Im Fokus: Bundestagswahl 2005

Es ist der wohl spannendste Wahlabend in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Am Sonntag waren mehr als sechzig Millionen Bürger aufgerufen, einen neuen Bundestag zu wählen. Schon die ersten Prognosen um 18:00 Uhr zeigten deutlich, dass es weder für Schwarz-Gelb, noch für Rot-Grün reichen wird. Alle großen Fernsehsender haben live übertragen. Das Team des Online-Fernsehmagazins Quotenmeter.de hat die Wahlberichterstattung unter die Lupe genommen.


Im ersten Teil fassen wir die Übertragungen von ARD, ZDF, RTL, Sat.1 / N24, n-tv und CNN zusammen. Am Tag nach der Wahl erfahren Sie, welcher Sender mit seiner ersten Prognose dem vorläufigen amtlichen Endergebnis am nächsten war und welcher Kanal die meisten Zuschauer an sich binden konnte.


Die Bundestagswahl im Ersten

Von Fabian Riedner


Schaltet man den Fernseher ein, so wird sich bei den meisten deutschen Bundesbürgern die ARD finden. Jörg Schönenborn, Anne Will und Thomas Roth moderierten zusammen die Bundestagswahl in der ARD. Aus dem großen und eigenen Studio direkt aus dem Reichstag begann das Erste um 17:00 Uhr mit seiner Vorberichterstattung.

Anne Will eröffnete die Sendung mit einer kleinen Vorschau in den Abend, doch nach der ersten halbe Stunde schaute sie – auch wenn inhaltlich gewollt – auf ihre Armbanduhr. Sah nicht wirklich professionell aus und ließ dadurch auch die ARD nicht professionell wirken. Innerhalb der ersten Minuten brachte der Sender einen satirischen Bericht über den Einzug Angela Merkels in den Reichstag und den dazugehörigen Auszug des Bundeskanzlers Gerhard Schröder.


Ein paar Sekunden vor dem ersten Hochrechnungen erklärte WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn im Auftrag von infratest-dimap, dass das Ergebnis doch überraschend sei. Die SPD wurde um 18:00 Uhr mit 34,0 Prozent gesehen, die CDU mit 35,5 Prozent, FDP mit 10,5 Prozent, Bündnis 90/Die Grünen erreichten 8,5 Prozent und Die Linkspartei.PDS erzielte demnach 7,5 Prozent.

Die letzte Hochrechnung von infratest-dimap um 19.31 Uhr wich schon stark von den Umfragen um 18.00 Uhr ab. So erreichte die Union 35,3 Prozent (-0,2 % zu 18:00 Uhr), SPD 34,1 Prozent (+0,1 %), FDP 10,1 (-0,4 %), Die Grünen 8,1 Prozent (-0,4 %) und Die Linke.PDS mit 8,5 Prozent (+1,0 %).


Über ganz Deutschland, vor allem in den Hochburgen der Politik, hatte die ARD Korrespondenten aufgestellt. In München, Stralsund, dem Wahlkreis von Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel und natürlich auch in Berlin, waren die wichtigsten Stationen. In letzterem tummelten sich natürlich die meisten Mitarbeiter der ARD, in allen Wahlzentralen standen Kameras, um die Atmosphäre mit aufzunehmen. In der 19:00 Uhr-Stunde schaltete man nach Washington, wo der Zuschauer wirklich interessante Informationen bekommen hatte. Aus Istanbul und Moskau kamen kleine Fakten, Informationsgehalt war aber fast bei Null.


Die Berichterstattung der ARD hat gute wie auch schlechte Seiten. Einerseits war Anne Will in der ersten Stunde sehr locker und frisch, wurde aber nach den ersten Zahlen sehr ernst. Doch zwischen den interessanten und doch stark schwankenden Zahlen, vor allem bei der Linkspartei, waren die Schalten zu Korrespondenten nur langweilige Lückenfüller, deren Inhalt schon am nächsten Morgen keinen mehr interessieren dürfte. Für das Unwort des Jahres sind zwei Begriffe nominiert, beide sagen dasselbe aus: Da gibt es die „Schwampel“ und die schwarze Ampel. Gemeint ist ein Bündnis aus Union, FDP und Die Grünen. Doch eine Ampel besteht, wie jeder wissen sollte, aus den Farben rot, gelb und grün.



