Es lässt sich nicht nur Feenstaub auf Disney+ finden: Der Video-on-Demand-Dienst hat noch so manche Makel auszubügeln.
#1: Bei vielen Serien muss dringend aufgeräumt werden
Das Problem ist bereits seit dem US-Start von Disney+ bekannt, aber offensichtlich fühlt sich niemand hinter den Kulissen dazu berufen, es aus der Welt zu schaffen: Bei zahlreichen Serien auf Disney+ ist die Episodenreihenfolge vollkommen durcheinander. Bei «Darkwing Duck», «Chip & Chap – Die Ritter des Rechts» und den Original-«DuckTales» etwa herrscht völliges Chaos, was bei diesen Serien
alles in allem nicht unbedingt ein großer Beinbruch ist, da die Episoden nicht groß aufeinander aufbauen. Aber manche Folgen müssen eben doch in einer bestimmten Reihenfolge gesehen werden – und dass man den eröffnenden Mehrteiler bei «DuckTales», «Darkwing Duck» und «Chip & Chap» irgendwo tief in der Folgenliste suchen muss, ist unnötig frustrierend. Bei «Goofy & Max» hat man es dagegen wenigstens geschafft, bei Disney+ die Auftaktfolge an den Anfang zu packen, selbst wenn es sonst die eine oder andere Abweichung von der empfohlenen Abfolge gibt.
Noch ärgerlicher ist das Chaos bei der neuen «DuckTales»-Serie, da in dieser Serie ein horizontaler Storyfaden gesponnen wird. Diese Serie in der beabsichtigten Reihenfolge zur Verfügung zu stellen, sollte ein
Muss für einen Streamingdienst sein.
#2: Fehlende Folgen sollten eher bei Disney+ enthaltende Episoden sein
Dass Serienfolgen nicht in der korrekten Reihenfolge angezeigt werden, ist eine Sache – dass Episoden fehlen, ist schon schwerwiegender. Und bei Disney+ lassen sich einige Lücken finden.
Der Auftakt zur dritten «Die Simpsons»-Staffel wurde von den Serienmachern ja bereits aus der US-Zirkulation genommen, und auch bei Disney+ befolgt man den Wunsch der Produzenten. Streitbare Sache, jedoch durchaus nachvollziehbar. Aber auch die Sitcom «Hotel Zack & Cody» ist unvollständig – wie schon seit Jahren bei TV-Wiederholungen fehlt auch auf dem Streamingdienst eine nach der Erstausstrahlung sehr negativ aufgenommene Episode über Dyslexie, und auch die Folge "Die Cheetah Girls zu Gast im Tipton" mit einem Gastauftritt von Chris Brown fehlt. Die Episode wurde einst aus der TV-Rotation genommen, als Chris Brown in die Negativschlagzeilen geriet.
Aus der ebenso quirligen wie raffinierten Trickserie «Star gegen die Mächte des Bösen» fehlt hierzulande bei Disney+ die elfte Folge, die in vielen europäischen Ländern schon für eine TV-Auswertung gesperrt wurde, weil man befürchtete, dass ein Zauberstabdesign in dieser Episode für Aufruhr sorgen könnte. Ausgerechnet in den prüden USA traut man dagegen dem Publikum zu, einen bananenförmigen Zauberstab auch als bananenförmig zu erkennen. Auf Disney+ hätte man also hierzulande diese Zensur liebend gern endlich aufheben können.
Aber es gibt auch völlig unerklärliche Auslassungen auf Disney+. Unter anderem fehlt bei «Kim Possible» der Dreiteiler "Invasion der Roboter" und bei der YouTube-Trends persiflierenden Sitcom «Bizardvaark» fehlt rätselhafterweise die zweite von drei Staffeln. Die 2017 gestartete Disney-Channel-Dramedy «Story of Andi» ist auf Disney+ sogar in einem völlig katastrophalen Zustand: Der Großteil der ersten Staffel fehlt, mehrere Episoden aus der zweiten Staffel sind nicht abrufbar und die dritte Staffel ist überhaupt nicht zugänglich. Doch mehr noch: Nur manche der Episoden, die bei Disney+ in Deutschland abrufbar sind, wurden auch mit einer deutschen Synchronfassung zur Verfügung gestellt.
