Fade Gags, eingespielte Dosenlacher und ein Kevin, der sich in der Regie beömmelt: Mit «CashDay» startet bei ProSieben eine ziemlich einfallslose Versteckte-Kamera-Show am Vorabend.
Erinnern Sie sich noch an 2006, als ProSieben es gewagt hat, seine tägliche «Simpsons»-Dosis am Vorabend zugunsten der Telenovela «Lotta in Love» zu reduzieren? Groß war der Aufschrei damals bei den Fans. Denn: 18.10 Uhr ist bei ProSieben schließlich
der gelernte Sendeplatz für die gelbe Trickfamilie. Dass dies so ist, beweist beispielsweise schon, dass «Newstime»-Moderator Michael Marx seinen Zuschauern blind aus Gewohnheit wie jeden Abend viel Spaß bei den «Simpsons» gewünscht hat. Doch Fehlanzeige: ProSieben zeigt auf dem Sendeplatz seit heute «CashDay», eine neue Quizshow mit versteckter Kamera.
Aber keine Sorge, liebe «Simpsons»-Fans – vorerst nur an drei Tagen wird das neue Format zu sehen sein. Und das auch jeweils nur für eine halbe Stunde lang, um 18.40 Uhr gibt es weiterhin eine «Simpsons»-Folge. Dass es von «CashDay» nur drei kurze Ausgaben gibt, lässt bereits Böses erahnen: Hat da etwa jemand von ProSieben im Giftschrank gewühlt? Dass die Folgen schon etwas länger herumliegen müssen, zeigt allein die Tatsache, dass niemand mit Mundschutz zu sehen ist.
Mit Blick auf die Quoten ist frischer Wind am ProSieben-Vorabend nicht unbedingt das Schlechteste: «Die Simpsons» haben in diesem Jahr bislang um die neun Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen eingefahren – die Zeiten von zweistelligen Marktanteilen sind längst vorbei. Aber es darf stark bezweifelt werden, ob «CashDay» das Zeug dazu hat, den frischen Wind sowie bessere Quoten zu bringen – denn inhaltlich plätschert das Format vor sich hin und kommt alles andere als frisch daher. Dass der Aspekt mit der versteckten Kamera keine Neuerfindung ist, wird zu Beginn von «CashDay» ja auch offen zugegeben – und in der Tat: Ein Format mit ähnlichem Konzept gab es bei ProSieben schon einmal vor zehn Jahren, damals mit Joko und Klaas unter dem Titel «Ahnungslos». Und noch viel viel früher hat Mario Barth mit «Keine Ahnung?» eine ähnliche Show präsentiert. Auch ZDFneo hat mit «Iss oder quizz» einst ahnungslose Passanten zu Quizshow-Kandidaten gemacht.
Die Grundidee: Irgendwo im Alltag lauern die Lockvögel Nora Boeckler und Tilo Ben und erlauben sich Späße mit versteckter Kamera, ehe die Situation anschließend durch «Galileo»-Frau Claire Oelkers (im Auftakt nicht zu sehen) oder Comedian Kevin Ray aufgelöst wird und sich der Kandidat in einer Mini-Quizshow befindet. Dann gilt es, sich an Details zu erinnern. Etwa daran, wie viel ein bestimmter Artikel gekostet hat und welchen Stuss die Lockvogel so von sich gegeben haben. Für jede richtig beantwortete Frage gibt es Geld, bis zu 500 Euro kann man gewinnen.
Das mit «CashDay» ist ja bestimmt alles bestimmt gut gemeint von ProSieben. Aber das war es dann leider auch schon. Nora Irgendwer, eine verträumte Kassiererin, träumt davon, eines Tages eine Gesangskarriere bei «The Voice» hinzulegen und trällert ihrem Kunden einen Song von Britney Spears vor. Bei anderen möchte sie den Warentrenner mitverkaufen. Ja hallo, die 90er wollen ihre Witze zurück haben. An der Käsetheke wird später ein junger Mann von der Verkäuferin angebaggert, die beim Satz „Ich hätte gerne ein Stück Saint Albray“ wuschig wird. Untermauert wird das Trauerspiel von billig eingespielten Lachern und von einem Kevin, der sich in der Regie einen ablacht. Worüber genau, ist allerdings nicht überliefert. Wenigstens hatte offenbar einer Freude an «CashDay». Hier fehlt einfach das gewisse Etwas, das «CashDay» zu einem charmanten Vorabend-Schmankerl hätte machen können.
Der Aufschrei der «Simpsons»-Fans ist diesmal freilich nicht ganz so groß wie 2006. Immerhin kann man alle Folgen inzwischen legal bei Disney+ streamen und ist nicht mehr wirklich auf die ProSieben-Ausstrahlung angewiesen. Trotzdem darf die Frage ob der miesen «CashDay»-Qualität erlaubt sein: Mussten Homer und Co. dafür wirklich weichen?!