Das Tauziehen in Unterföhring ist beendet: Urgestein Conrad Albert geht, Max Conze setzt sich durch.
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Ich bin aufrichtig dankbar, dass ich eineinhalb Dekaden lang für dieses außergewöhnliche Unternehmen in Verantwortung arbeiten durfte. Mein besonderer Dank gilt meinen langjährigen Kolleginnen und Kollegen bei ProSiebenSat.1.
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Conrad Albert
Nach 15 Jahren bei ProSiebenSat.1 verlässt Conrad Albert das Unternehmen. Derzeit noch stellvertretender Vorstandsvorsitzender von ProSiebenSat.1, wird er sein Vorstandsmandat zum Ende des Aprils 2020 niederlegen und auch sich aus dem Konzern verabschieden. ProSiebenSat.1 spricht in einer Pressemitteilung von einer Entscheidung "im gegenseitigen Einvernehmen", doch diesem Schritt ging ein größeres Tauziehen hinter den Kulissen voraus.
Dr. Werner Brandt, Aufsichtsratsvorsitzender der ProSiebenSat.1 Media SE, lässt sich über den Abschied Alberts zitieren: "Der Aufsichtsrat dankt Conrad Albert für seine langjährigen und besonderen Verdienste. In dieser Zeit hat Conrad Albert das Unternehmen in vielen Bereichen auf nationaler wie internationaler Ebene geprägt, mit seinen medienpolitischen Initiativen wichtige Diskussionen angestoßen und für die Branche Maßstäbe gesetzt. Wir wünschen ihm für die Zukunft das Beste." Albert stieg 2005 bei ProSiebenSat.1 ein, 2006 wurde er zum General Counsel ernannt. Seit neun Jahren ist er Teil des Vorstands von ProSiebenSat.1 und war unter anderem für das Distributionsgeschäft, den Aufbau von Partnerschaften sowie für rechtliche, medienpolitische und Compliance-Angelegenheiten zuständig. Im November 2017 wurde er zudem stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Unternehmens.
Alberts Vertrag mit ProSiebenSat.1 sah eigentlich vor, dass er bis April 2021 an Bord bleibt – dann hätte gegebenenfalls eine Vertragsverlängerung angestanden oder halt ein geordneter Abschied. Doch in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" erklärte Albert, keine Vertragsverlängerung anzustreben. Er deutete an, dass er mit dem heftigen Stühlerücken im ProSiebenSat.1-Vorstand nicht zufrieden sei und nur verlängern würde, wenn sich an der "aktuellen Konstellation" etwas ändert. In der Welt von milliardenschweren Großkonzernen werden solche in der Presse geäußerten Seitenhiebe auf interne Befindlichkeiten als Affront gesehen.
Und so kam es anschließend zu internen Querelen zwischen ProSiebenSat.1-Altgestein Albert und jenen, die ihm Rückhalt geben, auf der einen Seite, und dem vergleichsweise frischen Vorstandsvorsitzenden Max Conze und jenen, die Conzes große Eingriffe in die Unternehmensgestaltung nicht auf solch offene Weise kritisiert sehen wollen, auf der anderen Seite. 'DWDL' attestierte ein nicht mehr zu kittendes Vertrauensverhältnis zwischen Albert und Conze, was eine für die Belegschaft unübersichtliche Situation ausgelöst haben soll. Das scheint nun diesen schnellen Bruch zu erklären.