Alleine ins Kino zu gehen ist stigmatisiert. Warum eigentlich? Der Solo-Kinotrip ist doch eine feine Erfahrung!
Popcorn, Rollenwechsel und Kinoformen
Ein freier Abend. Es läuft ein interessanter Film im Kino. Aber sonst hat niemand Zeit. Oder Lust auf den Film. Also Schultern gezuckt und allein ins Kino gegangen. Letzten Endes sitzt man ja eh im Dunkeln und starrt schweigend auf eine Leinwand – dafür braucht man nicht zwingend eine Begleitung. Aber dann sind da diese Lästermäuler. Diese komischen Leute, die Einzelpersonen im Kino schief anschauen und so laut hinter deren Rücken tuscheln, dass sie auf jeden Fall noch hören, wie "seltsam" das ist, und dass in der Gruppe die Theorie aufkommt, dass diese Einzelperson da vorne im Saal "sicher keine Freunde hat".
Vielleicht ist euch das auch schon einmal passiert. Mir ist es zum Beispiel sehr oft in meiner Jugend passiert, als die Kinos in meiner Region noch größere Störenfried-Magneten waren und mir offenbar noch nicht ganz so deutlich "Nerv mich nicht!" ins Gesicht geschrieben stand. Oder ist euch das vielleicht schon einmal mit umgekehrter Rollenverteilung passiert und ihr wart die Arschlöcher, die andere Leute dafür verurteilen, dass sie, SCHRECK LASS NACH, in ihrer Freizeit auch ohne Anhang etwas unternehmen? Oder wolltet ihr gerne mal allein ins Kino, habt euch aber nie getraut? Nun: Ihr solltet euch trauen. Und ihr, die über andere lästert, ihr solltet gefälligst die Schnauze halten. Denn: Allein ins Kino zu gehen ist gut für uns!
Laut einer Studie von
Vue Cinema und der UCL bietet ein Solo-Kinotrip nämlich im Regelfall die Tagesdosis von zwei Stunden konzentriertem, stressfreiem Alleinsein, die Self-Care-Expertinnen und -Experten empfehlen: Keine Kommunikation, keine zu bewältigenden Aufgaben, einfach Abschalten und sich mental transportieren lassen.
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Der Solo-Kinotrip hat somit Ähnlichkeiten zu Yoga- und Meditationsübungen – und das dank der sonderbaren Mischung aus "Man erlebt kollektiv etwas und darf diese Ruhe im Raum nicht unterbrechen" und "Ich schaue mir etwas an und lasse mich nicht von meinem direkten Gegenüber oder anderen Sorgen ablenken", die so ein Erlebnis bietet. Also, Leute: Geht häufiger ins Kino, gerne auch alleine. Lasst euch verzaubern, fesseln, in fremde Geschichten transportieren – und lasst eure Sorgen und Pflichten für ein paar Stunden vor der Tür. Oder wieso nicht das Handy für einen Nachmittag auf Flugmodus schalten und einen Sonntag dazu nutzen, zwei oder gar drei Filme am Stück zu gucken?