Der Neunzigminüter «Polizeiruf 110 – Totes Rennen» schickt Doreen Brasch erstmals auf Solomission.
Hinter den Kulissen
- Regie: Torsten C. Fischer
- Drehbuch: Stefan Dähnert, Lion H. Lau
- Cast: Claudia Michelsen, Michael Maertens, Felix Vörtler, Pablo Grant, Henning Peker, Martin Semmelrogge, Torsten Ranft, Catherine Flemming, Therese Hämer, Vincent Krüger, Anke Retzlaff, Benjamin Kramme
- Kamera: Theo Bierkens
- Schnitt: Horst Reiter
- Musik: Warner Poland, Wolfgang Glum
Debüt im Magdeburger «Polizeiruf 110»: Erstmals ermittelt Claudia Michelsens Figur der Hauptkommissarin Doreen Brasch auf eigene Faust. Der Fall führt sie ins Milieu rund um Sportwetten und zieht weite Kreise – Brasch muss sich sogar bis ins Landeskriminalamt vortasten. Den Anfang nimmt der Fall an An einer Rennbahn nahe der Elbe, wo ein toter Mann gefunden wird. Die Todesursache bleibt unklar, allerdings finden Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und Kriminalrat Uwe Lemp (Felix Vörtler) heraus, dass der Tote immense Spielschulden hatte.
Obwohl eine Spur zum LKA führt, beharren Braschs Kollegen auf getrennten Ermittlungen. Als sich Brasch in den Fall verbeißt, erfährt sie durch ihre Quelle Hannes Kehr (Michael Maertens), dass der Tote für das Amt als Informant gearbeitet hat und kurz davor stand, seine Familie dank seines Wissens über einen Coup aus der Schuldenfalle zu helfen. Bald versinkt Brasch im Wettmilieu und wird selber zur wandelnden Zielscheibe …
Während «Tatort»-Duos mitunter Jahrzehnte miteinander verbringen, wechselt Brasch ihre beruflichen Partner wie andere ihre romantischen: Nach fünf Folgen in zwei Jahren verließ Sylvester Groth als Jochen Drexler die Magdeburger Sub-Reihe beim «Polizeiruf 110». Dirk Köhler (gespielt von Matthias Matschke) hielt es von Mai 2016 bis August 2019 an Braschs Seite – anders gerechnet sechs Folgen lang. Nun ist sie alleine unterwegs, und da Einzelgängerinnen noch immer eher selten sind in Krimi-Deutschland und Brasch eh zumeist eher barsch mit ihren Partnern umging, ist es eine willkommene Abwechslung:
«Polizeiruf 110 – Totes Rennen» fordert die Filmschaffenden hinter der Kamera sowie Michelsen heraus, Braschs grantige Ader sowie ihre verborgene, aber nie gänzlich verschwindende, empathische Seite anders auszudrücken als zuletzt: Im Gespräch mit weniger vertrauten Leuten sowie non-verbal, wenn sie allein ist. Adieu, ihr typischen Floskeln, wenn in Krimis die geselligere mit der weniger geselligen Partei kollidiert
Michelsen kann somit sehr gut aufspielen und sogar ein Stück weit über den etwas ziellos umherirrenden und manche Logiksprünge machenden Mittelteil hinweg. Dass Michael Maertens («Bibi & Tina») als in Sachen Wettspiel erfahrener Kollege Brasch zur Seite steht, hilft zusätzlich, da er mit seinem typischen Spiel zwischen jovial und leicht fragwürdig wirkend für Kurzweil und Anspannung zugleich sorgt.
Martin Semmelrogge gibt derweil einen kurzen Gastauftritt als hauptberuflicher Zocker, bei dessen Befragung Brasch in große Gefahr gerät. Zuvor schon eingeführte, wiederkehrende Albträume Braschs sorgen dafür, dass diese Eskalation der Ereignisse mit ungewohnter Fallhöhe für den Magdeburg-«Polizeiruf 110» daherkommt. Torsten C. Fischer («Tod im Internat») inszeniert den Fall mit versierter Hand und versteht es, unterschwellig für angespannte Atmosphäre zu sorgen. Gegen Schluss dreht der Film daher trotz des schwächelnden Mittelteils denkwürdig auf.
«Polizeiruf 110 – Totes Rennen» ist am 16. Februar 2020 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.