It's Showtime - Ein Blick auf den US-Sender

Der US-Sender Showtime existiert seit über 43 Jahren. Ihn verbindet eine lange Fehnde mit HBO, die in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen hat. Quotenmeter.de zeigt die Entwicklung des Senders genauer auf und sagt, wo er heute steht.

Die größten Showtime Serien

«Homeland» - Sieben Staffeln/ laufend
«Shameless» - Neun Staffeln/ laufend
«Ray Donovan» - Sieben Staffeln/ laufend
«Dexter» - Acht Staffeln/ abgeschlossen
«Californication» - Sieben Staffeln/ abgeschlossen
«Die Tudors» - Vier Staffeln/ abgeschlossen
Die Geschichte des US-Senders beginnt fulminant: startete Showtime im Juli 1976 noch mit 10.000 Abonnenten, stieg diese Zahl schon am Ende desselben Jahres auf 55.000 an. Ein starker Einstieg, dem noch größeres folgen sollte. Zwei Jahre später, 1978, kam der große Umschwung auf das Satellitenfernsehen, wodurch Showtime fortan landesweit in den Vereinigten Staaten ausgestrahlt wurde. Gleichzeitig markierte die größere Reichweite des Senders auch den Startschuss für die Konkurrenz zwischen den Sendern Showtime und HBO. Der Sender Home Box Office - HBO - wurde erst selbst im November 1972 gegründet und war nur wenig älter als Showtime. Während HBO ab 1975 landesweit ausgestrahlt wurde, zog Showtime erst drei Jahre später nach. Eine Konkurrenzansage gegenüber HBO. Die Rivalität der Sender, die um die Gunst der Zuschauer ringen, hat sich bis heute gehalten.

Im Juli 1981 war Showtime dem größeren Sender HBO jedoch einen Schritt voraus. Showtime setzte ab diesem Zeitpunkt auf ein 24stündiges Ausstrahlungsformat und betrat damit neues Gebiet. HBO zog erst im Dezember desselben Jahres nach. Was heute als Standard wahrgenommen wird, war damals ein revolutionärer Akt in der Welt des Fernsehens. Und Showtime war ein bedeutender Teil dieser neuen Fernsehlandschaft.

Die 1980er Jahre waren für Showtime eine experimentelle Zeit. Der Sender musste seine eigene Identität suchen, um zu wissen, welche Formate seine Zukunft bestimmen würden. So belebte Showtime 1983 die Anwaltsserie «The Paper Chase» für drei Staffeln wieder, obwohl die 1979 abgesetzt wurde. Abseits davon waren die Achtziger des Senders primär von Comedy-Inhalten und Stand-Up-Programmen geprägt, dramatisches hingegen suchte man vergebens.

1988 kam mit dem Launch von „Showtime Event Television“ ein weiterer Wendepunkt in der Showtime-Historie. Ein PPV-Kanal, der sich besonderen Programmen widmete, die allgemein als Special-Interest galten. In den frühen 1990ern nahm das Programm Fahrt auf. Es wurden mehrere Independent-Kurzfilme eingekauft, die im Rahmen der «30-Minute Movie» Serie gezeigt wurden. Eine dieser Premieren, der Kurzfilm «12:01 PM», wurde 1991 für den Oscar nominiert. Im Rahmen derselben Reihe gewann ihn ein Jahr später sogar der Kurzfilm «Session Man».

Doch die Rivalität zwischen Showtime und HBO spitzte sich in den 1990ern zu. Während HBO mit eigenständigen Formaten an Zulauf gewann - sowohl von der Seite der Zuschauer, als auch von den Kritiken - schien Showtime immer einen Schritt hinterher zu sein. Dass der Sender in der Bredouille, wusste er von allen natürlich am besten. Die Reaktion darauf gleicht einem Befreiungsschlag. Showtime veröffentlichte unter „Showtime Original Pictures“ zwischen 1994 und 1997 um die achtzig Filme, um sich gegen die Konkurrenz zu behaupten. Die Erfolge waren jedoch gemischt. Während manche der Produktionen zwar unter anderem für die Emmys nominiert wurden, hieß auch dort der große Sieger HBO. Showtime stellte die groß angelegte Filmproduktion 2005 ein. Laut dem Sender sind weder aktuell, noch für die Zukunft ähnliche Kampagnen geplant.

