Seit Februar läuft die vierte Neuauflage von «The Twilight Zone» auf TV NOW. Leider kann das Remake aber nicht an die besten Zeiten des All-Time-Klassikers anschließen.
Der ewige Klassiker
Remakes und Reboots stehen hoch im Kurs, da war es nur eine Frage der Zeit, bis eines der ältesten und erfolgreichsten Serienformate des US-Fernsehens neu aufgelegt werden würde. 1959 ging die von Rod Serling erdachte «The Twilight Zone» erstmals auf Sendung und brachte es bis 1964 auf fünf Staffeln mit 156 Folgen. Der Kerngedanke war so simpel wie genial. In knackigen 25 Minuten sollte in Anthologie-Form wöchentlich eine Science-Fiction- oder Mystery-Geschichte erzählt werden, die mit kritischen, psychologischen oder auch sarkastischen Pointen aufwartete.
Das Konzept kam so gut an, das Serling, der selbst über die Hälfte der Drehbücher verfasste, für seine Serie unter anderem mit einem Emmy ausgezeichnet wurde. Bis heute werden dem Klassiker einige der innovativsten und besten Plots in der Geschichte des Fernsehens zugeschrieben – und das, obwohl es ähnliche Formate bereits einige Jahre früher gegeben hatte. Zu den bekanntesten Vorgängern gehört unter anderem die von 1955 – 1957 ausgestrahlte Serie «Science Fiction Theatre», in der viele spätere oder bereits bekannte Stars wie William Shatner oder Vincent Price aufgetreten waren. Doch erst «The Twilight Zone» hob den auf das Rätselhafte und Unerklärliche ausgelegten Erzählstil auf ein neues Level. Um das hohe Niveau konstant zu halten, arbeitete Rod Serling mit einigen der besten Phantastik-Autoren seiner Zeit zusammen. Dazu gehören Richard Matheson («I am Legend») und Ray Bradbury («Die Mars-Chroniken»).
Déjà-vu, Déjà-vu
Dass eine Erfolgsstory wie diese nach der Absetzung nicht einfach sang- und klanglos in der Bedeutungslosigkeit versinken würde, war voraussehbar. 1985 holte CBS das Format aus der Mottenkiste. Zunächst sollten die einzelnen Folgen wieder nicht länger als 25 Minuten sein. Bald schon aber registrierte man, dass sich die Sehgewohnheiten der Fernsehzuschauer geändert hatten und schwenkte auf 45 Minuten um. Statt des 1975 verstorbenen Rod Serling trat nun der Kanadier Robin Ward in seine Fußstapfen als Host. Dieses Mal kam man im Laufe von knapp fünf Jahren auf immerhin drei Staffeln. Wieder arbeitete das Produktionsteam mit hochkarätigen Autoren wie Rockne S. O’Bannon, J. Michael Straczynski, Arthur C. Clarke oder George R.R. Martin zusammen und legte eine überaus hohe Qualität vor.
1989 stellte CBS die Show zum zweiten, aber nicht zum letzten Mal ein. 2002 wagte man schließlich den bereits dritten Anlauf mit Forest Whitaker als Erzähler. Das Remake konnte aber nie wirklich an die Qualität und den Erfolg seiner Vorgänger heranreichen und fand bereits ein Jahr später ein eher unrühmliches Ende. Zwar finden sich in den Writing Credits wieder bekannte Namen wie Ira Steven Behr («Star Trek: Deep Space Nine») oder Robert Hewitt Wolfe («Andromeda»), doch fehlte es den Drehbüchern insgesamt an neuen Ideen und dem Cast an echtem Starpotential. Zudem lief 2002 «The Outer Limits – Die unbekannte Dimension» in der letzten Staffel und versorgte die Fans bereits im siebten Jahr mit tollem Anthologie-Stoff.
