Die Kritiker: «Art of Crime - Ein Schatten im Gemälde»

Am späten Freitagabend zeigt ZDFneo eine neue Doppelfolge der im Mutterland ziemlich populären französischen Kunst-Crime-Serie. Gelingt die Symbiose aus Bildbetrachtung und Mörderjagd?

Darsteller

Nicolas Gob als Antoine Verlay
Éléonore Gosset als Florence Chassagne
Benjamin Egner als Commandant Pardo
Philippe Duclos als Pierre Chassagne
Emmanuel Noblet als Hugo Prieur
Farida Rahouadj als Psychologin
Dass eine Kopie und eine Fälschung zwei völlig verschiedene Dinge sind, will uns die neue Doppelfolge von «Art of Crime» gleich ganz zu Beginn einbläuen: Unter ersterem Begriff sind autorisierte, leicht verfremdete Duplikate berühmter Kunstwerke zu verstehen, die ein Spezialist angefertigt hat, damit die kunstaffine Elite nur vier- statt achtstellige Beträge ausgeben muss, um sich das Kaminzimmer mit Monets „Mohnblumenfeld“ aufzuhübschen. Fälschungen dagegen sollen so tun, als seien sie echt, um damit idealerweise ahnungslosen Kunstnichtkennern die richtig dicke Knete aus der Tasche zu ziehen.

Leider ist diese Differenzierung hier nur für den Plot relevant, ohne dabei zu einem doppelbödigeren, psychologischen Spiel über Schein und Sein, Vorgabe und Realität, Kunst und Wirklichkeit einzuladen. Die Finte, einen bodenständigen Cop namens Antoine (Nicolas Gob) und die verkopft-exzentrische Kunsthistorikerin Florence (Éleonore Gosset) erneut auf Ermittlertour zu schicken, mag im Rahmen des Plausiblen halbwegs aufgehen – doch eine Serie, die ausgehend von ihrem Herstellungsland mit Freude vom Louvre ins Musée d’Orsay und wieder zurück tingelt, sollte hinsichtlich ihrer künstlerisch-ästhetischen Ansprüche mehr zustande bringen, als der tagträumenden Florence hin und wieder den Fleisch gewordenen Monet zur Seite zur stellen oder sie in schlaflosen Nächten Fragonards „Riegel“ nachstellen zu lassen.

Wo Monets Werke ihre Betrachter auf jedem Quadratzentimeter auffordern, sich vom Unmittelbaren, vermeintlich Erkenntlichen zu lösen, um einzutauchen in die Zwischentöne und Andeutungen und somit durch die leichte Verfremdung des Tatsächlichen die Welt zu verstehen, nimmt uns «Art of Crime» nur auf eine laue Mörderjagd mit, nachdem ein toter Kurator in einem Pariser Museum vor einem leeren Rahmen liegt und ein Einbrecher nun alle Pariser Adressen abklappert, wo Kopien von Monets „Mohnblumenfeld“ hängen – von denen eines wider Erwarten das echte Werk ist.

Aus dem Blickwinkel ihres „ungleichen Ermittlerpaares“ betrachtet, ergreift die Serie mit ihrer unkünstlerischen Stoßrichtung und der einfach gestrickten Dramaturgie klar Partei für den zupackenden (und dabei eher grobschlächtigen) Polizisten, der sich schwertut mit den diffizilen, feinstimmigen Anspielungen in jahrhundertealten Gemälden. L’art-pour-l’art-Florence würde bei diesem Angebot wohl gähnend zu arte rüberschalten – wenn sie da nicht längst von Antoine träumen würde, wie er an ihrer großbürgerlichen Schlafzimmertür von innen den Riegel vorschiebt.

ZDFneo zeigt «Art of Crime – Ein Schatten im Gemälde» (OT: «L’art du crime – Une ombre au tableau») am Freitag, den 21. August um 23.35 Uhr in einer Doppelfolge.
19.08.2020 04:30 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/120733