Ohne Zweifel: Der Fakt, dass die Deutsche Fußball Liga (DFL) – sollten nicht allzu viele neue Coronafälle hinzukommen – bis Ende Juni fertig spielen kann, ist aller Ehren wert. Zugrunde liegt ein umfassendes Konzept für Spitzensport in Zeiten von Corona, inklusive strengen Hygiene-Regeln, Quarantäne-Pläne und regelmäßigen Tests. Liga-Chef Christian Seifert, der einen blendenden Job als Krisenmanager macht und maßgeblich daran beteiligt ist, dass das Produkt Bundesliga (so nannte er es selbst) wieder hergestellt werden kann. Doch dass er das Konzept als mögliche Blaupause für andere Sportarten bezeichnete, ist nur halb richtig.
Sicherlich: Die großen internationalen Fußballligen, auch die amerikanische MLS, NBA oder NFL können sich an den Methoden der Bundesligisten orientieren. Im medizinischen und hygiegnischen Bereich kann das Konzept auch Vorbild für die Basketball Bundesliga (BBL) sein. Diese wird die Saison nun Mitte Juni bei einem mehrtägigen Turnier mit zehn Mannschaften in München beenden. Ohne Zuschauer, dafür mit TV-Übertragung bei MagentaSport und Sport1. Doch der Kraftakt, dass die Basketballer die Saison 20/21 zu Ende bringen, hilft den Korbjägern auf Dauer genauso wenig wie es den Handballern, dem Sport Eishockey oder gar noch kleineren Sportarten wie Volleyball hilft.
Kernpunkt ist hier nämlich, dass alle diese Mannschaftssportarten viel mehr auf regionale Sponsoren und vor allem Zuschauer- und Gastroeinnahmen in den Hallen angewiesen sind. Halbwegs kostendeckend arbeiten können all diese Vereine nur dann, wenn von genügend Leuten auf den Rängen auch genügend konsumiert wird. Wenn erste Ministerpräsidenten für den Herbst, also zum Start der neuen Saison, in Aussicht stellen, dass Stadien wieder für Zuschauer öffnen können, bringt dies zahlreichen Clubs rein gar nichts. Sollten sie auf der Tribüne den gebotenen Abstand sicherstellen müssen, kann vielerorts keine Kapazitätsauslastung von mehr als 25 Prozent erreicht werden. Umsatzeinbußen im sechsstelligen Bereich allein im Monat würden drohen.
Steckbrief
Manuel Weis ist seit 2006 bei
Quotenmeter und seit 2007 verantwortlicher Chefredakteur. Er ist somit in allen Bereichen der Seite im Einsatz. Nebenberuflich arbeitet er als freier Sportreporter mit Schwerpunkt auf Fußball, Eishockey und Boxen.
Im Worst-Case-Szenario gehen durch diesen Umstand etliche (kleine) Vereine den Bach herunter. Und mit ihnen auch all das, was man beim bloßen Blick auf den strahlenden Profi-Sport übersieht. Die umliegenden Kneipen, die Nachwuchsteams und somit auch eine wichtige soziale Kompontente, die Sportvereine in unserer Gesellschaft darstellen. Im Best-Case-Szenario hat sich Covid-19 den Sommer über so zurückgezogen, dass im Sport im Herbst Normalität herrscht. Die schlechte Nachricht: Sehr viel anderes als das Best-Case-Szenario werden sich einige Vereine nicht leisten können.
Somit ist es nicht ausgeschlossen, dass das Jahr 2020 als Wendepunkt im deutschen Sport in Erinnerung bleiben wird. Als Jahr, in dem in der Tat einige Vereine wirtschaftlich einknickten und eben nicht vom Steuerzahler, also Bund und Ländern, auch noch gerettet werden konnten. Die gute Nachricht: 2021 könnte dann das Jahr des Neuanfangs werden. Aufbruchsstimmung. Vereinsneugründungen. Reduzierung auf’s Minimum. Mehr Eigeninitiative auch im semi-professionellen Sport. Wie es auch kommt – Veränderungen wird es geben.