Schlechte Angewohnheiten
Die Unbekannten Dimensionen behielten ihre Geheimnisse fortan für sich, doch nur solange, bis CBS sich entschied, in den boomenden Streaming-Sektor einzusteigen. Natürlich war von Anfang an klar, dass man als Zugpferd einige der bekanntesten Hausmarken neu verwursten wollte. Nachdem «Star Trek: Discovery» erfolgreich auf CBS All Access angelaufen war, folgte der nunmehr dritte Reboot der «Twilight Zone» und feierte am 30. April 2019 in den USA Premiere. In Deutschland sicherte sich unlängst TV NOW die Rechte und strahlt die ersten zehn Episoden seit Februar 2020 aus. Warum der Streamingdienst der RTL-Interactive GmbH allerdings die ursprüngliche Reihenfolge geändert hat, ist ein ungelöstes Rätsel, dass fast schon eine elfte Folge wert gewesen wäre. Statt mit „Wer zuletzt lacht…“ („The Comedian“) listet TV NOW nämlich „Alles auf Anfang“ („Replay“) als Startepisode auf. Schlechte Angewohnheiten wie die schnitttechnische Verstümmelung von Serien oder eine unmotivierte Umstellung der Sendereihenfolge sollten heutzutage eigentlich nicht mehr praktiziert werden. Besser wäre es, sich nach den Wünschen der Fans zu richten und sie eine Serie so genießen zu lassen, wie sie von den Erfindern auch gedacht war. Doch der mehr schlecht als recht übersetzte Titel juckte den Verantwortlichen wohl geradezu in den Fingern und wurde offenbar als gelungener Einstiegs-Gag empfunden.
Nicht mehr dasselbe
Bei einer Anthologie-Serie sind kleine Ausrutscher des Lizenznehmers noch zu verschmerzen und „Alles auf Anfang“ ist keineswegs der schlechteste Beginn für das Remake. Die Geschichte handelt von der schwarzen Anwältin Nina Harrison (Sanaa Lathan), die ihren Sohn Dorian (Damson Idris) zum College bringt. Als die beiden in einem Drive-in pausieren, wird ein rassistischer Polizist auf sie aufmerksam, der Dorian später bei einer Fahrzeugkontrolle zu erschießen droht. Im Schock drückt Nina auf den Replay-Button einer alten Videokamera, die sie einst von ihrem Vater geerbt hatte. Und dann scheint die Welt kopfzustehen. Plötzlich läuft die Zeit rückwärts und Nina findet sich mit ihrem Sohn in jenem Schnellrestaurant wieder, in dem sie zuvor die Bekanntschaft mit dem vorurteilsbelasteten Cop gemacht hatte. Doch so oft Nina ihre Zeitmaschine von nun an auch nutzt, immer wieder ist das Ergebnis dasselbe und Dorian stirbt mit einer Kugel in der Brust. Der Zuschauer verfolgt gebannt mit, wie die schwarze Frau dem Rassisten zu entkommen versucht, ihrem Schicksal letztlich aber doch nicht entgehen kann.
Der Plot präsentiert sich in bester «Twilight Zone»-Manier und punktet nicht nur mit einem klaren Statement gegen Rassismus, sondern auch mit gut aufgelegten Schauspielern. Das trifft allerdings auf die eigentliche Pilotfolge ebenso zu, die mit beißendem Sarkasmus sowohl die unbändige Erfolgssucht von Künstlern, aber auch die Sensationsgier des Publikums thematisiert. Leider hält die erste Staffel aber in weiten Teilen nicht das, was die beiden erwähnten Episoden versprechen. Bereits die zweite Folge, „Albtraum über Wolken“ („Nightmare at 3000 feet“) verfügt zwar über eine witzige Prämisse, nervt aber nach einer Weile schlicht und ergreifend. Dabei kann man Hauptdarsteller Adam Scott nicht einmal vorwerfen, dass er sich nicht gut in seine Rolle einfühlt. Sein Overacting passt an sich ganz gut zur Persönlichkeit des Protagonisten Justin Sanderson. Allerdings wird die Enge des Passagierflugzeugs, in der Scott fast über die gesamte Laufzeit der Folge agiert, mit einer unglücklichen Kameraführung überstrapaziert.
