Der Auftakt von «Survivor» gerät anfangs ziemlich laut, zeigt aber schon bald, worauf es in der Show vor allem ankommt: Sportlichkeit, Willensstärke und strategisches Denken. Das verleiht dem Format eine eigene Handschrift - und offenbar eine Menge Potenzial für die nächsten Wochen.
Die Ausrüstung der Teilnehmer
Jede der Gruppen mit neun Personen erhält zu Beginn fünf Kilogramm Reis für den gesamten Zeitraum. Zudem steht den Teilnehmern ein Brunnen mit
unbegrenztem Trinkwasser, zwei Macheten und ein Wok zur Verfügung. Verzichten müssen die Akteure unter anderem auf ihre Zahnbürste, Zahnpasta, Haarbürste, Toilettenpapier und Seife.Faszinierende Bilder, dramatische Musik und rhetorische Superlative: Beim Opening von
«Survivor» zeigt sich VOX alles andere als zurückhaltend. Standesgemäß heißen die Verantwortlichen die nach eigener Aussage größte Abenteuershow der Welt im Programm willkommen. Und ja, für manch einen greift die Post-Produktion in den ersten Minuten von «Survivor» ein klein bisschen zu tief in den dramaturgischen Werkzeugkasten. Dabei sprechen schon die bloßen Bilder des ersten Spiels für sich, unter anderem aufgenommen von einer Drohne, die über der Insel schwebt.
Dass «Survivor» nicht einfach nur laut ist, wie man nach den ersten Minuten vielleicht annehmen könnte, beweist der weitere Verlauf der Auftaktfolge. Richtig spannend wird die Sendung dann, wenn die Charaktere über erste Strategien zum Überleben nachdenken. «Survivor» ist "wie Schach, aber mit Menschen", sagt Teilnehmer Abdallah während der ersten Folge.
Hört sich kompliziert an? Ist es auch, wenn man «Survivor» zum ersten Mal schaut.
Keine Frage: Auf «Survivor» muss sich der Zuschauer erst einmal einlassen, in das Konzept genauer hineindenken. Auch wenn die traumhafte Kulisse ein wenig an das Südsee-Setting von «Adam sucht Eva» erinnern dürfte, hat «Survivor» denkbar wenig mit dem Niveau der einstigen Kuppelshow von RTL zu tun. Um die verschiedenen Charaktere - immerhin 18 an der Zahl - besser kennen zu lernen, wird der geneigte Zuschauer womöglich zwei bis drei Folgen brauchen. Dass die Teilnehmer aus unterschiedlichsten sozialen Kontexten stammen und teilweise bereits andere Adaptionen von «Survivor» kennen, hilft der Dynamik der Show merklich auf die Sprünge.
Nach dem ersten Spiel werden die 18 „Survivor“ in zwei Gruppen eingeteilt, die fortan gemeinsam überleben müssen. Um einen Unterschlupf für die Nacht und Nahrungsmittel kümmern sie sich selbst. Wie sich die Gruppe organisiert, bleibt den Akteuren selbst überlassen. Auch welche Seite sie von sich zeigen und ob diese überhaupt der Wahrheit entspricht, bleibt ihre Entscheidung. Einziges Ziel der 18 Personen: 39 Tage in der Show zu überleben. Und um den Kampfgeist der Teilnehmer anzuheizen, setzt VOX auch gleich eine überraschend hohe Siegesprämie aus. 500.000 Euro winken dem Gewinner, der nach insgesamt 13 Folgen feststehen soll.
TVNow/Richard Hübner
Sportliche Spiele und somit ein Duell zwischen den beiden Lagern gehören zu «Survivor» dazu. Während die Spieler der Gewinnergruppe Immunität erhalten, muss die Verlierergruppe jedes Mal einen Spieler aus den eigenen Reihen wählen, der die Insel verlassen muss.