Fest steht: So glimpflich wie die Bundesliga Corona überstanden hat, wird es bei anderen Sportarten nicht gehen. Auch das sollte man ins Ausland transportieren. Der Sport in Deutschland ist in Zeiten von Corona nämlich lange noch nicht über den Berg.
Termine
Natürlich: Die Welt blickt auf den Clasico aus Deutschland. Dortmund und Bayern duellieren sich nun am Dienstag ab 18.30 Uhr (live bei Sky). Die frühe Anstoßzeit ist auch als Entgegenkommen für Gastwirte zu deuten. Diese müssen ihre Stuben in der Regel um 22 Uhr schließen. Bei einer Anstoßzeit um 20.30 Uhr müssten Fans die Sportsbars also vor Spielende verlassen. Der deutsche Clasico wird auch im Ausland viel Aufsehen erregen und wird in über 200 Länder live übertragen. Sky Sport News HD sendet den Talk «Wontorra» nach dem Spiel ab 20.30 Uhr. Sky zeigt den Clasico übrigens auf fünf Sendern - regulär. Auf einer zweiten Option ist die Partie in UHD zu sehen. Dazu gibt es den Scouting-Feed, das von Florian Schmidt-Sommerfeld präsentierte Format "#CouchKurve" und eine Option mit "Fankommentar", also je einem Sprecher der jeweiligen Fanlager.
Die dritte Fußballliga wird derweil ab dem 30. Mai wieder spielen - ebenfalls vor leeren Rängen und mittels des von der ersten Liga aufgestellten Hygienekonzepts. Mit fünf "englischen Wochen" sollte die Saison bis Anfang Juli zu Ende gespielt werden - doch innerhalb der Liga gibt es große Kontroversen. Das entschied der DFB am Montag. Es gab aber auch Gegenwind Unter anderem Jena ist für einen Abbruch der Saison und will nun sogar klagen. Jena sieht sich wegen der örtlichen Bestimmungen massiv benachteiligt. Das Stadion in Jena darf erst ab 5. Juni genutzt werden, zudem ist es in Jena auch nur erlaubt, in Kleingruppen zu trainieren. Andere Drittligisten trainieren schon wieder als Team. Auch in Magdeburg kommt der Termin zu früh. Der dortige Verein hat Spielverlegungen beantragt, weil die Corona-Tests nicht umgesetzt werden konnten.
In den USA erwägt die bekannteste Basketballliga der Welt, die NBA, einen Restart der Saison Ende Juli. Walt Disney soll bei den Überlegungen eine große Rolle spielen. Die beiden Parteien erkunden das Potenzial, NBA-Spiele im ESPN Wide World of Sports Complex von Walt Disney zu veranstalten, einer riesigen Anlage im Disney World-Komplex des Unternehmens in der Nähe von Orlando, sagte Mike Bass, der Kommunikationschef der Liga, in einer Erklärung. Disney hat großes Interesse an einer NBA-Fortsetzung, zeigt dessen Sender ESPN doch wesentliche Teile der Saison.
Fragezeichen DFB-Pokal
Der DFB-Pokal wird derweil zu Ende gespielt. Aber der Deutsche Fußball Bund (DFB) muss sich nun mit der Frage befassen, welche Amateurvereine in der neuen Saison teilnehmen dürfen. Es gibt ja wegen der unterbrochenen Spielzeit keine Landesmeister. Debattiert wird derzeit die Idee, dass jeder Landesverband einen Verein quasi dafür "nominieren" und somit ins Rennen schicken könnte. Gegen diese Idee spricht, dass der DFB dadurch etwa rechtlich angreifbar wäre. Denn: Wer und nach welchen Gesichtspunkten wird für alle akzeptabel entschieden, wer darf und wer nicht? Dass der DFB-Pokal wie üblich im August starten kann, ist obendrein sehr fraglich.