Kein Livesport im Fernsehen; ein Problem für Sportanbieter wie DAZN. Doch was ist wirklich dran an den Meldungen eines Kündigungsportals?
Die Coronakrise stellt die komplette Gesellschaft auf den Kopf und vor gewaltige Herausforderungen. Seit mehr als einer Woche steht das öffentliche Leben still, Sport-Events ruhen sogar schon länger. Die großen internationalen Ligen im Bereich Fußball haben ihren Betrieb bereits Anfang März eingestellt – und prüfen nun seit Wochen, wie sie die gestarteten Spielzeiten noch zu Ende bringen. Angesichts jüngster Meldungen, die Coronakrise könnte in der Lombardei (Italien) so schlimm geworden sein, weil sich viele Tifosi im Rahmen eines Champions-League-Spiels von Atalanta Bergamo angesteckt haben, lässt die Wahrscheinlichkeit von Sport-Großveranstaltungen vor Bereitstellung eines Impfstoffes gegen das neuartige Virus weiter schrumpfen. So planen die großen Ligen, die es sich leisten können, mit Geisterspielen, während die kleineren Ligen (Handball, Basketball und Co.) vermutlich vor nochmals größere Probleme gestellt werden.
Fakt ist: Die Bundesliga möchte offiziell bis Ende April pausieren, die UEFA hat Pläne entwickelt, wonach der Weg des möglichen Champions-League-Siegers in dieser Saison nur noch drei Spiele umfasst. Viertel- und Halbfinals könnten in nur einem Match entschieden werden, da für Hin- und Rückspiele keine Zeit mehr ist. Das ist ein interessanter Plan für die deutschen Partner Sky und DAZN, denn eigentlich hatte DAZN immer bei den Hinspielen bessere Papiere, Sky hatte alle Entscheidungsspiele exklusiv.
Ohnehin – besonders für DAZN soll es eine schwere Zeit sein. In vielen Tagen hat DAZN momentan keine Live-Events im Angebot – die Kunden des Streamingdienstes haben aber weiterhin die Möglichkeit, monatlich zu kündigen. Ob DAZN in allen Fällen seine Rechtekosten bezahlen muss, oder ob diese wegen des Ausfalls auch nicht fällig werden, ist öffentlich nicht bekannt. Unternehmen kommunizieren solche Vertragsdetails nicht. Zuletzt wurde etwa in den Medien spekuliert, Sky und DAZN müssten die TV-Beiträge für die Bundesliga erst nach dem nächsten Spielzeit bezahlen – und der ist bekanntlich verschoben.
Das Unternehmen Volders, das Kunden bei diversen Kündigungen hilft, ließ zurückliegende Woche mit einer Medienmitteilung aufhorchen: In einer aktuellen Auswertung nahm das Berliner Unternehmen die in 2020 durchgesetzten DAZN-Kündigungen genauer unter die Lupe. Dabei fällt auf: Seit Bekanntgabe der Bundesliga-Zwangspause setzte das Unternehmen fast dreimal so viele Kündigungen pro Tag durch wie zuvor. Dieser Anstieg führte dazu, dass über ein Viertel (28,3 Prozent) der diesjährigen DAZN-Kündigungen in den letzten elf Tagen beantragt wurden.
Die Zahl von 28,3 Prozent klingt zunächst recht hoch – absolut unklar ist aber, was das in absoluten Zahlen bedeutet. Nur ein Beispiel. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob bei DAZN im Normalfall 100 oder 10.000 Kündigungen pro Tag eingehen. Allein aus der Zahl 28,3 Prozent lässt sich somit nur schwer bis gar nicht ablesen, auf viele Kunden DAZN (zwischenzeitlich) verzichten muss. Mathias Rhode, Chief Marketing Officer von Volders: „Besonders hart trifft es den Streaming-Dienst DAZN, der neben den Freitags-, Montags- und einigen Sonntags-Spielen der Bundesliga auch eine Vielzahl von weiteren Sportevents sendet. Während sich beim Hauptanbieter Sky, die Vertragslaufzeit auf ein oder zwei Jahre bemisst, können Kunden bei DAZN monatlich kündigen.
