Der US-Streamer macht nun auch den klassischen Factual-Produzenten Amerikas Konkurrenz. Eine Luxasmakler-Doku dürfte kostengünstig herzustellen sein.
Vorbei sind die Zeiten, in denen der US-Streamer Netflix hauptsächlich mit hochwertiger Serienware auf sich aufmerksam machte. Längst hat sich der Dienst für weitere TV-Genres geöffnet, bedient mit US-Ware etwa den Flirt-Show-Boom (etwa mit «Finger weg!»), hat quasi «Big Brother» in die Gegenwart verfrachtet («The Circle») und mit Marie Kondo das Aufräumen neu erfunden.
Netflix macht also den klassischen Fernsehunternehmen nun auch im Segment der günstiger umsetzbaren Stoffe heftig Konkurrenz. Ein Beispiel dafür ist etwa der neueste Verkaufsschlager des Anbieters, der es vergangene Woche nach Netflix-Angaben sogar mehrfach in die Top-10-Liste der populärsten Serien der deutschen Kunden schaffte:
«Selling Sunset». «Selling Sunset» handelt von der Vermarktung hochwertiger Wohnimmobilien in Los Angelesdurch eine Immobilienmaklerfirma – in bis dato zwei Staffeln wurden die Makler sowohl bei beruflichen Verhandlungen als auch abseits des Jobs mit Kameras begleitet.
Netflix war vom Erfolg der Serie so angetan, dass eine dritte Staffel längst bestätigt ist. Trotz Corona soll diese im August 2020 weltweit auf den Markt kommen. An der Serie wirken Romain Bonnet, Marry Fitzgerald, Brett Oppenheim, Chrishell Stause und weitere mit. Vor allem Stause hat durch ihre Teilnahme für viele Schlagzeilen gesorgt. Der frühere US-Soap-Star ist Dauergast in diversen Promi-Magazinen und dürfte daher einen wesentlichen Teil dazu beigetragen haben, dass «Selling Sunset» in den USA, aber auch außerhalb, einen derartigen Erfolg verbucht. Sie hat in dem Format auch die Sonderstellung, dass sie der einzige Agent ist, der vor den Dreharbeiten noch nicht für die Oppenheim Group gearbeitet hat. Alle anderen Agenten waren schon mit dem Unternehmen verbandelt.
Für die Produktion des Formats hat sich Netflix viel Erfahrung in dem Genre geholt – Adam DiVello ist ausführender Produzent. Er machte zuvor über 80 Folgen von «The Hills», arbeitete danach für CMTs «Music City». An seiner Seite ist die langjährige Macherin der US-Version von «Married at First Sight» («Hochzeit auf den ersten Blick»), Kimberly Goodman.
Auffallend: Obwohl viel über die neuen Makler-Geschichten gesprochen wird und Netflix immer neue Geschichten nachschiebt, bewerten Zuschauer die Qualität des Formats nicht allzu hoch. Vergleichen mit Netflix-Fiction-Serien scheint der IMDB-Wert, der bei 5,7 Prozent liegt (basierend auf rund 1500 Voted) sehr niedrig zu sein. Auch bei
Rotten Tomatoes kommt dieser nur auf etwas mehr als 60 Prozent.