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Die Zuschauer erleben ein großes Abenteuer mit viel Emotionen. Schließlich geht es um eine halbe Million Euro für den 'Survivor'! Dafür muss hart gekämpft, viel durchlitten und taktisch klug gespielt werden. Die Spieler könnten unterschiedlicher nicht sein, die Kulisse - das vermeintliche Paradies - nicht dramatischer.
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Moderator Florian Weber über «Survivor»
Bis es so weit ist, treten die Kandidaten in «Survivor» in zunächst zwei Gruppen gegeneinander an. Diese Gruppen sind nach zwei Fiji-Inseln benannt und heißen Waya und Koro. Während die Gewinnergruppe nach den Wettkämpfen Immunität erhält (bei «Survivor» sozusagen das höchste Gut), muss die Verlierergruppe jedes Mal einen Spieler aus den eigenen Reihen wählen, der die Insel verlässt. Sicher ist dieser nur, wenn er ein Immunitätsamulett besitzen sollte. Damit ist «Survivor» neben dem sportlichen Kampfgeist, der in der Show steckt, auch ein spannendes Sozialexperiment.
Welche Strategien fährt welcher Charakter mit welchen Absichten? Wie viel Nähe zu seinen Teammitgliedern ist sinnvoll, wie viel Distanz ist strategisch klug? Zugleich beginnt sich der Zuschauer vor dem Fernseher zu fragen, welche Intention womöglich hinter welcher Nominierung steckt. Gewinnen kann am Ende von «Survivor» nur der, der über die Wochen hinweg weitergewählt wird, der also erfolgreiche Allianzen geschmiedet hat. Zugleich darf er es sich aber auch mit den Herausgewählten nicht verscherzt haben. Denn am Ende der 13 Folgen wählt eine Jury bestehend aus den zuletzt ausgeschiedenen Spielern den Gewinner.
«Survivor» bei VOX macht vor allem deswegen Spaß, weil die Show das Beste aus zwei Welten zusammenbringt. Auf der einen Seite kann es die Produktion in den Spielen zweifellos mit Physical-Gameshows wie «Ninja Warrior» oder zuletzt «Renn zur Million» aufnehmen. Die Teilnehmer sind sportlich und voller Willenskraft. Zum anderen bedient «Survivor» auch Bedürfnisse von Reality-TV-Fans, immerhin spielt sich das Leben von 18 Menschen fast sechs Wochen lang auf engem Raum ab. Dankenswerter Weise läuft die Show aber zu keinem Zeitpunkt Gefahr, ins Belanglose oder Plumpe abzurutschen. Im Fokus stehen stattdessen stets die Überlebensstrategien der Teilnehmer. Moderator Florian Weber, der vor allem während der Spiele in Erscheinung tritt, fällt als weitestgehend unverbrauchtes Gesicht tendenziell positiv auf.
Wie gut «Survivor» letztendlich wird, lässt sich nach einer von 13 Folgen schwer abschätzen. Die Weichen für eine spannende Staffel sind nach den ersten gut 90 Minuten aber zweifelsfrei gestellt. Fast noch spannender dürfte für VOX aber die Frage sein, ob auch die Zuschauer der Neuauflage von «Survivor» eine Chance geben werden. Dass ein Erfolg der Show alles andere als gesetzt ist, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Hier hatten sich bereits RTL II und ProSieben einigermaßen erfolglos an Adaptionen von «Survivor» probiert. Zwölf Jahre liegt der letzte Versuch inzwischen zurück - im TV-Business ist das eine lange Zeit. Offenbar ist der Glaube von VOX in das Format aber groß,
denn einer zweiten Staffel von «Survivor» scheint man im Erfolgsfall bereits jetzt nicht abgeneigt zu sein.
13 Folgen von «Survivor» zeigt VOX ab kommender Woche immer montags um 20.15 Uhr. Bei TV Now sind die jeweiligen Folgen immer schon sieben Tage vorher verfügbar, der Auftakt kann bereits jetzt abgerufen werden.