Die Bundestagswahl im ZDF

Von Alexander Krei


Um 16:45 Uhr startete das ZDF seine Berichterstattung aus dem Reichstag in Berlin. Moderatorin Bettina Schausten stimmte das Publikum auf einen spannenden Wahlabend ein, was sich auch bewahrheiten sollte. Letzte Umfrageergebnisse der Forschungsgruppe Wahlen, die «heute»-Moderator Steffen Seibert präsentierte, bescheinigten der Union gemeinsam mit der FDP allerdings noch eine bessere Chance zur Regierungsbildung als sich rund eine Stunde später herausstellen sollte.


Bis zu den «heute»-Nachrichten um 17:00 Uhr gab es kurze Schalten zu den Wahlpartys der großen Parteien SPD, CDU, FDP, Grüne und Linkspartei. Inhaltlich gab es bei den Gesprächen mit den Reportern vor Ort erwartungsgemäß allerdings nicht. Interessanter war da schon das kurze Gespräch mit „Focus“-Chefredakteur Helmut Markwort und Klaus Schrotthofer von der „Westfälischen Rundschau“. Darin wurden unterschiedliche Standpunkte diskutiert, die für einige Zuschauer sicherlich aufschlussreicher waren, als manche Diskussion zwischen Politikern. Nach 17:00 Uhr kamen beide Journalisten noch in zwei ausführlicheren Gesprächen zu Wort.


Wie schon im Wahlkampf schaltete Bettina Schausten während der Vorberichterstattung zum Wahlergebnis zum sogenannten ZDF-„Wahlbus“, der diesmal in Erfurt Station machte. Meinungen der Bürger kamen hier zu Wort. Auch dies war teils interessanter als die eine oder andere Prognose, die man vor der Wahl zu sehen bekam.


Dennoch durften auch die obligatorischen Umfragen nicht fehlen. So ging man im Zweiten unter anderem auf das unterschiedliche Wahlverhalten der West- und Ostdeutschen ein, thematisierte die wichtigsten Themen des Bürgerinnen und Bürger und ging auf mögliche Koalitionen ein. Matthias Jung von der „Forschungsgruppe Wahlen“ brachte es auf den Punkt: „Es wird ein sehr knappes Ergebnis werden.“


Um Punkt 18 Uhr folgte dann die Prognose des ZDF, in der klar wurde, dass sowohl die SPD (33 %), als auch die Union (37 %) deutliche Verluste hinnehmen musste. Starker Gewinner war demnach die FDP, die sich auf 10,5 % verbesserte. Grüne und Linkspartei kamen auf jeweils 8 % der Stimmen.


Direkt im Anschluss an die Verkündung des Ergebnisses schaltete Moderatorin Schausten zu den Reportern Peter Hahne und Peter Frey, die erste Reaktionen von Union und SPD einfingen. Kurz darauf widmete man sich allerdings ausführlich einem Gespräch zwischen dem brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) und seinem hessischen Amtskollegen Roland Koch, die ihre Standpunkte erläuterten.


Anschließend wurde die Rede des SPD-Parteivorsitzenden Franz Müntefering aus dem Willy-Brandt-Haus live übertragen und ein Gespräch mit Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel ermöglicht. Auch Guido Westerwelles Jubelrede wurde kurze Zeit später nachgereicht. Während der Hauptausgabe der «heute»-Sendung um 19:00 Uhr kam schließlich auch Bundeskanzler Gerhard Schröder zu Wort, der darin nach wie vor auf seinen Posten als Regierungschef beharrte, gleichzeitig aber wie alle andere Politiker aber verschwieg, wie genau er das anstellen möchte.


Generell wirkten die verschiedenen Reporter hilflos in den Gesprächen mit den deutschen Politikern, die sich alle als Sieger betrachteten. Nur sehr wenige Neuigkeiten konnten den Staatsmännern entlockt werden. Für den Zuschauer blieb auch in Anbetracht der weiteren Prognosen viel Unklares übrig. Egal ob CSU-Chef Edmund Stoiber oder ein Mitglied der Linkspartei, die in der Wahlberichterstattung nur eine kleine Rolle spielte; alle Politiker redeten sich ihre Ergebnisse schön und konnten die üblichen Phrasen mit einbringen.


