Am späten Montagabend schließt das ZDF seine Reihe "Sehnsucht nach Freiheit" im Rahmen des "Kleinen Fernsehspiels" mit einem erstklassigen Film ab.
Cast & Crew
Vor der Kamera:
Raffaella Giordano als Giovanna
Valentina Vannino als Maria
Martina Abbate als Rita
Anna Patierno als Sabina
Marcello Fonte als Mino
Gianni Vastarella als Giulio
Flavio Rizzo als Vittorio
Hinter der Kamera:
Drehbuch: Leonardo Di Constanzo (auch Regie), Maurizio Braucci und Bruno Oliviero
Kamera: Hélène LouvartDer Eindringling ist schnell wieder weg: ein Mafiosi, der kürzlich aus Dummheit einen Unschuldigen mit vierundzwanzig Pistolenschüssen umgebracht hat, nachdem er schon jahrelang halb Neapel terrorisiert hatte. Die Sozialarbeiterin Giovanna (Raffaella Giordano) hatte seiner Frau und seinen beiden Kindern in ihrem behelfsmäßigen Jugendzentrum kürzlich Unterschlupf gewährt, nicht wissend, dass sich auch der Mörder dort einnisten würde. Doch als die Polizei Wind von seinem Aufenthaltsort bekommt, hat sie ihn schnell überwältigt und abgeführt.
Zurück bleiben seine Frau Maria (Valentina Vannino), seine Tochter Rita (Martina Abbate) und das Baby, die weiterhin in ihrer heruntergekommenen Steinhütte im Hof wohnen. Doch für Giovanna entfaltet sich das eigentliche Drama nun erst, langsam, aber stetig und unausweichlich. Denn zu den von ihr betreuten Kindern zählt auch der Nachwuchs der Opfer des kürzlich dort geschnappten Mafiamörders.
Auf keinen Fall ist Giovanna jedoch willens, die Sünden des Verbrechers an seiner Familie zu sühnen – und ist gleichzeitig menschlich weitsichtig genug, um von Maria keine flehende Unterwürfigkeit oder Versuche einer unbotmäßigen Abbitte zu erwarten. Die anderen Familien sind fassungslos; ein klärender und einschneidender Konflikt ist nur eine Frage der Zeit.
© ZDF/Gianni Fiorito
Die kleine Rita (Martina Abbate, l.) versucht sich gegen die Angriffe von Tommaso (Giovanni Manna, r.) zu verteidigen, der ihr vorwirft, Tochter eines Mafiamitglieds zu sein.
Dabei ist die Dramaturgie dieses Films überhaupt nicht auf Konflikt gebürstet. Im Gegenteil: «L’Instrusa» erzählt nah an alltäglichen Geschehnissen, in weitläufigem, naturalistischem Duktus, ohne einzelne Momente, Objekte oder Figuren mit allzu durchschaubaren Motiven zu überfrachten. Der Dramaturgie geht es um die leise, klare, geradlinige und dabei durchschlagende Aufrichtigkeit von Giovanna und ihrem stockrobusten Wertekanon, ihr stoisches Nicht-Zurückweichen, ihre humanistische Güte. Und trotz dieser sehr positiven Zeichnung nutzt das Drehbuch reichlich Gelegenheiten, um sie nicht als fehlerloses Über-Ich zu entmenschlichen. Denn wer immer geradlinig und aufrichtig ist, gerade wenn es drauf ankommt, der ist bald unbequem, gilt als verbissen, verbohrt und schwierig.
Genau wie dieser Film: Denn trotz seiner unverrückbaren ethischen Kompassnadel, seiner erzählerischen Aufrichtigkeit und psychologischen Prägnanz verweigert er uns eine befriedigende Resolution. Manchmal gibt es keine Lösung, kein richtiges Leben unter falschen Voraussetzungen und alle edlen Bemühungen sind umsonst. Dass man den Film nicht völlig frustriert von dieser Ungerechtigkeit verlässt, ist wohl der deutlichste Beweis für seine besonders gelungene Figurenführung.
Das ZDF zeigt «L’Intrusa – Der Eindringling» als abschließenden dritten Teil seiner Reihe „Sehnsucht nach Freiheit“ in der Nacht von Montag, dem 18. Mai, auf Dienstag, den 19. Mai, um 00.25 Uhr.