2000 brachte Showtime die Serie «Queer as Folk» auf den Markt, die die Geschichte von einer befreundeten Gruppe homosexueller Frauen und Männer erzählt. Doch der Erfolg, den sich Showtime aus der qualitativ guten und inhaltlich innovativen Serie versprach, blieb verhalten. Der Grund dafür war wieder einmal der eigentliche Big Player HBO, der 1999 mit «The Sopranos» die Fernsehwelt auf den Kopf stellte. Während «The Sopranos» mit neuen Erzähltechniken, nuancierten Charakteren und grandiosen Darstellern eine neue Ära einleitete, konnte Showtime keine Produktion vorweisen, die einen ähnlichen Einfluss gehabt haben könnte. Mit HBO Serien wie «Sex and the City» und «Oz - Hölle hinter Gittern» wurde es für Showtime nicht gerade leichter gegen den Rivalen anzutreten.

Die Konkurrenz zwischen den Sendern beschränkte sich dabei nicht nur auf das Segment der Filme und Serien. Auch im Bereich des Sports wurden die Senderechte hart umkämpft. Der Boxsport, der in den USA deutlich attraktiver für das Fernsehen ist als es in Deutschland der Fall ist, wird von den verschiedenen Sendern hart umkämpft. „HBO Boxing“ ist auch dabei das mitunter größte Schwergewicht, doch auch Showtime warf gerade in den 1990ern immer wieder seinen Hut in den Ring. Denn Showtime nahm einzelne Boxer unter Vertrag, was zur Folge hatte, dass die Sportler nicht auf anderen Sendern kämpfen konnten und die Übertragungsrechte allein bei Showtime lagen. Zu diesen Boxern zählte damals auch der legendäre Mike Tyson, dessen Kämpfe stets ein sicherer Quotenmagnet waren.

Mittlerweile ist der zumal große Abstand zwischen Showtime und HBO kleiner geworden. Während Showtime Anfang und Mitte der 2000er der zweifelsohne Verlierer im Vergleich mit HBO war, konnte sich Showtime im letzten Jahrzehnt immer mehr behaupten. Serien wie «Masters of Sex», «Californication» und «Ray Donovan» erfreuen sich nicht nur großer Beliebtheit, sondern sind auch von den Kritikern als qualitativ starke Serien anerkannt. Dazu gesellen sich Serien wie «Homeland » und «Shameless», die aktuell immer noch erfolgreich laufen und mehrere Staffeln haben. So ist «Shameless» bereits in der zehnten Staffel und hat eine Zuschauerschaft von gut 800.000. Als die Serie 2003 startete, wurde die Premiere von über 980.000 Menschen gesehen und markiert somit eine der erfolgreichsten Showtime Premieren.

Das führte dazu, dass die Beliebtheit von Showtime stieg. Das spiegelt sich auch in den aktuellen Zahlen des Senders wider. Im ersten Quartal 2019 überstieg der Sender erstmals die acht Millionen Abonnentenmarke - zwei Jahre früher als erwartet. Interne Prognosen gingen davon aus, dass man erst 2022 die sechzehn Millionen überschritten haben wird. Dieses Ziel wurde nun auf fulminante 25 Millionen Abonnenten in drei Jahren angehoben.

