommenden Jahr freilich wieder steigen, aber dort ist die Sportart nur eine von vielen. Für Basketball-Fans könnte das Chaos um diese WM - ein schwaches deutsches Team und unglückliche Änderungen des Weltverbands - das Standing des Sports im deutschen Fernsehen nachhaltig geschadet haben.
DAZN 1 bei Sky Italia: Unternehmen einigen sich
Schon eine Weile gingen Gerüchte um eine Zusammenarbeit zwischen DAZN und Sky Italia herum. Nun haben beide Unternehmen einen Deal abgeschlossen, der es Sky erlaubt, DAZN als TV-Kanal in sein Pay-TV-Angebot zu integrieren. Der Kanal, der dann DAZN 1 heißen wird, wird Abonnenten ab dem 20. September bis vorerst kommenden Juni freigeschaltet werden und kostet zusätzliche 7,99 Euro pro Monat. Für Abonnenten des Fußball- und des Sport-Pakets über eine Laufzeit von drei Jahren ist die Nutzung jedoch frei. Bei DAZN 1 werden wöchentlich drei Spiele der Serie A zu sehen sein, darunter auch das “Topspiel” am Samstag ab 20.30 Uhr.
Baumgartners Baby-Boxenstopp bei Skys Formel 1
Zuschauer der Formel 1 bei Sky müssen sich im Rahmen der kommenden Grand Prixs auf einen Personalwechsel einstellen. Am Wochenende war Sky-Reporterin Sandra Baumgartner vorerst letztmalig beim Rennen in Monza als Reporterin im Einsatz. Weil die Sportjournalistin eine Babypause einlegt, vertritt Baumgartner ab dem Singapur-Rennen Peter Hardenacke, der dann für die Formel 1 auf Stimmenfang gehen wird.
Nimmt Sport1 Abschied vom Boxen?
Im Oktober 2017 unterzeichneten Sport1 und der Boxstall Sauerland einen TV-Vertrag, der sich eigentlich noch bis Ende 2020 erstrecken sollte. Sport1 soll laut Informationen von “Sport Bild” nun aber eine vorzeitige Beendigung dieses Vertrags erwägen. Das Magazin will erfahren haben, dass schon Mitte 2020 die letzte Sauerland-Veranstaltung beim Privatsender laufen soll. Die vergangenen Jahre hatte Sport1 immer wieder samstags Live-Boxen gezeigt, die großen Namen fehlten aber immer öfter. Zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung zählten noch Artur Abraham oder Jürgen Brähmer zum Sauerland-Stall.
Weil Namen mit Zugkraft mittlerweile Abschied von Sauerland nahmen oder kurz vor dem Rücktritt stehen, fehlt Sport1 und auch vielen Zuschauern, die die Übertragungen mit sinkenden Quoten quittierten, die Attraktivität beim Live-Boxen. Zudem kann Sauerland nicht mehr Vertragsinhalte erfüllen: 20 Top-Events sollte der Stall pro Jahr liefern. Aufgrund des schrumpfenden Kaders waren es 2019 bisher aber nur acht, wobei die Reichweiten zwischen 160.000 und 230.000 Zuschauern schwankten. Das Sport1-Investment von durchschnittlich 200.000 Euro pro Kampfabend lohnte sich damit zuletzt immer seltener.
Basketball im Fernsehen auf dem absteigenden Ast. Was muss sich ändern?
Handball im Ersten erzeugt wenig Interesse
Die Aufregung in den Sozialen Medien war aufgrund der vorzeitig abgebrochenen Übertragung groß, ein wirklicher Hit war das Spiel zwischen dem SC Magdeburg und dem THW Kiel am Samstagvorabend aber ohnehin nicht. Ab kurz nach 18 Uhr wurde das Spiel angepfiffen und erreichte dann im Schnitt 1,57 Millionen Menschen, was nur 8,7 Prozent des Gesamtpublikums entsprach. Auch bei 14- bis 49-Jährigen lief das Spiel sehr verbesserungswürdig: 0,23 Millionen junge Zuschauer sorgten für 5,1 Prozent. Im Ersten sind diese mäßigen Zahlen allerdings die Regel.
College-Football bewährt sich
Immer öfter setzt ProSieben Maxx dieser Tage auf Live-Sport. Neben den Neuzugängen Beach-Volleyball oder Spielen der U21-Nationalmannschaft im Fußball zeigt Maxx seit dieser Saison auch US-amerikanischen College Football. Am Samstagvorabend trafen dabei beispielsweise die Cincinnati Bearcats auf die Ohio State Buckeyes. Ab kurz nach 18 Uhr belief sich die Reichweite des ersten Viertels auf 176.000 Zuschauer, darunter 95.000 jüngere. In der Zielgruppe bedeutete das sehr gute 2,3 Prozent. Dieses Quoten-Niveau konnte der College-Football im Grunde über das gesamte Spiel halten, während die Reichweite auf 196.000 im zweiten Viertel und über 200.000 Interessenten nach der Halbzeit anwuchs. Mit durchschnittlich 160.000 Zuschauern im letzten Viertel erzielte das Spiel noch schöne 2,1 Prozent bei jungen Zuschauern, in den Vierteln zwei und drei hatten noch 2,3 und 2,4 Prozent der Werberelevanten zu Buche gestanden.
Monza bringt RTL neuen Saisonrekord
Für die Formel 1 stand am Wochenende ein weiteres traditionsreiches Rennwochenende im Kalender, als es für die Fahrer nach Monza ging. Unter besonderer Beobachtung stand dabei Ferrari, das in seinem Heimatland natürlich mit einem Sieg auf sich aufmerksam machen wollte. Das gelang auch, allerdings nicht Sebastian Vettel (Platz 13), sondern Charles Leclerc. Das Rennen verfolgten bei RTL 5,26 Millionen Zuschauer, was fantastischen 32,3 Prozent aller Fernsehenden entsprach. Aus der jungen Altersgruppe stammten 1,45 Millionen Personen, was ebenfalls herausragenden 29,8 Prozent entsprach. Das brachte der Formel 1 bei RTL einen neuen Saisonrekord bei jungen Zuschauern ein. Aus Gesamtsicht lief sonst nur das Rennen in Deutschland in diesem Jahr besser.