Novum: Im Herbst 2020 werden keine Radioquoten via Telefonumfragen ermittelt.
Quoten-Hammer in der Radiobranche: Weil insbesondere private Radiosender massiv von den zurückgehenden Werbebuchungen durch die Coronakrise betroffen sind, will man bei den Reichweiten-Befragungen via Telefon einsparen. Üblicherweise ermittelt die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (agma) zwei Mal pro Jahr die Hörerzahlen durch umfangreiche Telefoninterviews. Einmal in einer Herbstwelle von September bis Dezember, einmal in einer Frühjahrswelle von Dezember bis April. Jetzt hat die ARD und somit die öffentlich-rechtlichen Radiosender dem Vorschlag zugestimmt, im Herbst 2020 auf eine Befragungswelle gänzlich zu verzichten.
Dies spare erhebliche Kosten. „Die Corona-Krise trifft auch das Radio/Audio-Lager mit voller Wucht und führt trotz starker Nutzungszahlen seit Mitte März zu dramatischen Einbrüchen bei den Werbeumsätzen aller Partner. Auch die Arbeitsfähigkeit der Marktforschungsinstitute ist aktuell und in den nächsten Monaten eingeschränkt und mit neuen Unsicherheiten verbunden“, sagt Jan Isenbart, Vorstand Radio/Audio in der agma. Die daraus resultierende einschneidende Entscheidung sei den Mitgliedern der Gattung nicht leicht gefallen, "gleichwohl werden durch diese Ausnahme weder die heutige Bedeutung und Balance der ma Radio/Audio-Studien verändert, noch in irgendeiner Weise ein dauerhaft anderer Weg der Erhebung oder Berichterstattung angestrebt.“ Tom Buhrow, der Vorsitzende der ARD, sagt: “Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Gerade mit Blick auf die Coronakrise wissen wir aus internen Erhebungen, dass gerade das Medium Radio boomt und auch die öffentlich-rechtlichen Angebote so viel Zuspruch haben wie nie zuvor. Aber hier ging es um ein Zeichen der Solidarität im dualen Rundfunksystem, das wir gerne setzen wollen und so freuen wir uns auf die nächste Reichweiten-Ausweisung.“
So geht es bei der MA also weiter: Im kommenden Juli wird ganz normal die Radio MA II 2020 ausgewiesen – in ihr enthalten sind die Umfragewellen Herbst 2019 und Winter/Frühjahr 2020. Im Herbst wird dann nicht abgefragt, entsprechend wird es im März 2021 keine neuen Radio-Quoten geben. Die erste MA eines Jahres ist sowieso immer nur das Zwischenzeugnis. Für die Werbepreise eines neuen Kalenderjahres ist immer die im Juli veröffentlichte MA relevant. Die wird es auch 2021 geben, dann beruhend auf den Umfrageergebnissen der Winter/Frühjahrswelle 2020 und der Winter/Frühjahrswelle 2021.
Welche Auswirkungen könnte das auf das Programm haben? Möglicherweise verzichten gerade größere Privat-Stationen im Herbst auf eine Flut an Gewinnspielen. Diese kommen üblicherweise zum Befragungsstart ins Programm und sollen helfen, dass die Menschen bei der Telefonumfrage angeben, dass sie genau diesen Sender regelmäßig hören.