Diese Flexibilität wirkt sich in der jetzigen Krisenzeit allerdings negativ auf die Kündigungszahlen aus. Am Sonntag nach Bekanntgabe der Pause trennten sich fast viermal so viele Kunden vom Streaming-Anbieter wie bisher. Seit dem 13. März sind die täglichen Kündigungen um rund 155 Prozent gestiegen.“
Die Liga auf der Suche nach Geld
Eines ist klar: Wann die Bundesliga wirklich wieder spielen kann, ist zur Zeit total unklar. Aktuell ist die Rede davon, den Spielbetrieb bis Ende April pausieren zu lassen. Das führt zu finanziellen Problemen bei den Vereinen. Die TV-Gelder fließen vier Mal pro Saison; die dritte Zahlung wäre nach dem nächsten Spieltag fällig - das ist jener Spieltag, den die DFL vor dem Shutdown noch gerne durchgezogen hätte. Am Wochenende nun wurde bekannt, dass DFL und Sky in Gesprächen sind, wie die Gelder nun fließen können. Die Rede war von konstruktiven Lösungen im Hinblick "auf Lizenzzahlungen und deren potentielles Timing". Anders gesagt: Bekommt die Liga vielleicht einen Vorschuss von Sky?
Finden die Tour de France und Wimbledon statt?
Zwei große Sportevents dieses Sommers stemmen sich noch mit Kräften gegen eine frühzeitige Absage: So soll die im Hochsommer geplante Frankreichrundfahrt Tour de France in diesem Jahr unbedingt stattfinden. In Erwägung gezogen wird eventuell, die Tour um vielleicht einen Monat nach hinten zu schieben. Und: Auch das traditionsreiche Tennisturnier in Wimbledon, das Ende Juni beginnen soll, ist noch nicht abgesagt. Sicher ist: Spiele ohne Publikum auf den Rängen werde es nicht geben, eine Verschiebung ist wegen des dicht gedrängten Kalenders (die French Open haben sich selbst schon auf Herbst verschoben) kaum mehr denkbar. Experten gehen davon aus, dass Wimbledon nicht stattfindet – das Turnier würde erstmals seit dem zweiten Weltkrieg nicht ausgetragen werden. Die ATP-Tour (Männer) und WTA-Tour (Frauen) haben derweil offiziell bestätigt, dass alle Turniere bis zur zweiten Juni-Woche ausgesetzt sind. Weiter nach einer Lösung gesucht werden muss, wie das Aussetzen von Spielen Berücksichtigung in der Tennis-Weltrangliste finden kann.
Unsere Frage der Woche
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) wird, anders als geplant, ihre TV-Rechte nicht Mitte Mai vergeben. Damit sei, so hieß es zurückliegende Woche, nun erst "ab Juni" zu rechnen. Das Lösen der durch Corona aufgetretenen Probleme habe erst einmal Vorrag.
Wird die Coronakrise Auswirkungen auf den Ausgang der Bundesliga-Rechtevergabe haben?
Vergangene Woche wollten wir von unseren Lesern wissen: Sind E-Sport-Events ein Ersatz für echten Sport? Rund 45 Prozent zeigten Zustimmung, nur 18 Prozent finden solche Veranstaltungen "völlig uninteressant".
WWE bleibt bei ProSieben Maxx
Im Free-TV ist die Zukunft des Wrestlings nun geklärt. Große Veränderunge gibt es nicht. Die WWE und 7Sports haben sich auf einen neuen Deal geeinigt. Bis wann die neue Rechtevereinbarung geht, wurde nicht bekannt gemacht. Die wöchentlichen Formate
«SmackDown» und
«Raw» bleiben weiter fester Bestandteil von ProSieben Maxx. Zusätzlich zum linearen Angebot, dürfen die beiden Sendungen nun 30 Tage on Demand abrufbar bleiben. Während in anderen Sportarten alles ruht, findet am kommenden Wochenende das große Event "Wrestlemania" an. Im Vorlauf dazu hat ProSieben Maxx eine große Themenwoche mit zahlreichen Wrestling-Highlights der Vergangenheit gestartet. mehr Infos dazu findet ihr
hier.