Mit «Tatort: Tschill Out» melden sich Til Schweiger und Fahri Yardim wieder als Ermittler zurück. Wie sie sich in ihrem ersten Einsatz im neuen Jahr schlagen, zeigt die Quotenmeter.de-Kritik.
Cast und Crew
Vor der Kamera:
Til Schweiger ist Nick Tschiller
Fahri Yardim ist Yalcin Gümer
Zoe Moore ist Robin Pien
Laura Tonke ist Patti Schmidt
Tim Wilde ist Holger Petretti
Hinter der Kamera:
Regie: Eoin Moore
Drehbuch: Eoin Moore/ Anika Wangard
Kamera: Michael McDonough
Schnitt: Claudia Trost
Musik: Kai Uwe Kohlschmidt
Redaktion: Thomas Schreiber
Produktionsfirma: filmpool fiction GmbhPolizist Nick Tschiller hat zwar nicht das Lager gewechselt, hilft aber in seinem Zwangsurlaub der ehemaligen Lehrerin Patty bei der Erziehung von schwererziehbaren Jugendlichen. Er versucht es mit Sport, viel Bewegung und seiner gewohnt lockeren Art. Während er sich insbesondere einem Jugendlichen annimmt, verfolgen sein Kollege Gümer und die neue LKA-Ermittlerin Robin Pien einen brisanten Drogenhandel. Dafür nimmt Gümer die Brüder Nix, die Kronzeugen in diesem Fall, in ein Zeugenschutzprogramm auf und will sie zu einem Safehouse bringen. Doch kaum hält er mit den Zeugen an, werden sie beschossen und es kommt zu einem Toten. Gümer wird klar, dass er Tschillers Hilfe braucht.
«Tatort: Tschill Out» zeigt wie die vorherigen Fälle desselben Ermittlerduos gleich am Anfang das Markenzeichen des Duos, nämlich den hohen Actionanteil. Auch der fünfte Fall der Reihe führt diese Tradition fort, auch wenn das Actionfeuerwerk rund um Nick Tschiller bereits 2018 in dem eigenen Kinofilm
«Tschiller: Off Duty» gipfelte. Auch wenn der Film von Christian Alvart handwerklich gekonnt inszeniert war, wurde er für eine blasse Charakterzeichnung und stumpfe Dialoge kritisiert. Auch das Selbstbild von Til Schweiger, der sich im Film stets selbst im Mittelpunkt sehen will, war ein Grund für Kritik.
Auch der erste Fall, den Tschiller und Gümer hatten, wurde nicht allzu positiv aufgenommen.
«Tatort: Willkommen im Hamburg» wurde ähnlich wie der spätere Kinofilm für seine Dialoge kritisiert, den Charakter von Tschiller selbst und als plumpe
«Stirb langsam»-Variante bezeichnet. An dem Erfolg änderte jedoch auch die Rezeption nichts. 12,57 Millionen Zuschauer sahen sich den ersten Fall an, der zweite hingegen,
«Tatort: Kopfgeld», wurde von 10,12 Millionen angesehen. Auch
«Tatort: Der große Schmerz» musste einbüßen und landete bei 8,24 Millionen. Der vierte Fall,
«Tatort: Fegefeuer», machte mit 7,69 Millionen Zuschauern nur einen kleinen Schritt zurück, während der darauffolgende Kinofilm, in dem Tschiller in Istanbul um sich schoss, mit gerade einmal 280.000 Besuchern deutlich hinter den Erwartungen zurückblieb.
Wie sieht es nun mit dem neuen Fall von Tschiller und Gümer aus? Die Antwort darauf ist ambivalent, denn «Tatort: Tschill Out» kann sowohl mit neuen Stärken glänzen, muss sich aber auch mit alten Schwächen herumärgern. Eine dieser Schwächen ist Hauptermittler Tschiller selbst. Denn wie zuvor ist auch dieser Fall sehr auf Tschiller, beziehungsweise Til Schweiger zugeschnitten. Und auch wenn Schweiger mit Filmen wie
«Keinohrhasen» oder
«Zweiohrküken» finanziell große Erfolge verbuchen konnte, kann er andere Filme schauspielerisch kaum tragen. Das zeigt sich auch wieder in «Tatort: Tschill Out», da Schweiger um jeden Preis der coole, abgebrühte und gleichzeitig sympathische Polizist sein will. Dazu will er den Charakter Tschillers als vom Tod seiner Frau gebrochenen Mann zeigen, was jedoch gehörig nach hinten losgeht.
Im direkten Gegensatz dazu steht Fahri Yardim und dessen Charakter Yalcin Gümer. Dieser hat nicht nur die nötige Selbstironie, um dem krampfhaft cool wirkenden Tschiller entgegenzuwirken, sondern auch die schauspielerische Qualität, die eben Schweiger fehlt. In diesem Fall taucht Yardim nur an Schlüsselstellen auf und muss sich ansonsten Schweigers Popularität unterordnen. So führt die Figur Gümer einen Kronzeugen zu Tschiller, sodass er auf ihn aufpassen soll. Deutlich interessanter wäre der Fall gewesen, wenn man die Rollen getauscht hätte, sodass sich Yalcin Gümer dieser Herausforderung hätte stellen müssen.
Was man «Tatort: Tschill Out» zugutehalten muss, ist das Erzähltempo, das in diesem Fall deutlich besser gewählt ist als in vorherigen. Denn passend zur Zwangsbeurlaubung des Charakters Tschillers wirkt dieser «Tatort» entschleunigter, lässt sich mehr Zeit für die Handlung und erlaubt einzelnen Figuren zu atmen. So bleiben die schwererziehbaren Jugendlichen keine Randfiguren, sondern werden anständig charakterisiert, bekommen Tiefe und Bedeutung. Allerdings wird der weitestgehend gelungene Aufbau der Charaktere oftmals unterbrochen von unangebrachten Witzen und Humoreinlagen, die mehr für schlechten Geschmack und schlechtes Timing stehen als das Gegenteil.
«Tatort: Tschill Out» ist für das Ermittlerduo kein gelungener Einstieg in das neue Jahr. Auch wenn man der Handlung mehr Raum zum Atmen gegeben hat und die Nebenfiguren besser charakterisiert wurden, bleibt es eine unterdurchschnittliche Schweiger-Show. Zu groß ist sein Auftritt und zu gering sind seine Fähigkeiten, diesen zu tragen. Angesichts des Potentials, das dieser Fall hatte, wäre ein Rollentausch der Ermittler wünschenswert, sodass Tschiller mehr die unterstützende Funktion hat und Gümer in den Vordergrund tritt. Wirklich chillen lässt sich hierbei dank Tschiller nicht.
Das Erste zeigt «Tatort: Tschill Out» am Sonntag, den 5. Januar, um 20.15 Uhr.