„Focus“-Chefredakteur fasste die Lage um 19:45 Uhr klar zusammen: „Wenn sich Union und SPD nicht einigen, haben wir Chaos in Deutschland.“ Chaos bleibt auch nach dreistündiger Berichterstattung des ZDF, was nicht zuletzt auch an den unterschiedlichen Ansichten der Parteien gelegen hat. Es gelang nicht, klare Positionen der Spitzenpolitiker festzustellen. Allesamt verwiesen sie auf die kommenden Tage. Die Zuschauer tappten also im Dunkeln. Allerdings: Um kurz vor 20 Uhr wurde versucht mittels verschiedener Umfragen auf das unerwartet schlechte Abschneiden der Union eingegangen. Darin wurde deutlich, dass sowohl der Steuerexperte Paul Kirchhof der Partei geschadet hat, als auch, dass viele CDU-Wähler aus taktischen Gründen zur FDP „übergesprungen“ sind. Doch wie es in Deutschland weitergehen wird, konnte beim ZDF nicht ausreichend geklärt werden.


Um 20:13 Uhr zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen der 18-Uhr-Prognose und der neusten Hochrechnung: Demnach kam die SPD auf 34,1 Prozent (+ 1,1 %), die Union auf 35,2 Prozent (- 1,8 %), die Grünen auf 8,2 Prozent (+ 0,2 %), die FDP auf 10,2 Prozent (- 0,2 %) und die Linken auf 8,6 Prozent (+0,6 %).


Die Bundestagswahl bei RTL

Von Fabian Böhme


Auch RTL machte sich am Wahlabend stark: Mit Peter Kloeppel aus dem Kölner Nachrichtenstudio der RTL-Nachrichtenmagazine präsentierte der Kölner Sender seit 17:45 Uhr die aktuellsten Zahlen: Prognosen, Hochrechnungen und Sitzverteilungen. Schon vor der "Uhrzeit des Tages" war der Inhalt der Wahlsendung straff platziert. Auch ein Rückblick auf den gelaufenen Wahltag wurde eingespielt, die Stimmabgabe der Spitzenkandidaten wurde gezeigt. Um kurz vor Sechs punktete RTL mit einer Wahlkampfzusammenfassung. Daraufhin schaltete man noch kurz zu einigen Korrespondenten der Parteien, bevor es 18:00 Uhr schlug.

RTL positionierte Korrespondenten in den jeweiligen Parteizentralen in Berlin. So war für die SPD Gerhard Hofmann mit Unterstützung von Peter Schubmann in der SPD-Zentrale vor Ort. Für die Union waren Heiner Bremer und Lothar Keller zuständig und die Grünen deckte Susanne Ungrad ab. Die FDP wurde von Cordula Robeck ins Rampenlicht geführt und die Linkspartei war der Aufenthaltsort von Jutta Bielig, die vom Berliner Schlossplatz berichtete. Im Zentrum aller Regierungsveranstaltungen befand sich Ilka Essmüller: Sie war direkt aus Reichstag zu sehen und sprach mit Besuchern der Kuppel über ihre Wahlverhältnisse.


Die RTL-Prognose sah um Punkt 18:00 Uhr wie folgt aus: Die SPD sicherte sich 33,5 Prozent der Stimmen, unterlag somit der CDU/CSU, die mit 36,0 Prozent stärkste Fraktion nach der RTL-Prognose wäre. Die Grünen um Joschka Fischer konnten 8,5 Prozent erreichen, die FDP wurde mit 10,5 Prozent zur drittstärksten Partei ermittelt. Die Linkspartei gab sich mit 8,5 Prozent zufrieden.

Die erste Hochrechnung zeigte RTL um 18.10 Uhr. Demnach kam die Union auf 35,9 Prozent der Stimmen, gefolgt von der SPD mit 33,6 Prozent. Dahinter platzierte sich die FDP mit 10,6 Prozent auf den dritten Rang und wurde von der Linkspartei mit 8,6 Prozent gefolgt. Die Grünen konnten laut der ersten RTL-Hochrechnung 8,4 Prozent der Stimmen einfahren.


Die RTL-Hochrechnung von 20:00 Uhr zeigte Zahlen, die von der Prognose/18.00 Uhr stark unterschiedlich waren. Demnach erreichte die SPD um 20:00 Uhr 34,1 Prozent der Stimmen, bedeutete ein Unterscheid von -0,6 Prozentpunkten zu 18.00 Uhr. Bei der CDU belief sich der 20.00 Uhr-Wert auf 34,9 Prozent (-1,1% zu 18.00 Uhr). Die Grünen erreichten 8,2 Prozent der Stimmen laut Hochrechnung (-0,3%) und die FDP erizielte um 20.00 Uhr 10,0 Prozent (-0,5%). Die Linkspartei konnte 8,5 Prozent der Stimmen für sich gewinnen, was mit +/- 0,0 Prozent Abweichung zur 18.00 Uhr-Prognose übereinstimmt.


