Krimikomödie in der abgeranzten Kneipe: 13th Streets zweite Serie ist ein weiteres Kammerspiel.
Cast und Crew
- Regie: Michael Podogil
- Cast: Doris Kunstmann, Simon Schwarz, Elke Winkens, Janina Fautz, Timur Bartels, Werner Prinz
- Drehbuch: Michael Podogil, Matthias Writze
- Drehbuchmitarbeit: Jessica Lind, Sophie Sixta
- Schnitt: Sebastian Schreiner
- Szenenbild: Winnie Küchl
- Kostüm: Johanna Pflaum
Aus der Not eine Tugend machen – das scheint das heimliche Motto beim Bezahlsender 13th Street zu sein: Die erste eigenproduzierte, fiktionale Serie von 13th Street mogelte sich künstlerisch überzeugend am im Vergleich zur Vollprogramm- und Streamingkonkurrenz niedrigen Budgetrahmen vorbei. Denn «Culpa» hatte als Kammerspiel-Beichtkrimi einen Hauptschauplatz – eine Kirche, vor allem ihren Beichtstuhl. Da gibt’s keine Ecken und Kanten mehr, die man auffällig sparen könnte – und man hatte eine Plattform, die den hervorragenden Cast ins alleinige Zentrum der Aufmerksamkeit gedrängt hat.
Das Ergebnis war sehenswert, und auch die zweite 13th-Street-Serie setzte man (trotz Puls 4 als Partnersender) als Kammerspiel um. An die Stelle des Gotteshauses tritt dieses Mal aber ein uriger Ort, an dem dem Alkohol gefrönt wird: Eine Kneipe.
Im Mittelpunkt der Handlung steht die resolute und keine Gefangenen machende Wirtin Gitti (Doris Kunstmann). Die versucht noch immer (vergebens), den mysteriösen Tod ihres Ehemanns Werner (Werner Prinz) zu verdauen. Um endlich Seelenfrieden zu finden, beschließt sie, Werners Ableben auf eigene Faust aufzuklären. Und das bedeutet, in der erweiterten Familie nach dem Schuldigen zu suchen. Denn Gitti ist felsenfest davon überzeugt, dass Werner von einem aus dem engsten Kreis ermordet wurde. Also lockt sie unter einem Vorwand alle Personen, die in der Todesnacht anwesend waren, für eine letzte Runde in die Kneipe. Neben Werners Schwester Eva (Elke Winkens), ihrem Assistenten Steven (Timur Bartels), und Kellnerin Zoe (Janina Fautz) zählt auch Stammgast Bernie (Simon Schwarz) zum "erlesenen" Kreis der Verdächtigen …
Während «Culpa» zwar eine ungewöhnliche Krimiserie ist, sich dennoch ganz klar dem Krimigenre zuzuschreiben lässt, ist «Prost Mortem» eine rabenschwarze Komödie mit Krimielementen. Denn die Suche nach Werners Mörder stellt bloß das Plot-Grundgerüst dar. Der Schwerpunkt der vier Serienepisoden liegt auf den knochentrockenen und absurd-fiesen Dialogen, mit denen die voneinander genervten Figuren aufeinander eindreschen. Abgefeuert werden die Verbal-Tiefschläge von karikierten Figuren, die allesamt ihre überraschenden Widerhaken mitbringen.
Aus den Nebenfiguren stechen besonders der liebenswerte, aber auch dusselige Trinker Bernie und die vom verquarzten, urdeutschen Kneipenambiente angekotzte Kellnerin Zoe mit hartem Musikgeschmack und so manchem Kink hervor. Simon Schwarz bringt mit großer, wehleidiger Mimik eine Art ruhigen, zugleich quirligen Slapstick in dieses Seriengemisch, während Janina Fautz ihre zynische Seite zeigen darf – und die erweist sich als sehr vergnüglich. Star der Serie ist dennoch Doris Kunstmann, deren Gitti mit einer sonderbaren Mischung aus Müdigkeit und Willenskraft die Wahrheit aus den Verdächtigen zu quetschen versucht. Gekonnt bringt Kunstmann zum Vorschein, dass Gitti selber leidet, wenn sie zu harten Mitteln greifen
muss – und das hauptsächlich von Michael Podogil und Matthias Writze getragene Skript hat einige spitze Wenden für die Figur parat.
In der von Szenenbildnerin Winnie Küchl mit absturer Liebe für Altherrenkitsch ausgestatteten Kneipe wird dank dieser Zutaten ein feines, fieses Serienkleinod geboten. Die einzelnen «Prost Mortem»-Folgen haben leichte Pacing-Probleme zu Beginn des dritten Akts, dennoch ist es eine Serienempfehlung für Fans des leise-fiesen Humors.
«Prost Mortem» ist am 9. und 16. Oktober 2019 ab 21.00 Uhr bei 13th Street zu sehen.