«Hawaii-Five-0» endete in den USA am 03. April 2020 nach der zehnten Staffel. Das große Serienuniversum lebt aber weiter. Doch gehörten alle Serien, die CBS unter einem Dach vereint, immer schon zusammen? In unserer neuen Serie werfen wir einen genaueren Blick auf die Ursprünge.
Jack Lords Steve McGarrett – Späte Ehrungen
Als der gebürtige New Yorker Jack Lord 1967 die Rolle des Steve McGarrett in der damals frisch aus der Taufe gehobenen Serie «Hawaii Fünf-Null» annahm hätte er sich wohl niemals träumen lassen, dass er wegen einer Serienfigur einmal zu einem Nationalhelden Hawaiis werden würde. Und doch schreibt das Leben eines Schauspielers manchmal die unglaublichsten Geschichten. Bis zur Ausstrahlung der letzten Episode in den USA am 05.04.1980 war Lord 279-mal in die Haut des ehemaligen Navy Intelligence Offiziers und Leiters der hawaiianischen Polizeispezialeinheit 5-0 geschlüpft. Die Langlebigkeit der Serie und die Tatsache, dass sie fast vollständig auf Hawaii entstanden war, verhalfen dem 50. US-Bundesstaat zu einem bis dahin nie dagewesenen Popularitätsschub. Jack Lord wurde 2004 dafür sogar posthum mit einer Büste geehrt, die heute noch südlich von Waikiki Beach zu sehen ist.
Das Team hinter der Show
Um das zu erreichen, war allerdings mehr als Charisma und ein so großes schauspielerisches Talent nötig, dass selbst Elvis Presley Lord zu seinem persönlichen Lieblingsschauspieler erklärte. «Hawaii Fünf-Null» entstammte der Feder von Leonard Freeman, der sich zuvor bereits als Executive Producer von Klassikern wie «Route 66» und «Die Unbestechlichen» einen Namen gemacht hatte. An beiden Fernsehshows hatte er als Drehbauchautor mitgewirkt, bevor er 1968 das Skript für den Westernklassiker «Hängt ihn höher» mitverfasste und sich schließlich die Action-Krimiserie rund um Steve McGarrett, Danny „Danno“ Williams, Chin Ho Kelly und Kono Kalakaua ausdachte. Freemans Team gehörten einige der talentiertesten Künstler der damaligen Fernsehbranche an. Der CBS Music Supervisor Morton Stevens komponierte die unvergessliche Titelmelodie, für die er einen Emmy gewann und die auch heute noch leicht umarrangiert und aufgepeppt im Remake zu hören ist. Die meist beschäftigten Regisseure wurden Michael O’Herlihy und Charles S. Dubin, auf deren gemeinsames Konto rund ein Viertel aller Serienepisoden geht. Im Writers Room saßen unter anderem Jerome Coppersmith, Curtis Kenyon und Bill Stratton. Im Schneideraum sorgten bekannte Namen wie Jack Gleason («Die Seaview – In geheimer Mission», «Planet der Giganten») oder Ira Heymann («Hondo», «Unser trautes Heim») für den Feinschliff.
„Danno“ Williams, mehr als nur ein Sidekick?
McGarretts Sidekick, Danny Williams, wurde von James MacArthur verkörpert, der 1960 die Hauptrolle in «Entführt – Die Abenteuer des David Balfour» ergattert hatte und anschließend in Kriegsfilmen wie «Zwischenfall im Atlantik» und «Panzerschlacht in den Ardennen» spielte. Die ersten Folgen stellten den jungen Cop lediglich als willigen Gehilfen einer überdimensionierten Hauptfigur dar. Doch die Autoren weiteten die Rolle bereits recht früh aus, so dass sich die Figur zu einem echten Partner und Freund für Steve entwickelte. Nach der elften Staffel und 259 Episoden beendete MacArthur sein langes Gastspiel auf den hawaiianischen Inseln. In einem Interview sagte er: „Mir wurde langweilig. Die Geschichten wurden zunehmend schlechter und waren für mich als Schauspieler nicht mehr herausfordernd genug.“ Hinter den Kulissen munkelte man allerdings von einem Streit zwischen ihm und Jack Lord, der nach dem Tod von Leonard Freeman dessen Part als Executive Producer übernommen hatte. 11 Jahre lang hatte sich der zweitwichtigste Schauspieler der Serie in einem Wohnwagen umziehen müssen, der als Prop-Lager diente. Als er endlich einen eigenen Umkleidewagen, oder -zimmer forderte, sei es zum Zerwürfnis zwischen MacArthur und Lord gekommen, berichtete sein Nachfolger William Smith später.
