In den Vereinigten Staaten von Amerika startete der Disney-Konzern sein bis dato größtes Projekt: Disney+ ist nun offiziell online.
In den vergangenen Monaten ließ die Walt-Disney-Gruppe die Katze aus dem Sack: Praktisch wöchentlich veröffentlichte der Micky-Maus-Konzern neue Details über den geplanten Streaming-Dienst Disney+, der am Dienstag, den 12. November 2019, in den Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada und den Niederlanden startete. Sieben Tage später wird das Angebot in Australien und Neuseeland on Air gehen, das Vereinte Königreich, Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien folgen am 31. März 2020.
In den USA schenkt der Telekommunikationsanbieter Verizon seinen treuen Kunden ein Jahr gratis Disney+, das Angebot könnte also im ersten Monat schon mit potenziellen 50 Millionen Abonnenten starten. Durch eine in der vergangenen Woche geschlossenen Kooperation mit Amazon wird der Dienst auch auf den Fire-Geräten angeboten, die sowohl in Deutschland als auch in Amerika weit verbreitet sind. Fernseher von Samsung und LG werden die App ebenfalls abspielen können.
Disney+ wird Filme und Serien von den Walt Disney Studios und Walt Disney Television ausstrahlen. Neben zahlreichen Klassikern wird man auch Inhalte seiner Tochterfirmen 20th Century Fox, Marvel, National Geographic, Pixar und der «Star Wars»-Schmiede Lucasfilm anbieten. Allerdings bleiben Fans von ABC Studios außen vor, denn Inhalte wie «Alias», «Lost» oder «Desperate Housewives» sind nicht geplant. Obwohl sich Disney-CEO Bob Iger noch nicht konkret äußerte, sollen diese Inhalte wohl dem Disney-Dienst Hulu vorbehalten sein.
Zu den gefragtesten Formaten gehört zweifelsohne die «Star Wars»-Serie «The Mandalorian». Zwei Staffeln á acht Folgen sind vorerst geplant, das Budget beträgt 120 Millionen US-Dollar. Das Projekt, das von Jon Favreau, Dave Filoni, Rick Famuyiwa und Chris Yost geschrieben wurde, hat Pedro Pascal, Carl Weathers, Gina Carano, Werner Herzog und Nick Nolte als Hauptdarsteller verpflichtet. Zum US-Start gibt es die erste Folge, jeden Freitag folgt ein weiteres Abenteuer. Am 27. Dezember 2019 wird das erste Kapitel beendet, der Sendestart der zweiten Season steht noch nicht fest.
Während die Lucasfilm-Produktion ihre Premiere bei Disney+ feiert, ging bereits am Freitag vergangener Woche die erste Folge der Serie «High School Musical: The Musical: The Series» auf Sendung. Das US-Network ABC, freeform und der Disney Channel strahlten um 20.00 Uhr zeitgleich die erste Folge aus. Erst am Freitag gibt es das zweite Abenteuer serviert, drei Tage lang bekommen die Zuschauer keinen neuen Inhalt geboten. Zum Launch starten außerdem non-fiktionale Serien wie die Highschool-Reunion-Show «Encore!» mit Kristen Bell und die Doku-Reihe «The World According to Jeff Goldblum».
Im Januar 2020 startet die zehnteilige Comedy-Serie «Diary of a Female President», ehe einen Monat später «Star Wars: The Clone Wars» mit der siebten Staffel zu Disney+ wechselt. Im August 2020 können sich die Abonnenten auf die Marvel-Serie «The Falcon and the Winter Soldier» freuen. Zudem soll 2020 die Pixar-Serie «Monsters at Work» kommen, die die Geschichten der «Monster AG» fortsetzt.
Startschwierigkeiten
Der US-Start verlief übrigens nicht frei von Problemen. So liegen momentan alte «Die Simpsons»-Folgen nur in einem falschen Bildformat vor. Außerdem wurden Episoden mehrerer Zeichentrickserien in einer falschen Reihenfolge hochgeladen – davon sind unter anderem sowohl die «DuckTales» aus den 1980er-Jahren als auch die neuen «DuckTales» betroffen. Während sich die Originalserie, von wenigen Mehrteilern abgesehen, in jeder beliebigen Reihenfolge anschauen lässt, ist dies bei der 2017 gestarteten Neuauflage ein sehr ärgerlicher Fauxpas, da die Serie horizontal erzählt wird. Besonders kurios: Eine Episode wurde bei Disney+ falsch betitelt – sie trägt nun einen Titel, der noch in der Skriptphase verworfen wurde. Wie es zu solchen Fehlern kommen konnte, ist derzeit unklar. Laut Frank Angones, Ko-Produzent und Autor der neuen «DuckTales», versuchen die Serienverantwortlichen derzeit, diese Fehler ausbügeln zu lassen.
Außerdem berichten mehrere Disney+-User von einem Bug, dass der Streaming-Dienst sich nicht verlässlich merkt, wo sie eine Serie oder einen Film verlassen haben – wer eine Serie unterbricht, wird momentan oftmals zurück zu deren Anfang geleitet.
Ein Blick in die Zukunft
Das Line-Up von Disney+-Originals fällt zum Start noch überschaubar aus, allerdings hat die Disney-Gruppe im Hintergrund schon Größeres geplant. Mit dem Start von Disney+ soll das gesamte Verwertungssystem überarbeitet werden. Disney ist sich sicher, dass sie zunächst Milliarden von US-Dollar investieren und auf Einnahmen verzichten müssen, aber langfristig sollen alle Inhalte auf der neuen Plattform ein Zuhause finden.
Nach den letzten Erkenntnissen möchte Disney die Hoheit über Streaming bekommen, allerdings können sich Zuschauer auch weiterhin auf Free-TV-Premieren freuen. ProSieben & Co. können auch weiterhin Serien und Filme ausstrahlen. Doch wie relevant sind die linearen Sender noch in einer Disney+-Welt? Ab April 2020 könnte sich auch in Deutschland das Ökosystem ändern.