Geradezu dümmlich-kitschig ist das Drehbuch zu „Das Wunderkind“ geraten. In der Geschichte macht sich der wenig erfolgreiche Wahlkampf-Manager Raff Hanks an den 11-jährigen Oliver Foley heran, weil der ein YouTube-Video mit seiner Präsidentschaftskandidatur veröffentlicht hat, das natürlich viral geht. Hanks entschließt sich, dem netten Jungen von nebenan zum Wahlkampfsieg zu verhelfen, was schließlich auch gelingt. Am Ende zeigt sich, dass der liebe Country-Boy zu einem Tyrannen mutiert. Der Plot ist ebenso vorhersehbar wie in sich unlogisch und inkonsequent. Einziger Lichtblick ist John Cho (Lieutenant Sulu in den Star-Trek-Reboots) als Raff Hanks, während der 13-jährige Jacob Tremblay eher in die Kategorie «nervensägender Kinderstar» einzuordnen ist.
Die Qualität der Storys schwankt auch im Rest der Staffel weiterhin stark. „Die letzten Menschen“ („Six Degrees of Freedom“) zeigt sich bis auf ein inkonsequentes Ende noch einmal sowohl technisch, als auch inhaltlich von der guten Seite, während der Rest der Staffel mehr oder weniger enttäuschend vor sich hindümpelt. Den letzten Ausreißer nach oben bildet noch einmal „Der blaue Skorpion“ („Scorpion“), die auf CBS All Access als Nummer neun, auf TV NOW aber als Staffelfinale fungiert. Ansonsten herrscht leider nichtssagendes Mittelmaß vor.
Fazit Serie
Trotz der teilweise vernichtenden Zuschauerkritiken sah CBS All Access offensichtlich genug Potential und gab bereits im Januar grünes Licht für eine zweite Staffel. Die neue Season wird wiederum vom US-amerikanischen Schauspieler, Regisseur und Comedian Jordan Peele in guter alter Serientradition präsentiert. Ob es danach weitergeht, entscheiden wohl die Klickzahlen. Auch wenn die Quote sich wohl als ausreichend erwiesen hat, müssen die Autoren und Produzenten bei den nächsten zehn Folgen eine kräftige Schippe zulegen, wenn sich das dauer-recycelte Format erneut behaupten soll. An moderne Anthologie-Knaller wie «Black Mirror» (Netflix) kommt die neue «Twilight Zone» nämlich bei Weitem nicht heran. Doch kommt Zeit, kommt Rat – und hoffentlich eine bessere Qualitätskontrolle. Vielleicht wäre es dafür sinnvoll, wieder auf einen richtigen Showrunner zu setzen, statt auf ein Dreigestirn aus Jordan Peele, Simon Kinberg und Marco Ramirez.
TV Now (or never?)
Abschließend soll nicht unerwähnt bleiben, dass TV Now sich bislang nicht unbedingt als komfortabler Streaming-Dienst darstellt. Abgesehen von der vertauschten Episodenreihenfolge fehlt die Original-Tonspur genauso, wie jegliche Untertitel. Nicht einmal an deutsche Untertitel für Hörgeschädigte hat die RTL-Interactive GmbH gedacht. Bei einem Abopreis von 4,99 Euro monatlich, der nicht wesentlich unter den günstigsten Angeboten von Netflix und Co. liegt, darf man da schon ein wenig mehr erwarten. Hinzu kommt, dass gefühlt jede zweite Folge einer Serie mit einem Werbespot eingeleitet wird. Wenn sich die Werbung wenigstens durchgehend auf Serien oder Filme beziehen würde, könnte man diesen Umstand als zahlender Kunde womöglich etwas leichter hinnehmen.