Eingespart werden sollen 300 Millionen Euro. So sollen weniger NDR-«Tatort»-Folgen gedreht werden.
Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) will und muss kräftig sparen. Pro Jahr sollen nun 75 Millionen Euro eingespart werden. Das Paket wurde mit einer Laufzeit von vier Jahren beschlossen, sodass am Ende eine Summe von sogar 300 Millionen Euro stehen wird. NDR Verwaltungsratsvorsitzende Regina Möller: "Der Verwaltungsrat unterstützt den Intendanten und den NDR bei den schwierigen Einschnitten. Die Maßnahmen sind notwendig, damit sich der NDR auch unter erschwerten finanziellen Bedingungen langfristigen Gestaltungsspielraum bewahrt und seinen öffentlich-rechtlichen Versorgungsauftrag für die Menschen im Norden auch weiterhin erfüllen kann. Es geht darum, mit größtmöglicher Sparsamkeit die Leistungsfähigkeit des NDR zu erhalten, damit er den Beitragszahlenden auch in Zukunft attraktive Angebote machen kann."
NDR-Intendant Joachim Knuth betonte, dass das Programm dennoch weiterhin an erster Stelle stehe. „Angesichts der heraufordernden Finanzlage müssen wir Prioritäten setzen. Wir werden unseren starken Journalismus, die Information, die regionale Kompetenz bewahren, müssen aber dafür an anderer Stelle auf Gewohntes verzichten.“ Was ist genau geplant? Bis 2028 will der NDR zehn Prozent seines Aufwands für Personal kürzen. So sollen 200 Planstellen nicht nachbesetzt werden. Immerhin: Ausgeschlossen sind, bis 2024 zumindest, betriebsbedingte Kündigungen.
Hintergrund
- "In den vergangenen Wochen hat uns der große Zuspruch für unsere Informationsangebote gezeigt, wie wichtig und unverzichtbar ein kraftvoller NDR ist. Diese publizistische Stärke werden wir auch unter diesen erschwerten Bedingungen bewahren und ausbauen", sagt NDR-Intendant Joachim Knuth.
- Das Maßnahmenpaket ist notwendig, weil die für den NDR zu erwartenden Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag die allgemeinen Kostensteigerungen nicht auffangen können. Aktuell kann das Programm aufgrund von Rücklagen finanziert werden. Diese stehen aber bald nicht mehr zur Verfügung. Die Folgen der Corona-Krise haben die Einsparnotwendigkeit für die nächsten Jahre noch einmal deutlich erhöht. Ein durch Asbestfunde in Hamburg notwendig gewordener Neubau belastet das Budget zusätzlich.
In erster Linie will der NDR im Unterhaltungsbereich sparen. Man werde auch weniger als bisher für Das Erste produzieren. Gekürzt wird die Anzahl von Fernsehspielen, Unterhaltungsshows, aber auch die Anzahl an vom NDR kommenden «Tatort»-Folgen wird zurückgehen. Eingestellt werden auch NDR-Formate wie «Lieb und teuer» und die Inselreportagen, gesichert ist derweil die Zukunft von «DAS!», «Visite» und «Markt».
«Zapp» und das «Kulturjournal» sollen stärker als bisher online stattfinden, weniger im klassischen Fernsehen. Im Hörfunk stärkt der NDR die Information und senkt gleichzeitig Kosten. NDR Info weitet sein Informationsangebot am Abend und am Wochenende aus, mit Nachrichten im Halbstundentakt. Die Sendungen «Echo des Tages» und «Zeitzeichen» entfallen. Andere Programmangebote wie Hörspiele werden zukünftig bei NDR Kultur gesendet. Auch bei NDR 2 und N-JOY wird es Veränderungen durch Streichung von Formaten und Festivals geben. Bei den Musikensembles werden Personalkosten reduziert und Strukturen verändert. Das NDR Klassik Open Air fällt weg. Die besondere Exzellenz der Ensembles soll trotz der Maßnahmen erhalten bleiben.