Der Kölner Sender richtete eine hauseigene Wahlparty aus. "Unter den Linden 1" lautete die Adresse, von der Frauke Ludowig ab knapp 19.45 Uhr berichtete. Sie interviewte Stars wie Ottfried Fischer, auch Reiner Calmund war anwesend. Zu sehen waren unter anderem auch Jenny Elvers-Elberzhagen und Ludger Pistor («Balko»). Unpassend: Hape Kerkeling alias Horst Schlemmer mischte sich unter die Partygäste und blödelte in einem Berliner Wahllokal herum. Anschließend stand er bei Ludowig und fiel ihr um den Hals, was nicht wirklich zum Abend passte.


RTL überzeugte im Alleingang von Peter Kloeppel mit souveräner Moderation, die aber von einem technsichen Problem mit den Berlinschalten überschattet wurde. Die Leitungen von Köln nach Berlin sind kurzzeitig abgerissen, hieß es. Etwas unsanft verabschiedete sich Kloeppel von Heimer Bremer und Edmund Stoiber, die mitten im Interview waren. Weil Gerhard Schröder zum Pult schritt, unterbrach Kloeppel das Interviewpaar mit einem platten "Sorry, aber...". Positiv waren die Zusatzinformationen wie die Grafik mit Einfärbung der Wahlkreise in Parteifarben, die auf Bundesebene und von Bayern & Nordrheinwestfalen präsentiert wurden. Wie es jeder Sender macht, waren auch bei RTL die Grafiken für aktuelle Sitzverteilungen vorhanden. Auch die Wahlkreis-Analyse mit Vergleich von 2002 zu 2005 war sehr interessant anzuschauen. Peter Kloeppel moderierte wie erwähnt allein, stehend und vor dem Touchscreen-Bildschirm. Die Grafiken waren klar gegliedert, mit optischen Mitteln wurden die Zahlen vermittelt.


Zum Thema Schalten zu Außenreportern: Es kamen viele Impressionen der Parteien zum Vorschein, was das Geschalte positiv beeinflusste. Das "Koalitionsdomino", wie es Herr Kloeppel nannte, war durch die einfache Darstellung informativ und übersichtlich. Wie der Name schon sagt, wurde mit aktuellen Prozentzahlen potenzielle Regierungen zusammengebastelt, was für den Zuschauer interessant und vor allem wichtig war.


Die Bundestagswahl bei Sat.1 und N24

Von Andreas Markhauser

Bei der ProSiebenSat.1-Gruppe entschloss man sich, Sat.1 und N24 für die Berichterstattung zusammenzulegen. Von den vier großen Sender berichtete Sat.1 zeitlich am kürzesten (17:55 Uhr – 19:20 Uhr) über die Ereignisse der Bundestagswahl; N24 informierte bereits ab 17:00 Uhr. Die Hauptmoderation führten Sat.1-Anchorman Thomas Kausch sowie Alexandra Karle vor dem Reichstag in Berlin. Bis zur ersten Prognose um 18:00 Uhr gaben Korrespondenten und Gäste wie Philipp Stelzner, Peter Limbourg bzw. Dieter Kronzucker, Michel Friedman oder Claus Strunz ihre Informationen und Meinungen zum Besten. Der ersten Prognose zufolge erreichte die SPD 33,5 Prozent (-5,0 %), die CDU/CSU 36,0 Prozent (-2,5 %). Drittstärkste Partei wurde die FDP mit 10,5 Prozent (+3,1 %), gefolgt von den Grünen mit 8,5 Prozent (-0,1 %) und der Linkspartei mit 8,5 Prozent (+4,5 %). Die sonstigen Parteien erreichten 3,0 Prozent (+/-0,0 %).

Die erste Hochrechnung gab es dann um 18:14 Uhr: Demnach war die CDU/CSU mit 35,9 Prozent die stärkste Partei. Danach folgten die SPD (33,6%), die FDP (10,6%), die Linkspartei (8,6%) sowie die Grünen (8,4%). Ganz hinten lagen die Sonstigen mit 2,9 Prozent.