Der weitere Maincast: Kono
Ähnlich blass wie anfangs „Danno“, blieb auch Kono Kalakaua, der von Gilbert Lani Kaui alias Zulu gespielt wurde. Der Spot, mit dem Kauis Freunde ihn für seine mageren Dialogzeilen belegten, kommentierte dieser 1971 in einem Interview: „Meine Freunde denken, ich spiele diese typische Rolle des gut trainierten Hundes, der nichts weiter als ‚ja, Boss, nein Boss‘ sagen kann. Doch eines Tages wird dieser Hund den ganzen Weg bis runter zum Strand über sie lachen.“ Leider sollten Zulus Kritiker aber recht behalten. Frustriert quittierte Kaui nach nur vier Staffeln seinen Dienst. Das Bild des dümmlichen Hawaiianers, das er porträtierte, war ihm zu sehr zuwider geworden. Außerdem kam es internen Aussagen zufolge auch zwischen Zulu und Lord zu Differenzen, weil der sich weigerte, ihm mehr Raum und seinem Alter Ego somit mehr Freiheiten zu gewähren. Anhand dieser beiden Anekdoten darf man vermuten, dass Lord, obwohl ein Philanthrop, doch ein sehr dominanter Mann war, der es hasste, die Zügel ein wenig locker zu lassen. Eine Geschichte verdichtet diesen Verdacht noch. Lord war 1966 als James T. Kirk für «Star Trek» im Gespräch, lehnte aber ab, weil er darauf bestand, auch als ausführender Produzent tätig werden zu können. Gene Roddenberry verzichtete dankend und engagierte bekanntermaßen den aufstrebenden und gutaussehenden William Shatner als Captain der Enterprise. Ihm selbst war es erst im zweiten Anlauf gelungen, seine Show an den Mann zu bringen und er hatte sehr genaue Vorstellungen davon, in welche Richtung sich «Star Trek» entwickeln sollte.
Chin Ho
Etwas besser als Zulu erging es dem amerikanisch-chinesischen Ex-Polizisten Kam Fong Chun, der seine Dienstwaffe 1958 gegen Drehbuchmanuskripte getauscht hatte. Nach einigen Jahren als gut gebuchter Statist erhielt er den Zuschlag für die Figur des Detective Chin Ho Kelly, der er bis 1978 treu blieb. 1997 ließen sich Chung und Zulu übrigens für ein geplantes Reboot noch einmal dazu hinreißen, in die Haut ihrer Figuren zu schlüpfen. Allerdings hatte der neue Executive Stephen J. Cannel («Detektiv Rockford, Anruf genügt») übersehen, dass Chin Ho in der letzten Folge der 10. Staffel erschossen wird. In der Hoffnung, die Verantwortlichen bei CBS würden diesen Fauxpas übersehen, ließ er den Pilotfilm dennoch ausstrahlen. Die in das Projekt gesteckten Erwartungen zeigten sich aber letztlich als überzogen, so dass CBS vorzeitig den Stecker zog und die Serie niemals in Produktion ging.
Governor Jemeson
Alle Namen des Maincast einer so langlebigen Serie aufzuführen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, doch last but not least darf Richard Denning nicht fehlen, der als Governor Paul Jemeson Mc Garrett 12 Jahre lang den Rücken stärkte und dafür sorgte, dass Fünf-Null alle nötigen Ressourcen und Optionen ausschöpfen durfte. Denning begann seine Karriere Mitte der 30er Jahre als Statist und verdingte sich bis Anfang der 50er Jahre als Nebendarsteller. 1951 spielte er an der Seite von Richard Widmark im Kriegsfilm «Okinawa» die Rolle des Lt. Phillips und erhielt dann 1952 die Hauptrolle in der Detektivserie «Mr. And Mrs. North», die auf den Romanen von Frances und Richard Lockridge basierten. Danach folgten Hauptrollen in «The Flying Doctor» von 1959, «Michael Shayne» (1960 - 1961) und «Karen» ab 1964, bis er 1968 schließlich McGarretts Vorgesetzter wurde.
