Universal will besorgte Kinobetriebe beruhigen. Kürzlich feierte das Studio mit «Trolls World Tour» die erfolgreichste Premiere eines VOD-Bezahltitels.
Es trat plötzlich ein und war ein historischer Einschnitt: Universal Pictures gab vor wenigen Wochen als erstes Hollywood-Studio das klassische Kino-Auswertungsfenster im großen Maß auf (
wir berichteten). Und das wurde mit großem Erfolg entlohnt: Der Animationsfilm
«Trolls World Tour», der an seinem ursprünglich geplanten Kinostarttermin als Leih-VOD-Titel veröffentlicht wurde sowie in den Autokinos startete, pulverisierte die Rekorde für den größten Start eines Streaming-Bezahltitels. Seither entbrannte ein großes Tauziehen diesbezüglich, was dies für die Kinobranche bedeutet. Wirtschaftsaffine Portale wie 'Wall Street Journal', die von der Berichterstattung über einen riesigen Industrie-Wendepunkt zehren können, betonen den riesigen Erfolg von «Trolls World Tour». Kinoaffine Portale unterstreichen derweil, dass «Trolls World Tour» durch den frühen VOD-Start andere Auswertungsfenster und somit auch Einnahmemöglichkeiten aufgegeben hätte. Und während Universal erst kürzlich weitere, vergleichbare VOD-Veröffentlichungspläne kommunizierte, liefen Kinobetriebe, Kinoketten und Kinovereinigungen Sturm, da sie sich von einem bewährten und wichtigen Geschäftspartner hintergangen fühlen.
Dieser Streit erreichte in den vergangenen Tagen neue Höhen: NBCUniversal-CEO Jeff Shell gab bekannt, nach der großflächigen Wiedereröffnung der Kinos weiterhin Filme parallel zum Kinostart als Video-on-Demand-Titel veröffentlichen zu wollen. Die große US-Kinokette AMC gab daraufhin bekannt, aus Protest keine Universal-Filme mehr vorzuführen. Nun versucht Universal Pictures, die Wogen zu glätten, und veröffentlicht ein diplomatisches Statement: "Wir haben stets vollauf an die Kinoerfahrung geglaubt und niemals etwas Gegenteiliges behauptet", lässt Universal verlauten. Gleichwohl unterstreicht Universal: "Künftig werden wir Filme direkt ins Kino entlassen und parallel dazu als Bezahl-Streamingtitel anbieten, wann immer dieses Vertriebsmodell Sinn ergibt."
Universal bietet seinen Kinopartnern noch "zusätzliche, private Unterredungen" an, in der Hoffnung, etwaige Enttäuschungen abzufedern und wieder auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Die US-Kinovereinigung NATO wirft in einem Antwortschreiben Universal "eine zerstörerische Tendenz" vor und bemängelt, dass sich Universal vor seiner Entscheidung nicht einmal mit Kinos in Verbindung gesetzt hätte. «Trolls World Tour» nahm als VOD-Leihtitel bislang 95 Millionen Dollar ein. Der erste «Trolls»-Film generierte in den Kinos über 346,9 Millionen Dollar, hinzu kommen noch Einnahmen aus TV-Rechteverkäufen, VOD-Verkäufen und dem haptischen Heimkinomarkt.