Kein deutsches Daily-Drama wird aktuell produziert. Doch wie lange können die Kameras still stehen, ohne dass es zu Sendeausfällen führt. Und: Wieso zur Zeit alle Soaps niedrigere Quoten haben.
Im deutschen Fernsehen laufen zur Zeit sieben deutsche Daily-Formate unterschiedlicher Temperatur:
«Rote Rosen» etwa ist eher für das ältere Publikum gemacht,
«Unter uns» gilt als Dauerbrenner der geerdeten Formate,
«Berlin – Tag & Nacht» spricht derweil wie wohl kaum eine andere Daily vor allem die jungen Leute an. Eines haben alle Produktionen gemeinsam: Zur Zeit sind „Ferien“. Wegen des grassierenden Coronavirus und der geltenden Empfehlung zu Mitmenschen mindestens eineinhalb Meter Sicherheitsabstand zu halten, war die Produktion nicht mehr aufrecht zu erhalten. Bei den meisten der zur Zeit laufenden Formate war daher am Freitag zurückliegender Woche vorläufiger Drehschluss.
Die Crew von «Sturm der Liebe» ließ derweil wissen, dass man von einer zweiwöchigen Pause ausgehe, planmäßig also in der Karwoche gerne ans Set zurückkehren würde. Die drei RTL-Soaps nannten keinen Zeitpunkt für eine Wiederaufnahme der Dreharbeitern. Klar ist: In den kommenden Wochen ist der Nachschub an Episoden noch gewährleistet. Je nach Jahreszeit haben Daily Dramen einen Vorlauf von zwischen sieben und zwölf Wochen.
Der Zeitraum schwankt, weil es ganz natürlich ist, dass Produktionen teilweise mehr als das täglich nötige Soll umsetzen, um etwa Sommerferien oder eine längere Winterpause zu erarbeiten. Es ist auch bekannt, dass «Unter uns» früher sogar nur acht Monate im Jahr gedreht hat – und somit Kosten sparte. Inzwischen wurde dies rückgängig gemacht.
Drohen den Fernsehzuschauern nun auch echte Ausstrahlungspausen? Bis Ende April sicherlich nicht, so lange ist der Vorrat an Episoden sichergestellt. Im Laufe des Mai könnte es aber durchaus sein, dass die Fertigstellung stockt. Als grobe Faustregel dürfte gelten: Sollten die Serien ihre Produktion nicht direkt nach Ostern wieder aufnehmen können, wird es eng.
Ohnehin hat Corona die Quotenwelt deutscher Dailys ordentlich durcheinander gewürfelt – zwei Faktoren sorgen dieser Tage für ungewohnte Werte. Zum einen wird am Vorabend deutlich mehr ferngesehen als üblich. Das hat vor allem einen Grund: Das Informationsbedürfnis. Zum anderen also sind es vor allem Nachrichtenformate und wissenschaftliche Magazine, die starke Steigerungen verbuchen. Daily Dramen erreichten oftmals ähnliche Reichweiten wie noch vor Ausbruch des Virus, fahren aber nun trotzdem niedrigere Marktanteile ein.
Beispiel
«Gute Zeiten, schlechte Zeiten». Die werktags um 19.40 Uhr bei RTL gesendete Daily steuert konsequent auf Folge 7000 zu. Das Jubiläum wird Ende April gefeiert. In der zurückliegenden Woche (ab 16. März) kam die Daily im Schnitt auf 3,01 Millionen Zuschauer insgesamt, was der beste Wert seit Ende Januar ist.1,36 Millionen 14- bis 49-Jährige sahen linear zu, 0,04 und 0,06 Millionen mehr als in den beiden Vorwochen. Aber: Die Quoten sanken deutlich: Von 17,1 Prozent auf 13,7 Prozent. Das gleiche in Grün bei
«Alles was zählt»: Die Daily läuft immer in der halben Stunde vor «GZSZ»: Vergangene Woche erreichten die Geschichten rund um das Steinkamp-Zentrum 2,38 Millionen Zuschauer, 0,01 Millionen mehr als in der Woche davor und sogar 0,10 Millionen mehr als in der ersten März-Woche. Die Zielgruppen-Quote sank aber von 13,9 auf 11,5 Prozent.
RTLZWEI zeigt zwischen 19.05 und 20.15 Uhr
«Berlin – Tag & Nacht», das vergangene Woche mit seinen fünf Episoden auf 0,59 Millionen Seher ab drei Jahren kam. Das waren 0,06 Millionen mehr als in der Woche davor. Bei den Werberelevanten sank die Quote von 4,6 auf 4,4 Prozent. Dafür startete diese Woche für die authentische Daily sehr stark: Sowohl die Episoden am Montag als auch am Dienstag lagen bei Reichweiten von mehr als 700.000 Sehern – für die filmpool-Produktion waren dies die besten Werte seit Mitte Januar 2020.