#3: Fehlende Synchronfassungen
Generell ist die Abdeckung mit deutschen Synchros unerwartet löchrig bei Disney+. Gewiss, Disney+ sorgt für die Deutschlandpremiere einzelner Disney-Projekte, darunter auch von solchen eher nischigen Produktionen wie der Dokumentation «Waking Sleeping Beauty». Da zu erwarten, dass nur für Disney+ extra Synchronisationen erstellt werden, und diese prompt zum Launch der Plattform abrufbar sind, wäre vermessen.
Aber auf Disney+ fehlen stellenweise deutsche Tonfassungen von Inhalten, die bereits eine Synchronversion vorliegen haben. «Lizzie McGuire» ging beim hiesigen Disney+-Start komplett ohne deutschen Ton raus, ebenso der Touchstone-Film «Die Nacht der Abenteuer» und der Fernsehfilm «Motocross» (der auf Disney+ konsequenterweise auch nur unter dem Originaltitel «Motocrossed» angezeigt wird). Und selbst das deckt noch nicht alle Synchro-Probleme auf Disney+ ab. Auch bei der Serie «Das Leben und ich» fehlt die deutsche Tonspur vereinzelt und beim Film «Das Megaplex-Phantom» setzt beispielsweise die deutsche Synchronfassung kurz aus. Da muss das Technik-Team noch einmal drüber.
#4: Anzeigefehler bei den Titeln
Es ging nach dem Start von Disney+ in Deutschland durch die sozialen Netzwerke: Irgendwer hinter den Kulissen muss irgendwas falsch programmiert haben – und so hieß «Arielle, die Meerjungfrau» tagelang bei Disney+ so wie der Kurzfilm, der bei einer «Arielle»-Heimkinoveröffentlichung auf derselben Disc geparkt wurde: «Das Mädchen mit den Schwefelhölzern». Während das zügig behoben wurde, hatten andere Fehler in den Vorschaubildchen länger Bestand. «Pinocchio» beispielsweise hieß bei Disney+ auf einmal «Die lebendige Puppe». Die «DuckTales»-Kurzfilme sind weiterhin "Kortfilm" betitelt, die «Geheimakte: Guardians» wurde zur ""Geheimake: Guardians" und mehrere Filme, die einen deutschen Titel haben, werden in den Vorschaubildchen nur bei ihrem Originaltitel genannt.
Disney+-Kritiken auf Quotenmeter.de
#5: Die 'Weiterschauen'-Option ist derzeit mehr Last als Hilfe
Das Problem kennen manche Film- und Serien-Fans vielleicht auch von Netflix: Man hat einen Stream zehn Sekunden vor Abspannende verlassen und bekommt den Titel dann noch tagelang auf der Netflix-Hauptseite als unvollendet angezeigt. Doch während das bei Netflix
erstens nur gelegentlich und
zweitens immer seltener geschieht, was suggeriert, dass das Team beim VOD-Platzhirsch diese störende Kleinigkeit erkannt hat und etwas dagegen unternimmt, ist die 'Weiterschauen'-Spalte bei Disney+ die reinste Pest.
Einerseits landet derzeit wirklich alles, was man auch nur für den Bruchteil einer Sekunde anspielt, in dieser Kategorie. Wer sich also verklickt hat oder nachschauen wollte, welche Untertitel und/oder Tonspuren bei einem Film zur Verfügung stehen und ihn direkt danach abgebrochen hat, bekommt so nach und nach eine ellenlange 'Weiterschauen'-Liste. Und bis Titel automatisch aus dieser Kategorie entfernt werden, dauert es gefühlt eine Ewigkeit.
Aber selbst Leute, die Filme und Serien komplett schauen, werden mit solch einer Liste gefrustet – denn bei vielen Disney+-Inhalten werden die Synchronangaben in die eigentliche Videodatei mit eingespeist. Heißt: Wer den kompletten Abspann geschaut hat, hat oft noch mehrere Minuten mit Synchronangaben aus aller Welt vor sich. Wer das abbricht, bekommt dieses Video trotzdem als unvollständig angeschaut angezeigt.
