Am Montagnachmittag wird eine der wichtigsten Fragen des Medienjahres geklärt: Wer sichert sich audiovisuelle Verwertungsrechte an der Fußball Bundesliga im Zeitraum 2021 bis 2025? Wer gilt als Favorit? Was sind die neuesten Gerüchte?
Seit Montag vergangener Woche läuft die Bieterauktion für die audiovisuellen Verwertungsrechte von vier Bundesligaspielzeiten ab Sommer 2021. Über ein Dutzend Unternehmen soll aktiv daran teilgenommen haben. Ausgeschrieben wurden 16 Pakete.
Um welche Pakete geht es genau?
Für die vier Spielzeiten ab Sommer 2021 sind insgesamt 16 Verwertungspakete geschnürt worden. Vier davon – die sollen das meiste Geld bringen – betreffen die Liveverwertung der ersten Bundesliga im Bezahlbereich. Paket A ist das Konferenzpaket am Samstag (oder in englischen Wochen), Paket B umfasst die Einzelspiele zur Konferenzzeit und die Relegation. Paket C beeinhaltet den DFL-Supercup vor jeder Saison und die Samstagabendspiele um 18.30 Uhr, Paket D die insgesamt 106 freitags und sonntags geplanten Matches. Neun Spiele wird es zudem parallel im Free-TV geben (Paket E).
Paket F umfasst fast alle Zweitliga-Spiele im Pay-TV, Paket G das neue Samstagabendspiel. Dieses kann auch vom Free-TV erworben werden, exklusiv oder nicht. Hier wäre also auch eine Ko-Existenz von Free- und Pay-TV möglich. An den Free-TV-Highlightpaketen (H bis L) hat sich gegenüber vor vier Jahren nichts geändert. Neu ist Paket M, das es ermöglicht, Spielhighlights unmittelbar nach Abpfiff auf seine Plattform zu laden (bisher: 40 Minuten Zeitversatz). Obendrein können bis zu drei Anbieter Paket N erwerben, das Bewegtbilder ab Sonntagnacht um 24 Uhr ermöglicht. Weitere Rechtepakete umfassen Webradio, klassisches Radio und erstmals auch digitale Außenwerbung.
Die Rahmenbedingungen
Eigentlich hätte die Entscheidung über die künftigen Rechtepartner schon am 11. Mai fallen sollen. Corona brachte diesen Terminplan durcheinander und die die Wirtschaft kaltstellende Pandemie wird auch Einfluss auf den genauen Verlauf der Aktion gehabt haben. Zahlreiche Medienunternehmen stehen sich stark rückläufigen Werbe- und/oder Kundenzahlen gegenüber. Andere, etwa das wirtschaftlich von Covid-19 eher profitierende Amazon, haben genau dieses Problem nicht. Das Bieterverfahren läuft nach einem festen Schema an. Gesetzt dem Fall, dass Gebote eine vorher von der DFL geheim festgelegte Geldgrenze (Vorbehaltspreis) überbieten, bekommt ein Unternehmen, das 20 Prozent mehr Geld auf den Tisch legt als das zweithöchste Gebot, automatisch den Zuschlag. Die DFL-Chefs selbst entscheiden nur dann, wenn dies nicht der Fall ist. Die DFL hatte zuletzt schon mitgeteilt, dass nicht unbedingt der maximale Rechtevertrag der Beste sei. Man will also so gut es geht auch auf die Fans schauen und versuchen, dass diese ab 2021 nicht allzu viele Pay-TV-Abos abschließen müssen, um alles sehen zu können.
Aufatmen und Jubeln
Am vergangenen Wochenende sind die Würfel im Bereich der Pay-TV-Pakete schon gefallen. Gemäß dem Versteigerungsplan war die Auktion für die entsprechenden Pakete nach der ersten Bieterwoche beendet. Die DFL also wusste schon recht früh, in welche Richtung es bei den zu erwartenden Summen aus dem TV-Bereich gehen wird. Im Schnitt, so ist der Wunsch der Liga, soll es in jedem Fall über eine Milliarde pro Jahr geben – sollte mehr möglich sein, umso besser. Welche Summen erzielt wurden, ist unklar. Noch bis Freitag geht es nun um die Free-TV-Pakete.
Alle Beteiligten mussten Verschwiegenheitsklauseln unterschreiben, weshalb sich Gerüchte und Spekulationen kaum finden ließen. Ein Szenario kristallisiert sich als Wahrscheinlichstes heraus; es wäre auch eines, mit dem die Liga sehr gut leben könnte. Wahrscheinlich wird Sky ab Sommer 2021 wieder zu allen Anstoßzeiten der ersten Liga übertragen. Trifft das zu, hätte Sky seine Primärziele vollauf erreicht. Der Sender gilt als Favorit auf den Zuschlag bei den Konferenzrechten, dem Topspielpaket und dem so wichtigen Paket D, das die Matches am Freitag und Sonntag beinhaltet. Gerüchten zufolge kann sich aber auch DAZN freuen, die wohl vor dem Zuschlag der Einzelspiele am Samstagnachmittag stehen. Last but not least; die Deutsche Telekom mit MagentaSport hat schon eine Hand an den Rechten für die zweite Liga. Mehr als Gerüchte sind dies noch nicht, fix ist alles erst, wenn Ligachef Seifert es nächste Woche ausgesprochen hat.
Im Free-TV-Bereich sind nicht zwingend viele Fragezeichen zu erwarten. Der einzige «Sportschau»-Konkurrent RTL ist von Corona doch hart getroffen worden, es gibt Einsparungen im Programmbereich. Noch vor Corona sicherte sich die Gruppe die Europa League und die neue Europa Conference League ab 2021 exklusiv. Für ein Schweinegeld, wie es aus Köln hieß. Weitere Fußballmillionen wären angesichts der wirtschaftlichen Situation kaum zu verantworten. So dürfte neben dem Ersten auch das Zweite am Samstagabend am Ball bleiben. Immer für eine Überraschung gut ist das Free-TV-Paket K mit den Drittverwertungsrechten am Sonntagmorgen/vormittag. Schon 2016 setzte sich Sport1 hier nur mit Mühe gegen Sky durch. Jetzt soll auch Bild Live Interesse haben. Ausgang: Komplett offen mit einer kleinen Nasenspitze Führung für den Rechteinhaber Sport1. Ob dieser sich dann aber die Free-TV-Highlight-Rechte an der zweiten Liga am Freitag- und Sonntagabend zurückholen kann, fraglich!
Aktuell liegen diese bei Sky, 2016 wurden sie erst nach Wochen vergeben – Sky erbarmte sich quasi, das Paket zu übernehmen. Dass am Montag kein Partner hierfür präsentiert wird, ist also durchaus möglich. Wirklich starke Zuschauerzahlen wurden mit den Highlights aus Liga zwei in den vergangenen Monaten jedenfalls nicht geholt.
Was wird sonst noch wichtig?
Unklar ist, welche Rolle Amazon Prime Video spielen wird. Hier soll, so besagen es Medienberichte, vor allem Interesse an einem kleinen Rechtepaket bestanden haben - Details gibt es nicht. Möglicherweise bietet der Versandhändler seinen Kunden bald also Highlights der Spiele an.