Wo Fat, McGarrets Nemesis
Ohne richtig fiese Bösewichte nützen einer Crimeshow auch die charismatischsten Detectives nichts. Bei «Hawaii Fünf-Null» fällt dem geneigten Fan bei diesem Gedanken zu allererst der Name Wo Fat ein, der im Remake vom Martial Arts-Künstler Mark Dacascos («Pakt der Wölfe») gespielt wird und dort den Chef einer japanischen Yakuza-Gang gibt. In den 60er Jahren war die Rolle allerdings etwas subtiler und dem Zeitgeist entsprechend angelegt. Wo Fat ist im Original zunächst ein chinesischer Top-Agent, der seinen ersten beeindruckenden Auftritt im Pilotfilm „Kokon“ („Cocoon“) hat.
Die Geschichte rund um den skrupellosen Spion erinnert stark an einen James Bond-Thriller und der amerikanische Schauspieler mit ägyptisch-sudanesischen Wurzeln Khigh Alx Diegh füllt die Figur des Super-Bösewichts brillant aus. Um die Namen aller Agenten im pazifischen Raum zu erfahren, entführt Wo Wat im Pilotfilm in vielen asiatischen Ländern US-Spione und hochrangige Politiker, um sie mit einer infamen Methode zum Reden zu bringen. Schließlich landet er auf Hawaii und kommt dem Leiter des amerikanischen Geheimdienstes „Control“ gefährlich nahe. Als Steve McGarretts Freund entführt wird, der für die CIA arbeitet, ermittelt er in alle Richtungen. Schließlich wird der Fünf-Null-Chef von der CIA rekrutiert, um Wo Fat das Handwerk zu legen. McGarrett lässt sich entführen und auf ein Schiff bringen, wo sich der ganze Schrecken des titelgebenden Kokons offenbart. Der chinesische Spitzenagent hat eine fürchterliche Methode entworfen, um auch den härtesten und am besten trainierten Geist zu brechen. Er versiegelt Augen, Nase und Ohren seiner Opfer und steckt sie dann in einen dicken Latexanzug, der weder luft-, noch schalldurchlässig ist.
Anschließend werden die so von der Außenwelt Abgeschotteten in einen vollkommen schallisolierten Raum mit einem Wasserbecken gebracht, in dem man die all ihrer Sinne beraubten US-Agenten stundenlang treiben lässt. Die gebrochenen Männer erzählen dem Chinesen nun alles, was er wissen will und werden anschließend getötet. McGarrett gelingt es dank einer zuvor mit ihm durchgeführten Hypnose, sich der schrecklichen Auswirkungen des Kokons zu entziehen und besiegt seinen Widersacher. Wo Fat gelingt die Flucht und taucht von da an noch in vier Einzel- und vier Doppelfolgen auf. Im Laufe der Jahre wird aus dem Agenten ein Extremist und schließlich ein Schwerverbrecher, der nur noch auf eigene Rechnung arbeitet. In der letzten Folge namens „Aloha, Wo Fat“ („Woe to Wo Fat") fasst McGarrett seinen Erzfeind endlich, nachdem dieser Wissenschaftler um sich geschart hatte, um eine verehrende Waffe zu entwickeln. Allerdings hält sich die Serie noch in der finalen Folge ein kleines Hintertürchen offen, indem der Chinese in der letzten Einstellung verschmitzt lächelt und eine offenbar wichtige Datei aus seinem Schuh hervorzaubert.
Gute Drehbücher, aber besser, als das Remake?
Natürlich ist Wo Fat nicht der einzige Fiesling, mit dem es die Fünf-Null-Spezialeinheit in zwölf langen Jahren zu tun bekam. Neben Giftmischern und anderen, eher kleinen Gaunern, jagt das Team zahlreiche Drogen- und Gangsterbosse, Polizeimörder, verhindert Anschläge und setzt sich gegen illegale Bürgerwehren zur Wehr, die ihre Heimat durch die weißen Eindringlinge vom Festland bedroht sehen. Im Grunde genommen erleben wir also dieselben spannenden Geschichten, die auch das Autorenteam des Remakes vorlegte. Das Produzententrio Kurtzman/Orci/Lenkov gab sich beim Story Telling allerdings auch alle Mühe die Serie nah am Original zu halten und dennoch geschickt in die Moderne zu überführen. Anzugtragende Cops und seichte Schusswechsel, wie sie in früheren Zeiten üblich waren, ziehen heute eben nicht mehr. Da darf es gern mal ein Schippchen mehr Action sein. Sind die Skripte des Klassikers aber deshalb auch die besseren? Die Antwort auf diese Frage ist nein, denn auch das Original hatte den ein oder anderen heftigen Ausreißer nach unten zu bieten. Bereits die zweite Folge „Reise ohne Wiederkehr“ („Full Fahtom Five“) um einen geldgierigen Giftmischer, der reiche Frauen auf Kreuzfahrten ködert, um sie anschließend vor der Küste Hawaiis zu töten, ist ein gutes Beispiel für eine langweilige Geschichte ohne jegliche Spannungsmomente.