Nach weiteren Gesprächen mit Michel Friedman und Claus Strunz sowie der zweiten Hochrechnung übertrugen Sat.1 und N24 die Rede von Franz Müntefering (18:31 Uhr), Angela Merkel (18:36 Uhr) und Guido Westerwelle (18:44 Uhr). Um 18:55 Uhr führte CDU-Korrespondent Peter Limbourg ein Interview mit Angela Merkel, die sich zielsicher zeigte und Gespräche mit der FDP und SPD begrüßte. Auch Merkel stellte klar, dass es keine Koalition mit der Linkspartei geben würde.

Im Anschluss überschlugen sich die Reden der Politiker: Gegen 19:10 Uhr Gregor Gysi, Oskar Lafontaine sowie Joschka Fischer zu Wort. Um 19:25 Uhr hielt Gerhardt Schröder eine Rede, in der er verlauten ließ, auch künftig Bundeskanzler zu bleiben. Ein konkretes Vorgehen nannte er allerdings nicht. Bereits um 19:20 Uhr verließ Sat.1 das politische Geschehen und zeigte den Krimi «Kommissar Rex».


Ein weiteres Interview folgte gegen 19:40 Uhr bei N24 mit dem CSU-Chef Edmund Stoiber, im Anschluss wurde mit FDP-Fraktionsvorsitzendem Wolfgang Gerhardt gesprochen.

Nach der siebten Hochrechnung um 21:20 Uhr kommt die CDU/CSU auf 34,8 Prozent, die SPD mit 34,2 nur knapp ein halbes Prozent schwächer. Die FDP ist mit 10,0 Prozent drittstärkste Partei; gefolgt von der Linkspartei (8,5%) und den Grünen (8,2%). Die Sonstigen fallen mit 4,3 Prozent weg. Die SPD hat somit die meisten Sitze im deutschen Bundestag (223); CDU/CSU kommen auf nur 220 Sitze, die FDP auf 63 und die Grünen auf 51. Auch die Linkspartei zieht mit 53 Sitzen in den Bundestag ein. Alle Prognosen und Hochrechnungen bei Sat.1 und N24 wurden von dem Meinungsforschungsinstitut forsa durchgeführt.


Die Bundestagswahl bei CNN

Von Steffen Seel


Der führende Nachrichtensender auf der Welt, mit Sitz in den USA, warb mit einer nationalen Wahl bezogen auf eine internationale Angelegenheit. Schon im Vorfeld hat CNN auch explizit in Deutschland Werbung für dessen Berichterstattung gemacht, in englischer Sprache. Der Nachrichtensender begann dann live um 17:30 Uhr deutscher Zeit mit der Wahlsendung aus Berlin. Die Sendung «Germany Votes» begann mit einem extra animierten Opener und folgte mit der Anmoderation von Becky Anderson live vor dem Reichstag. Wenig später meldeten sich auch Chris Burns aus der SPD-Parteizentrale und Robin Oakley aus der CDU-Parteizentrale zu Wort.


Zu Beginn der Sendung legte Becky Anderson gleich den Zuschauern eine Forse-Umfrage dar, um deutlich zu machen, wie das deutsche Stimmungsbild aussieht. Dann zeigten die beiden Reporter aus den Parteilagern eine ganz besondere Reportage über die beiden Spitzenkandidaten von SPD und CDU. Dabei wurde besonders auf den Wahlkampf mit dessen Vorschlägen gesetzt. CNN sah das Hauptproblem der gescheiterten Schröder-Regierung in der Arbeitslosigkeit, die bei 11,4 Prozent stagniert. Im Übrigen wurde Angela Merkel als eine starke Persönlichkeit dargestellt mit stichhaltigen Punkten, mit denen sie Deutschland verändern will. Vor dem ersten Werbeblock nach fünfzehn Minuten, meinte Becky Anderson noch, dass dies die wichtigste Wahl nach vierzig Jahren Bundesrepublik Deutschland ist.


Nun wurde besonders auf die Wirtschaft Deutschlands gesetzt. Charles Hodsen war im Ruhrgebiet und sprach dort die Arbeiter in den Steinkohlehütten an, wie sie über ihre Sicherheit am Arbeitsplatz denken. Besonders wurde betont, dass Deutschland Exportweltmeister ist und es nur noch daran fehle, es auch im Inneren umzusetzen. Kurz vor dem zweiten Werbeblock wurde noch bekannt gegeben, dass fast 25 Prozent der wahlberechtigten Deutschen unentschlossen sind.