Was aber vielen
nicht bei 'Weiterschauen' angezeigt wird, sind angebrochene Serien, von denen neue Folgen erschienen sind. Die muss man sich schon selber raussuchen, um weiterzugucken. Ermüdend.
#6: Die Suchfunktion ist löchrig bis unnütz
Man muss eigentlich wissen, was alles auf Disney+ verfügbar ist, um es sicher zu finden. Wer etwa "Donald Duck" in der Suche eingibt, um sich Filme, Serien und Cartoons mit dem vom Pech verfolgten Erpel anzuschauen, bekommt aktuell nur 20 Treffer angezeigt. Sogleich mehrere Donald-Cartoons sowie die Donald-Duck-Serie «Quack Pack» werden ausgelassen – wer also ein Donald-Wochenende veranstalten will, muss entweder gezielt nach «Quack Pack» suchen oder die "Micky Maus und seine Freunde"-Sammlung ansteuern, um die Serie zu finden.
Auch der Suchbegriff "Musical" wirft einem nur einen Bruchteil der Musicals raus, die auf Disney+ verfügbar sind, während der Suchbegriff "Drama" unter anderem zur Komödie «Mrs. Doubtfire» und zum Musical «Annie» führt – nicht aber zu einigen der besten Dramen auf Disney+, wie «Gegen jede Regel», «Ruby Bridges», «Secretariat» oder «Spiel auf Sieg». Sucht man nach Disneys Vorschullabel "Disney Junior" bekommt man nicht eine einzige Disney-Vorschulserie angezeigt – sondern den abendfüllenden Trickfilm «Himmel und Huhn» sowie den sehr dramatischen Katastrophenfilm «Finest Hours». Dieses Spiel kann man beliebig lang mit anderen Genres, Figuren oder Filmschaffenden weiterspielen.
Wer sich daher nicht auf die Suche verlassen will, sondern in den Kategorien 'Filme' und 'Serien' einfach die Komplettansicht wählt, sollte besser die Originaltitel der gesuchten Projekte kennen. Denn obwohl (im Regelfall) die deutschen Titel angezeigt werden, sind die Filme und Serien nach ihrem englischen Titel sortiert – daher steht zwischen «Aladdin und der König der Diebe» und «Alice im Wunderland» die Komödie «Die Coopers – Schlimmer geht immer». Und wer drängelt sich zwischen «Bolt» und «The Boys»? Na, wer wohl? Natürlich «Der Junge, der mit Dachsen sprach»!
#7: Nicht nur «Die Simpsons» liegen in einem falschen Bildformat vor
Dass die ersten 19 Staffeln (und Teile der 20. Staffel) der kultigen, langlebigen Trickserie «Die Simpsons» auf Disney+ in einem falschen Bildformat vorliegen,
dürfte mittlerweile bestens bekannt sein. Die Episoden wurden in 4:3 produziert, also in dem klassischen Röhrenfernseher-Bildformat. Damit sie jetzt auf modernen 16:9-Fernsehern als "Vollbild" erscheinen, wurde in das kleinere Bild hereingezoomt, womit Teile der Bildinformation verloren gehen.
Doch auch bei anderen Serien wurde so verfahren, unter anderem mit «Chip & Chap – Die Ritter des Rechts». Und anders als bei den «Simpsons» wurde diesbezüglich bislang keine Absicht kommuniziert, den Fehler zu beheben.
#8: Kürzungen und Zensuren, wo keine sein müssten
Auf Disney+ findet sich alles von harmlos-zuckriger Vorschulunterhaltung wie «Winnie Puuhs Bilderbuch» bis hin zu Gore Verbinskis mit einer Massenexekution beginnendem, unter anderem auch Kopfschüsse und garstige Genickbrüche beinhaltendem Abenteuerepos «Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt». Man sollte also denken, dass sich Inhalte des Disney-Konzerns, die sich in Sachen Härte irgendwo dazwischen platzieren, ja wohl allesamt in ungeschnittener Form finden lassen. Immerhin gibt es auf Disney+ auch die Möglichkeit, extra Kinderprofile zu erstellen und somit den Jüngsten in der Familie den Zugang zu den härteren Rändern des Disney-Schaffens zu versperren.
