«Terminator: Dark Fate» - Besser gut kopiert als schlecht selbstgemacht
In «Terminator: Dark Fate» bekommt es eine junge Mexikanerin mit einer neuen Killermaschine zu tun. Zum Glück eilen ihr Linda Hamilton und Mackenzie Davis zur Hilfe. Und Arnie ist auch mit an Bord!
Filmfacts: «Terminator: Dark Fate»
Start: 24. Oktober 2019
Genre: Action/Science-Fiction
FSK: 16
Laufzeit: 128 Min.
Kamera: Ken Seng
Musik: Junkie XL
Buch: David S. Goyer, Justin Rhodes, Billy Ray
Regie: Tim Miller
Darsteller: Mackenzie Davis, Linda Hamilton, Natalia Reyes, Arnold Schwarzenegger, Edward Furlong, Gabriel Luna
OT: Terminator: Dark Fate (CHN/USA 2019)
Der wohl wichtigste Fakt zu «Terminator: Dark Fate» zuerst: Man muss die Teile drei bis fünf nicht gesehen haben, oder besser: Sollte sie gedanklich sogar ganz ausklammern, denn in der Welt, in der nun der sechste spielt, haben diese nie stattgefunden. Der Grund dafür ist simpel: «Dark Fate» ist der erste Film des Franchises seit «Terminator 2: Tag der Abrechnung», an dem James Cameron – Regisseur und Autor der ersten beiden Teile – selbst mitgewirkt hat (als Produzent und Berater). Für diesen nahm Tim Miller («Deadpool») auf dem Regiestuhl Platz und verfilmt ein Skript von David S. Goyer («Man of Steel»), Justin Rhodes («Grassroots») und Billy Ray («Gemini Man»). Vor ihrer Arbeit am Drehbuch zu «Dark Fate» haben diese sich offenbar aufmerksam sämtliche «Terminator»-Teile angeschaut, um sowohl die Vorzüge der ersten beiden als auch die großen Schwachpunkte an all den darauffolgenden genau auszumachen. Was wie ein Lob klingt, lässt sich «Dark Fate» auch schnell zum Vorwurf machen; sämtliche Beteiligte liefern hier ein weitestgehend risikoloses Werk ab. Einfach weil sie sich so arg an die bewährte Struktur (insbesondere des ersten Films) klammern, dass man neue Impulse vergeblich sucht.
Doch all das hat auch seine Vorteile. «Terminator: Dark Fate» ist gleichermaßen zweckdienlich – und zwar im besten Sinne. Als Zuschauer bekommt man genau das, was man von einem «Terminator»-Film erwarten darf. Wer zu diesen Gunsten auf Überraschungsmomente verzichten kann, dürfte an «Dark Fate» überraschend viel Spaß haben.
Schon wieder ist Tag der Abrechnung
Mehr als zwei Dekaden sind vergangen, seit es Sarah Connor (Linda Hamilton) gelungen ist, den Tag der Abrechnung abzuwenden. Damals hat sie die Zukunft neu geschrieben und das Schicksal der Menschheit in andere Bahnen gelenkt. Dani Ramos (Natalia Reyes) führt mit ihrem Bruder und Vater in Mexico City ein einfaches Leben. Bis ein neuer, hoch entwickelter und tödlicher Terminator – bekannt als Rev-9 (Gabriel Luna) – aus der Zukunft in der Zeit zurückreist, um sie zu töten. Um zu überleben, muss Dani sich mit zwei Kriegern zusammenschließen: mit Grace (Mackenzie Davis), einer Supersoldatin aus der Zukunft, sowie der kampferprobten Sarah Connor. Da trifft das Trio, während der Rev-9 alles und jeden, der sich ihm bei der Suche nach Dani in den Weg stellt, gnadenlos tötet und dabei alles zerstört, auf einen T-800. Dieser Terminator aus Sarahs Vergangenheit ist möglicherweise ihre größte Hoffnung aufs Überleben.
Obwohl «Terminator: Dark Fate» vorab nicht großartig als eines der aktuell angesagten Gender-Switch-Projekte angekündigt wurde (also Filme, in denen anders als in den Vorgängern einer Reihe nicht mehr die Männer, sondern nun Frauen im Mittelpunkt stehen), ließe sich der Film guten Gewissens in diese aus BoxOffice-Sicht wenig unrühmliche Liste einordnen. Bislang kam diese Form der Neuausrichtung beim Publikum weniger gut an. Das könnte sich nun allein schon dadurch ändern, dass man mit Mackenzie Davis («Der Marsianer – Rettet Mark Watney») und Natalia Reyes («Birds of Passage») nun zwar zwei Frauen hat, die sich hier gegen einen neuen Killer-Terminator zur Wehr setzen müssen. Doch mit Linda Hamilton («The Line») kehrt ja auch eine der wichtigsten Figuren aus dem «Terminator»-Universum überhaupt zurück und darf diesmal noch mehr Ärsche treten, als sie es bisher ohnehin schon getan hat. Ansonsten lassen sich die Handlungen und Taten dieses Dreiergespanns aber schon sehr simpel so umschreiben, dass sie ziemlich genau das machen, was in den ersten zwei Filmen noch hauptsächlich Männer getan haben: erst vor einem Terminator fliehen und dann gegen einen Terminator kämpfen.