Kurz vor 18:00 Uhr, also der Zeitpunkt, an dem es die ersten Hochrechnungen gibt, meldete sich CNN mit dem deutschen Politikexperten Josef Joffe zurück. Doch die Diskussion wurde abrupt beendet, da CNN das Signal des deutschen Nachrichtensenders n-tv übernahm und so den Zuschauern die erste Hochrechnung darbot. Diese Übernahme dauerte sieben Minuten an, wobei auch die Stimmung der verschiedenen Parteizentralen eingefangen wurde.

Nun meldete sich Becky Anderson mit einem Balkendiagramm auf weißen Hintergrund zurück. Wenig später zeigte man auch die Gewinne bzw. Verluste und die vorläufige Sitzverteilung, auf Berufung auf Forsa. Nun wurde zu den beiden Reportern Chris Burns und Robin Oakley geschaltet, um die Stimmung einzufangen. Wenig später meldete sich Becky Anderson mit einer Diskussionsrunde bestehend aus Charles Hodsen und Josef Joffe zurück. Sie unterhielten sich über den Ausgang der Wahl und spekulierten auf eine große Koalition.


Anschließend übernahm CNN wieder teilweise das Signal von n-tv, um die ersten offziellen Stimmen der Parteivorsitzenden einzufangen. Der Zuschauer durfte sich auf Ansprachen von sämtlichen großen Politikern einstellen. Dabei kam es aber teilweise zu zeitverzögerten Bildern. Unterdessen wurde weiterhin vor dem Bundestag diskutiert und es kamen aktualisierte Hochrechnungen rein. Besonders Chris Burns und Robin Oakley konnten in den Parteizentralen von SPD und CDU/CSU jede Menge Politiker an Land ziehen und mit ihnen über den Wahlausgang reden. So zog sich der Abend bis 21:00 Uhr hin. Insgesamt kann man sagen, dass CNN einen sauberen Job für einen nicht deutschen Sender gemacht hat. Jeder Zuschauer, der sich nicht wirklich gut mit der deutschen Politik auskennt, wurde dort umfassend berichtet und dies gar nicht auf eine komplezierte Art und Weise.



Die Bundestagswahl bei n-tv

Von Manuel Weis


Die Bundestagswahl 2005 – gerade für die Nachrichtensender das Großereignis des Jahres. Der Kölner Sender n-tv widmete sich den ganzen Tag über dem Thema Wahl und sendete ab Nachmittag direkt aus Berlin. Durch die Wahlsendungen führte Lars Brandau – und dieser machte seinen Job größtenteils ordentlich.
Kleine Pannen ließen sich nicht vermeiden, des öfteren gab es Tonprobleme oder verwackelte Bilder der Reporter aus den Lagern der Parteien, dies ist im Live-Stress aber zu entschuldigen. Lob also für Brandau, Kritik aber an der Redaktion. Teilweise wirkte das Programm des Senders langatmig, nach der fünften Schalte zu den Grünen war dem Zuschauer schon vorher klar, was es von dort zu berichten gibt.
Der n-tv Gewinner des Abends hieß allerdings Sandra Maischberger. Im n-tv Wahlstudio interviewte sie Politgrößen wie zum Beispiel Michael Glos (CSU). Flott, interessant und ohne unwichtige Schnörkel.
Bei den Zahlen des Abends verließ sich n-tv auf das Institut Forsa und lieferte somit die selben Zahlen wie auch Konkurrent N24, Sat. 1und RTL. Mit 34,0 Prozent für die SPD, 36,5 für die CSU und 10,5 Prozent für die FDP (18:00 Uhr) lag Forsa nahe am bislang vorliegenden Ergebnis (22:00 Uhr)
Dennoch: n-tv war für mich nicht der Gewinner des Abends. In den – wenigen - Werbepausen, in denen ich zu N24 geschaltet habe, habe ich mich besser informiert und unterhalten gefühlt. Gerade die Runde Schlegelmann/Strunz/Friedman war ein Punkt, der dem n-tv Programm gefehlt hat.
Fazit: Gute Leistung, n-tv, aber leider reichte es nicht, den Konkurrenten N24 zu überholen.


Welcher Sender hatte die besten Zahlen und die meisten Zuschauer? Antworten auf diese Fragen liefert Ihnen das Online-Fernsehmagazin Quotenmeter.de am Tag nach der Bundestagwahl.
18.09.2005 22:10 Uhr  •  der Quotenmeter.de Redaktion  •  Quelle: Quotenmeter.de Kurz-URL: qmde.de/11318