Mit «Mein Lied für Dich» hat das ZDF heute eine neue Programmfarbe am Mittwoch gestartet. Das Konzept ging vollends auf. Quotenmeter.de hat hingeschaut.
Die Gastgeberin
"Ich wollte immer etwas im Fernsehen machen, was positiv ist und den Menschen hilft. Als ich das Angebot für «Mein Lied für Dich» bekam, musste ich mich erst einmal setzen. Diese Show ist genau das, wovon ich seit Jahren geträumt habe."
Lesen Sie hier das komplette Quotenmeter.de-Interview mit Judith WilliamsJudith Williams hat für ihre erste eigene Primetime-Show nicht nur den Sender gewechselt, sondern auch das Genre: In «Mein Lied für Dich» geht es weder um Umsatz, Prozente oder Skalierbarkeit wie in der «Höhle der Löwen», sondern um Emotionen und Musik. Sie selbst hat eine ganz persönliche Bindung zum Thema Musik. Auf dem Weg zur ausgebildeten Opernsängerin zerstörte eine Krankheit ihre Karriere in der klassischen Musik. Sie entschied sich daraufhin, als Unternehmerin Erfolge zu feiern. Seit sechs Jahren ist sie als Investorin in der Gründershow von VOX einer, wenn nicht der größte Pfeiler für den Erfolg der Sendung.
Umso spannender die Frage, wie ihre erste eigene Primetime-Show laufen wird. Mit «Mein Lied für Dich» bereist das ZDF am Mittwochabend neues Terrain, Judith Williams gibt ebenso als Gesicht des ZDFs ihr Debüt. Das Konzept ist schnell erklärt: Kandidaten möchten mit einem eigenen Auftritt eines für sie bedeutenden Songs Familienmitgliedern und anderen Menschen danken und eine Freude machen. Unterstützt werden sie dabei von prominenten Sängern und Sängerinnen.
Das Opening ist kurz, Judith Williams führt mit anfangs leichter Nervosität in die Show ein, legt das Premieren-Lampenfieber aber schnell ab und ist so, wie man sie bisher kennt: Eine sympathische Frohnatur, die konzentriert, aber mit Herz durch den Abend führt. Gleich der erste Kandidat ist genau ihr Metier, denn der singende Busfahrer ist auf Opern spezialisiert. Seine Frau hat ihn angemeldet, um ihm seinen Lebenstraum zu erfüllen: Auf einer großen Bühne vor Millionen Zuschauern zu singen. „Ich kann auch ohne Lenkrad singen“, scherzt er und stellt die Weichen für die Sendung: Ein gemütliches, herzliches Beisammensein vor dem Fernseher. Das mag man altbacken finden, ist aber eine erholsame und gebremste Abwechslung im Zeitalter von den Mindestforderungen von neuen Shows, die nicht unterhalb von „höher, schneller, weiter“ angesiedelt sind.
Das erste Lied, das auf der Bühne gesungen wird, hat eine gar vom Konzept abweichende Geschichte: Die Kandidatin wollte gern für ihre Töchter ein Lied singen, um sich für ihre Auswanderung zu entschuldigen – die Töchter aber drehten den Spieß um und haben nach der Kontaktaufnahme durch die Redaktion die Idee gehabt, selbst ein Lied als Dank zu singen. Emotionen, Musik, Herzlichkeit – hier stimmt alles. Und Judith Williams führt wie alter Hase durch die Situationen.
Es bleibt nicht nur bei nachgeträllerten Songs - «Mein Lied für Dich» hat auch Platz für selbst komponierte Lieder. Selina hat sich also beworben, um für ihre Frau Elisabeth ihr Lied zu singen, das sie eigentlich auf der Hochzeit spielen wollte. Das klingt sehr gut, das klingt professionell – Und zur musikalischen Leistung gesellt sich wie zuvor schon gesellige Herzlichkeit. Hier hat die Show schon einen Punkt erreicht, an dem sie nicht mehr schlecht werden kann.
Fernab des Inhalts ist das Studio an und für sich durchaus gelungen – rote Farbtöne, gepaart mit großen Kronleuchtern, schaffen ein gemütliches Ambiente. Aber: Für die emotionale Größe der Show wäre eine größere Bühne durchaus denkbar gewesen. Ob das Feeling auch in einem größeren Studio nahbar geworden wäre, lässt sich schwer beurteilen. Allerdings hätte das Konzept und die Umsetzung mehr verdient, denn es passt inhaltlich alles. Man mag die These für verrückt halten, aber: Als Live-Show und großer Bühne hätte das facettenreiche Konzept durchaus die Chance auf den großen Samstagabend. Und womöglich als Anwärter für die «Wetten, dass?!»-Nachfolge, sofern man es genauso gut live umsetzen kann wie als Aufzeichnung – Die Designs der Bauchbinden ähneln sich sowieso schon.
Denn hier wird alles gebündelt, was im deutschen Fernsehen für eine große Show im Programmplan fehlt: Eine Show, die für alle Altersklassen zugänglich ist, Musik und Talk bietet, nahbare und ehrliche Geschichten erzählt und von einer Moderatorin geführt wird, die mit Leidenschaft dabei ist. Das ZDF hat hier ein mehr als glückliches Händchen bewiesen, Judith Williams als Moderatorin gewonnen zu haben. Die ein oder andere Länge bei Einspielern oder Talk mal abgesehen – Die Premiere ist vollends geglückt.
Dass alle Songs live gesungen werden, ist auch nicht selbstverständlich – Das ZDF hat heute eine Show gezeigt, die in ihrer Form schon toll ist, aber als Live-Format durchaus Potenzial für den großen Samstagabend hat. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht. Aber bitte, bitte: Wenn, dann nur mit Judith Williams.
Das ZDF zeigt die zweite Ausgabe von «Mein Lied für Dich» kommenden Mittwoch, 23. Oktober 2019, um 20.15 Uhr.