Routiniert spult das Skript das bisweilen wie ein Roadmovie aufgezogene Abenteuer der zwei und später drei Frauen ab. Auf einen ersten großen Kampf mitsamt ziemlich spektakulär inszenierter Verfolgungsjagd folgt eine ganze Weile der erzählerischen Bodenständigkeit. Ohne Kämpfe oder ausufernde Actionszenen geht es erst einmal darum, aufzuzeigen, wie aus den drei einander fremden Frauen ein zusammenhaltendes Team wird. Und da die Chemie zwischen Hamilton, Davis und Reyes absolut stimmig ist, hält einen «Dark Fate» auch dann bei Laune, wenn für einen Actionfilm gerade recht wenig auf der Leinwand passiert.
Arnold Schwarzenegger: der Szenendieb
Wo andere Regisseure diesen erzählerischen Part mithilfe falsch verstandener Coolness wie lustigen Onelinern oder bemühter Referenzen an frühere Teile aufzulockern versuchen würden, setzen die Verantwortlichen hinter «Dark Fate» auf eine angenehme Ernsthaftigkeit. Selbst Szenen, in denen einen verbale respektive visuelle Zitate regelrecht anspringen, werden von den Autoren nicht aufgegriffen; vielmehr spielen sie damit, dem Publikum nicht genau das zu bieten, was es vermutlich von ihnen erwartet. Erst recht, wenn die erzählerischen Zusammenhänge zwischen «Terminator», «Tag der Abrechnung» und «Dark Fate» dann doch so groß sind, dass man die Vorlage zu jedem Zeitpunkt erahnt. Das wird den einen oder anderen Zuschauer sicher auch enttäuschen. Bis auf ein (diesmal von Linda Hamilton ausgesprochenes) „I’ll Be back!“ gibt’s weder ein „Hasta la Vista, Baby!“ zu hören, noch bekommen wir Arnold Schwarzenegger in typischer Sonnenbrillen-Montur zu sehen – auch wenn es eine Szene, wenn nicht gar die beste im Film, gibt, in der sich die Macher ein charmantes Augenzwinkern in Richtung Arnies ikonischem Augenoutfit erlauben.
Überhaupt ist der Auftritt Schwarzeneggers die wohl größte positive Überraschung an «Terminator: Dark Fate». Allzu sehr wollen wir hier zwar nicht ins Detail gehen, doch so viel: Der mittlerweile 72-jährige Schauspieler findet genau die richtige Balance zwischen Anlehnung an seine Ursprungsrolle und hervorragender, dem Franchise entsprechender Weiterentwicklung – und auch das komödiantische Timing des gebürtigen Österreichers war selten besser als hier.
Das Hauptaugenmerk liegt dagegen auf den drei Hauptdarstellerinnen sowie ihre Integration in die zwar bisweilen ziemlich gigantomanischen, aber längst nicht so prägenden Actionsequenzen. Gehört «Terminator – Tag der Abrechnung» bis heute zu den ganz großen Meilensteinen des Effektekinos, hat man visuell heutzutage nahezu alles gesehen, sodass es umso schwieriger ist, «Dark Fate» auf tricktechnischer Ebene von der Blockbusterkonkurrenz abzuheben. Trotz Camerons Beteiligung – also des Regisseurs, dem es unter anderem gelungen ist, mithilfe von «Avatar» den 3D-Effekt wieder salonfähig zu machen und der zuletzt mit «Alita – Battle Angel» seine Leidenschaft für ausuferndes Spektakelkino erneut unter Beweis gestellt hat – kommt «Terminator: Dark Fate» über ein tricktechnisches „solide“ nicht hinaus. Einige der Actionszenen sehen richtig gut aus; Insbesondere wenn in der ersten großen Verfolgungsjagd vorwiegend mit haptischen Effekten wie explodierenden Autos gearbeitet wird, rummst es im Kinosaal gewaltig.
Auch sämtliche Effekte rund um den Terminator, der diesmal sogar die Fähigkeit besitzt, sich aufzuspalten (eine Eigenschaft, aus der das Skript leider nicht viel herausholt – es macht den Terminator nur noch weniger verwundbar als zuvor), sehen gut aus. Dann wiederum sind CGI und Greenscreen derart deutlich als solches zu identifizieren, dass man sich nur schwer in die Vorstellung reindenken kann, Miller hätte wirklich an einem Staudamm oder in einem Flugzeug gedreht. Da ist der Regisseur dann doch klar derjenige, der schon «Deadpool» inszeniert hat: Seine Heldinnen und Helden weiß er stark in Szene zu setzen, alles drumherum ist dann doch eher Durchschnitt.
Fazit
«Terminator: Dark Fate» riskiert erzählerisch zwar wenig, doch Tim Miller setzt das sich vorwiegend auf Versatzstücke der ersten beiden Franchise-Filme verlassene Skript solide um. Das neue Dreiergespann harmoniert – insbesondere im Zusammenspiel mit Szenendieb Arnold Schwarzenegger – gut, während die Effekte mit einer bemerkenswerten qualitativen Bandbreite zwischen katastrophal und herausragend aufwarten. Alles in allem bekommt man hier exakt das, was man von einem modernen «Terminator»-Film erwarten darf: wenig Überraschung, dafür alles in allem ordentliche Genreunterhaltung.
«Terminator: Dark Fate» ist ab dem 24. Oktober bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.