Das ZDF lässt in seiner neuen Vorabend-Serie einen Haufen junger Polizeianwärter ans Steuer, und am überzeugendsten von ihnen ist Larissa Marolt. Das kann nichts Gutes heißen.
Cast & Crew
Vor der Kamera:
Jane Chirwa als Ann-Christin
Luise von Finckh als Inka Kubicki
François Goeske als Kilian Hirschfeld
Timmi Trinks als Marc Abel
Larissa Marolt als Leonie Ruska
Neil Malik Abdullah als Sami Malouf
Esther Schweins als Julia Salomon
Hinter der Kamera:
Produktion: Studio.TV.Film GmbH
Drehbuch: Heike Brückner von Grumbkow und Jörg Brückner
Regie: Gero Weinreuter, Oliver Liliensiek und Käthe Niemeyer
Kamera: Thomas Ch. Weber, Erik Krambeck und Bernhard Wagner
Produzentin: Milena MaitzDie Bombe tickt. Vermummte Polizisten sprengen Türen auf, hechten durch Aulas, werfen Rauchgranaten, fuchteln mit ihren Pistolen herum, den Finger immer am Abzug. Doch als sie endlich zur gefesselten Geisel vorgedrungen sind, ist die Zeit abgelaufen, das Bömbchen geht hoch – und versprüht ein bisschen trauriges Konfetti. Genervt streift sich das Opfer die Fesseln von den Beinen, und die Polizisten ziehen sich enttäuscht die Masken vom Kopf. Prompt stellen wir fest: Sie waren nicht nur bis an die Zähne bewaffnet, sondern auch bis in die Haarspitzen gestylt. Und glücklicherweise war alles nur Probe. Doch langsam sollten die Handgriffe besser sitzen – bis zum Praxissemester sind es für die Polizeianwärter nur noch ein paar Wochen, und die heiß begehrten Plätze in der Mordkommission rar gesät.
Den vier Freunden – und Jahrgangsbesten, – die im Zentrum dieser Serie stehen sollen, kommt jedoch unverhofft der Vorteil zupass, dass sie in ihren ersten Mordfall geradezu reinstolpern: Denn als der Dozent (und örtliche Kommissar) eines Morgens von einer soeben gefundenen Leiche im Kino zu faseln beginnt, erinnert sich die Bande an den vorherigen gemeinsamen Abend, an dem sie sich just im selben Lichtspielhaus vergnügt haben. Und weil man allein aus didaktischen Gründen nie früh genug Praxiserfahrung sammeln kann, dürfen die Cops in spe nach gemachter Aussage noch ein bisschen am Tatort herumlungern und fast ganz auf eigene Faust ein paar andere Zeugen befragen: immer mit aufbauendem Feedback des alten Hasen natürlich.
À propos alte Hasen: Damit hat die Fünfte im Bunde, Leonie (Larissa Marolt), gerade auf emotionaler Ebene zu kämpfen, nachdem sie letztes Semester ein Techtelmechtel mit einem graumelierten Prof (etwas übertrieben geleckt: Gedeon Burkhard) angefangen hat, der jetzt nichts mehr von ihr wissen will. Die herbe Zurückweisung nimmt sie so mit, dass sie darüber ganz fahrig geworden ist und den fachlichen Anschluss zu den vier Überflieger-Buddys verloren hat – was nicht so recht dazu passen will, dass Marolt klar als stärkste Darstellerin des Ensembles auffällt, mitunter, weil ihre Figur wesentlich markanter gezeichnet ist als das generische Quartett. Noch dazu darf sie sich ab dem Ende der Pilotfolge mit dem einzig nennenswerten horizontalen Plot vergnügen, der wohl ein bisschen erzählerischen Vorwärtsdrang in die ansonsten zähe und austauschbare Jungspundtümelei bringen soll.
© ZDF/Conny Klein
Oberkommissar Michael Kelting (Werner Daehn), Pressesprecher Pierre Hartwich (Steffen Groth), Kriminalpsychologin Julia Salomon (Esther Schweins) und der Leiter der Mordkommission, Sami Malouf (Neil Malik Abdullah) stehen nebeneinander in einer Reihe und blicken ernst nach vorne.
Denn ansonsten scheint sich diese Serie zuvorderst darum zu bemühen, im Polizisten-
Procedural-Einheitsbrei am Vorabend bloß nicht aufzufallen. Schließlich mäandriert sich sogar der zunächst als ein bisschen außergewöhnlich gehypte erste Fall der Woche um den abgestochenen jungen Mann im Kino ausschließlich durch leicht vorhersehbare Wendungen – spätestens als ein sozialphobischer Comic-Fan auftaucht, der sich nur im Projektorraum richtig wohl fühlt. Das soll zwar bemüht keck konterkariert werden (O-Ton der generischen Blonden: „Der Nerd mit dem Messer – das ist mir irgendwie zu billig“, ein Satz, der so wohl auch in der Drehbuchbesprechung gefallen ist), doch die tatsächliche Auflösung in einem noch beliebigeren Beziehungs- und Eifersuchtsgeflecht gibt dem Plot nur einen noch billigeren Anstrich – wodurch nicht nur die Hauptfiguren dieser geschniegelten Melodram-Polizei-Mischung etwas arg grün hinter den Ohren wirken.
Das ZDF zeigt zwölf Folgen von «Blutige Anfänger» mittwochs ab dem 29. Januar jeweils um 19.25 Uhr.