«Homeland» ist aktuell eines der stärksten Zugpferde im Bereich der Serien und bewegt mit der momentan siebten Staffel durchschnittlich 1,2 Millionen Zuschauer zum Einschalten. Dennoch muss die Serie im direkten Vergleich mit vorherigen Staffeln eine Zuschauerabwanderung von fast dreißig Prozent verkraften, was unter anderem dadurch geschuldet ist, dass die Serie oftmals von Staffel zu Staffel die Thematiken ändert und tragende Hauptcharaktere sterben lässt.

Und auch wenn das Finale der Serie mehrfach kritisiert wurde, ist «Dexter» eine der größten Showtime-Serien. Die Geschichte rund um den Mörder Dexter Morgan, der als Forensiker bei der Polizei arbeitet und ein Doppelleben führt, schwankte dabei zwischen sehr guten und sehr schlechten Staffeln. Ein ausgeglichenes Mittelmaß fand die Serie dabei nie, bis sie nach der achten Staffel beendet wurde. Trotz der schwankenden Qualität erfreute sich die Serie großer Beliebtheit, was sich auch in den Quoten wiederspiegelte. Im Schnitt sahen die finale Staffel 2,4 Millionen US-Amerikaner und markiert einen der bis dato größten Showtime Erfolge.

Es scheint jedoch, dass die Rivalität zwischen Showtime und HBO insbesondere in den letzten Jahren wiederbelebt wurde. Denn Showtime gewinnt an Zuwachs. Das lässt sich dadurch erklären, dass der US-Sender besonders in den vergangenen Jahren verstärkt auf gute Serienproduktionen gesetzt hat und dadurch seine Zielgruppe gefunden hat. Dabei stellt sich der Sender mit Comedy-, Drama und Politserien breit auf, um möglichst ansprechend für das Publikum zu sein.

Auch der Kampfsport ist insbesondere mit dem Boxen und vergleichsweise neuen Mixed-Martial-Arts interessant für die Fernsehsender. Showtime selbst ist bereits lange im Geschäft der Boxübertragungen und landete Ende August 2017 einen Mega-Hit. Mit dem großen Duell zwischen dem Boxer Floyd Mayweather und den UFC Superstar McGregor gelang es Showtime das zweit erfolgreichste Kampfsportevent aller Zeiten an Land zu ziehen. Ein Erfolg, der HBO nicht vergönnt war. Mit 4,3 Millionen PPV-Käufen, die jeweils stolze neunzig Dollar kostete, war der Kampf ein Multi-Millionen Geschäft.

Aber ob sich Showtime in den nächsten Jahren als Konkurrent auf direkter Augenhöhe mit HBO herausstellt, ist noch unklar. Das Potential ist jedoch vorhanden, zumal Showtime schon mehrere Produktionen in der Hinterhand hat. Derzeit wird an der Serie «Ripley» gearbeitet, in der ein Krimineller unfreiwillig zum Privatdetektiv wird. Und auch der große Name «Halo» ist im Hause Showtime. Dabei handelt es sich um die Rechte an der gleichnamigen Videospielreihe, die allgemein als Klassiker im Videospielbereich gilt und eine enorme Fanbase hinter sich hat. Diese hofft bereits seit Jahren auf eine gute Adaption, die Showtime demnächst liefern könnte.

Obwohl Showtime immer etwas im Schatten des größeren und älteren Senders HBO stand, hat er es geschafft sich gerade in den letzten Jahren als würdiger Konkurrent zu beweisen. Noch dazu bringt Showtime eigene Serien wie «Homeland» und «Masters of Sex» hervor, die Kritiker und Zuschauer gleichermaßen überzeugen. Die Zukunft des Senders sieht nach einer stabilen aus. Die Hoffnung, dass zukünftige Produktionen die bisherigen noch übersteigen, ist groß.

«Dexter» und «Homeland» können über iTunes und Amazon Prime gestreamt werden. Neue Showtime-Produktionen landen in aller Regel über einen Output-Deal bei Sky
04.12.2019 12:00 Uhr  •  Martin Seng Kurz-URL: qmde.de/114058