McGarrett und McGarrett
Eine weitere, gerne aufgestellte Behauptung ist, dass Alex O‘ Laughlin als McGarrett und Scott Caan als „Danno“ nicht annähernd den Charme von Jack Lord und James MacArthur gehabt hätten. Auch diese Aussage darf man bei näherem Hinsehen durchaus kritisch betrachten. Die Chemie zwischen O’Laughlin und Caan stimmte und der Funke ihrer von witzigen Seitenhieben geprägten Freundschaft sprang bereits in der Pilotfolge des Remakes auf den Zuschauer über. Außerdem gaben Alex Kurtzman und sein Team den Hauptfiguren endlich den Raum, der ihnen gebührte. Dafür wurde die Rolle des Kono Kalakaua kurzerhand feminisiert, was sich als gute Idee herausstellte. Mit Grace Park, die mit dem Reboot von «Battlestar Galactica» zum Star geworden war, fand sich eine hervorragende Schauspielerin, die aus Kono endlich eine starke Persönlichkeit machte. Chin Ho war nun Konos Cousin und wurde nicht minder ansprechend vom südkoreanischen Schauspieler Daniel Dae Kim gespielt. Aus der neuen Prämisse ergaben sich einige schöne Nebenstorys, die aber leider nach der siebten Staffel ein zu frühes Ende fanden.
Bessere Gaststars, ach wirklich?
Facts zur Neuauflage
- Die Neuauflage umfasst zehn Staffeln und kommt somit auf 240 Folgen
- Die Serie debütierte 2010 bei CBS
- Hauptdarsteller Alex O'Laughlin stand nicht mehr für eine elfte Staffel zur Verfügung
Das dritte Hauptargument vieler Kritiker bezieht sich auf die Gaststars, die im Original mehr Appeal gehabt hätten. Es ist schon richtig, dass die Gaststar-Liste von «Hawaii Fünf-0» beeindruckend ist. Unter anderem darf man in der fünften Episode Sal Mineo bewundern, der schon 1955 als Co-Star von James Dean in «…denn sie wissen nicht, was sie tun» brilliert hatte. Auch der große Ricardo Montalban, Fans aus Klassikern wie «Flucht vom Planeten der Affen», «Star Trek II: Der Zorn des Khan» und «Fantasy Island» bekannt, gab sich als böser Yakuza-Boss die Ehre. Weitere bekannte Gesichter sind Richard Hatch («Kampfstern Galactica»), Pernell Roberts («Bonanza») oder Mark Lenard, den seine Rolle als Spocks Vater Sarek in «Star Trek» weltbekannt gemacht hat. Andererseits wartete «Hawaii Five-0» zwischen 2010 und 2020 mit nicht weniger bekannten Namen auf. Unter den Gaststars befinden sich beispielsweise Julie Benz und James Marsters, beide unter anderem bekannt aus «Buffy» und «Angel, Jäger der Finsternis». Marc Dacascos, der neue Wo Fat, ist ebenfalls ein bekannter Kino- und Fernsehstar, der unter anderem in «Wu Assassins» und «Marvel‘ s Agents of S.H.I.E.L.D.» zu sehen ist. Larry Manetti, besser bekannt als „Rick“ aus dem Detektiv-Klassiker «Magnum» ist ebenso in einer wiederkehrenden Rolle zu sehen wie Michelle Hurd, die als Raffi Musiker zum Main-Cast von «Star Trek: Picard» gehört.
So glanzvoll also die Erinnerungen an die Vergangenheit für Nostalgiker sein mögen, neigt man doch leicht dazu, Remakes vielleicht schlechter zu bewerten, als sie eigentlich sind. Und sehen wir es mal so. Welch schönere Ehrerbietung als eine Neuauflage konnte es für Jack Lord und «Hawaii Fünf-Null» geben, vor allem, wenn diese noch einmal ebenso erfolgreich wie das Original werden würde?
Während die Originalserie zur Zeit nicht im deutschen Fernsehen läuft, wiederholt Kabel Eins die Neuauflage im Nachmittagsprogramm immer werktags um 14 Uhr.