Leider weit gefehlt: Auf Disney+ sind manche Inhalte nur gekürzt oder mit Bildzensur vorzufinden, obwohl sie rein nach der Altersfreigabe betrachtet harmlos genug für die von Disney+ gesetzten Parameter sein müssten. Die Romantikkomödie «Splash – Jungfrau am Haken» von Ron Howard und mit Tom Hanks sowie Daryl Hannah in den Hauptrollen ist in Deutschland in ihrer Ursprungsfassung ab sechs Jahren freigegeben. Aber da auf Disney+ im Normalfall die US-Bildmaster genutzt werden und unsere Freunde von der anderen Seite des Teichs ungeheuerlich prüde sind, wurde eine Szene, in der Daryl Hannahs blanker Hintern zu sehen ist, visuell beschnitten, damit man nie mehr sieht als einen blanken Rücken. Auch eine Episode der Disney-Zeichentrickserie «Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit» wurde auf Disney+ zensiert, genauso wie «Die Nacht der Abenteuer» von 1987.
Es gibt aber auch Beispiele dafür, dass Disney+ endlich frustrierende Kürzungen aus dem Weg räumt: Der Abenteuerspaß «Die drei Musketiere» mit Kiefer Sutherland und Charlie Sheen aus dem Jahr 1993, der dank eines offenbar extrem empfindlichen FSK-Gremiums einst ab 16 Jahren freigegeben wurde, wurde im Vorfeld des Disney+-Starts endlich neu der FSK vorgelegt und ist nun ungekürzt ab zwölf Jahren freigegeben. Der Film ist jetzt ungekürzt auf Disney+ abrufbar, nachdem er zum Beispiel im Disney Channel öfters nur geschnitten lief. Der Abenteuerfilm «Mein großer Freund Joe» hingegen, der zwar manchmal ungekürzt im Fernsehen lief, aber hierzulande bisher nur in einer gestutzten FSK-ab-6-Fassung verkauft wurde, ist auf Disney+ in voller Länge als Film ab zwölf abrufbar.
#9: Die Watchlist hat eine Obergrenze
Zwar kann man sich auf Disney+ beliebig viele Titel vormerken lassen, doch unter anderem in der Browserversion von Disney+ rennt man damit irgendwann in ein Problem hinein: Die Watchlist kann einem aktuell nur 50 Titel anzeigen – der Rest der vorgemerkten Titel ist somit in der Merkliste unsichtbar. Das mag ein eher beiläufiger Patzer sein, trotzdem ist es ein Fall, in dem Disney+ unausgereifter online ging als der Hauptkonkurrent Netflix.
#10: Disney+ Select auf MagentaTV ist ein schlechter Witz
Zwar können sich Haushalte mit einem Telekom-Vertrag
ein halbes Gratisjahr für Disney+ sichern sowie vergünstigte Konditionen in der Zeit danach, jedoch wird innerhalb der Telekom-Kundschaft unterschiedlich großer Komfort geboten. Während Disney+ auf dem MagentaTV Stick als leicht zu bedienende App verfügbar ist, gibt es keine Disney+-App für den Media Receiver von MagentaTV und die MagentaTV Box. Natürlich lässt sich Disney+ auch über andere Wege ansteuern (über Internetbrowser, die Apps von Videospielkonsolen und so weiter), dennoch ist es ärgerlich, dass ausgerechnet Telekom-Dienste ohne eigene Disney+ App dastehen.
Was es für diese Dienste aber gibt, sind der lineare TV-Kanal Disney+ Select und die Disney+ Select Mediathek. Die Telekom spricht davon, dass dort "20 ausgewählte Inhalte als Video on Demand" zur Verfügung gestellt werden – aber die Auswahl dieser Inhalte ist so konfus, als hätte man sie ausgewürfelt.
Der erste Schub an Disney+-Select-VOD-Inhalten bestand beispielsweise aus «High School Musical», «Descendants 2», «Phineas & Ferb: Mission Marvel», drei Kurzfilmen, Staffel drei der «Guardians of the Galaxy»-Trickserie, Staffel sechs von «Brain Games» sowie Staffel eins von «The Lodge», «Randy Cunningham: Der Ninja aus der 9. Klasse», «Star Wars Rebels» und «Henry Knuddelmonster». Ergiebig ist das nicht …