Da Ruth Wilson eine Verschwiegenheitsklausel unterschrieben hat, ranken sich Gerüchte darum, weshalb die Schauspielerin das Format «The Affair» verlassen hat. Nun verhärten sich die Angaben, was zum überraschenden Aus geführt hat.
Die Inhalte der mittlerweile beendeten, hochemotionalen sowie rauen Dramaserie
«The Affair» wurden auf den letzten Metern vom Spekulationen schürenden Drama hinter den Kulissen überschattet: Hauptdarstellerin Ruth Wilson stieg unerwartet und abrupt aus der Serie aus und gab über die Hintergründe dieses Schritts
bloß sehr vage Statements ab. So beteuerte sie während eines Auftritts bei «CBS This Morning»: "Ich wollte die Serie verlassen, darf aber nicht sagen, weshalb." Die von dieser Ansage überrumpelte Moderatorin versuchte sich daraufhin in Spekulation und fragte Wilson, ob ihr Abschied von «The Affair» mit dem massiven Ungleichgewicht der Gagen bei diesem Format zusammenhängen würde, das zuvor öffentlich wurde. Wilson dementierte diese Theorie allerdings und gab zu Protokoll: "Nein, ich habe mich bei Showtime nie über die ungleiche Bezahlung beschwert."
Dieses TV-Interview löste in der Branchenpresse Spekulationen aus, was Wilsons Ausstieg bezweckt haben könnte. 'The Hollywood Reporter' facht diese Spekulationen nun mit einem ausführlichen Feature erneut an. Das Branchenplatt postuliert darin, dass sich die Golden-Globe-Gewinnerin von der Serie zurückgezogen hat, weil sie das Arbeitsumfeld als feindlich und respektlos erachtete. Konkret kam es zwischen Wilson und den Showverantwortlichen zu Reibungen darüber, wie Nacktszenen in der Serie genutzt und wie diese Szenen gedreht wurden.
Wilson habe demnach vorab vertraglich eingewilligt, Nacktszenen zu drehen, die eine inhaltliche Relevanz haben und in ihrem Einvernehmen entstehen. Zudem wurde ihr vertraglich eine würdevolle Behandlung während des Drehs zugesichert. Letztlich sei sie dagegen mehrmals mit Plänen für Nacktszenen konfrontiert worden, deren Sinn sich ihr nicht erschlossen hätte. Dies sei zuweilen auch extrem kurzfristig geschehen: Laut Insidern von 'The Hollywood Reporter' habe man Wilson am Set damit überrumpelt, sie müsse sich nun für eine Szene entkleiden, bei denen sie nicht wusste, dass dies notwendig sei. Wilson habe sich auch über ein Ungleichgewicht beschwert, dass sie sich deutlich häufiger nackt zeigen solle als ihre männlichen Ko-Stars, doch diese Beschwerden wären nicht ernst genommen worden.
Laut Quellen von 'The Hollywood Reporter' hätte vor allem Showrunnerin Sarah Treem die Schauspielerin gedrängt, sich häufiger nackt zu zeigen als ihr lieb war. Eine anonyme Quelle lässt sich zitieren: "Es gab eine eklatante, kulturelle Kluft bei dieser Serie, von Anfang an. Und Sarah Treem war völlig unsensibel darin, zu erkennen, in welche Lage sie ihren Cast bringt." Treem hätte "immer und immer wieder" Leute zu Nacktszenen gedrängt, die sie nicht drehen wollten oder sogar vertraglich abgelehnt hätten. «The Affair» hätte daher unter einem sehr feindseligen Arbeitsklima gelitten. Unter anderem seien simpelste Standards, um den Cast beim Nacktdreh mit Respekt zu behandeln, ignoriert worden – so habe man sich nicht darum gekümmert, bei Außendrehs zu verhindern, dass Passanten Blicke auf unbekleidete Castmitglieder erhaschen zu können.
Wilson habe schon in der zweiten Staffel die Geduld mit der Serie verloren, als sie am Set mit einer geänderten Tonalität einer Sexzszene konfrontiert wurde: Eine im Drehbuch als leidenschaftliche Szene im Einvernehmen beider Partner geschriebene Sequenz sollte urplötzlich mit "Untertönen einer Vergewaltigung" gedreht werden. Wilson lehnte diesen Dreh letztlich ab, woraufhin ein Körperdouble für die Sequenz genutzt wurde. Eine weitere Anekdote besagt, dass Lena Dunham, Produzentin Jenni Konner und mehrere Cast- und Crew-Mitglieder von «Girls» eines Tages in einer Bar eine sonderbare Begegnung mit einem "betrunkenen Produzenten/Regisseur" von «The Affair» hatten. Er habe sensible Nacktfotos geteilt, die im Produktionsprozess von «The Affair» entstanden sind, und versucht, Lena Dunham zu bequatschen, dass sie Ruth Wilson doch "überreden soll" in der Show "wenigstens ihre Vagina zu zeigen".
'The Hollywood Reporter' räumt jedoch ein, dass dies nur eine Nacherzählung von vielen sei. Ähnlich wie die Serie, die aus mehreren Perspektiven die schwerwiegenden Folgen einer Affäre zeigt und implizit die Frage aufwirft, ob eine der Erzählperspektiven verfälscht sei, sei auch das Hinter-den-Kulissen-Drama nahezu unmöglich zu entwirren. Es gäbe nämlich auch Stimmen, die obige Anschuldigungen verneinen würden.