Am Freitag endet die bis dato längste Staffel des Sat.1-Reality-Events. Die Macher können aus Runde acht einige Learnings ziehen.
Learning 1: Es kommt (bedingt) auf die Bekanntheit an
Mit Fug und Recht mag zu behaupten sein, dass die diesjährige «Promi Big Brother»-Staffel die am wenigsten großen Namen – vor allem im direkten Vergleich mit den Vorgängern – hatte. Das wurde seitens Sender Sat.1 und der Produktion (Endemol Shine Germany) auch im Verlauf nicht korrigiert, als man Nachrücker in die Show schickte und dabei den ehemaligen «Prince Charming»- und «The Mole»-Mitstreiter Aaron Königs wählte oder eben die Tochter von Willi Herren. Dass die ganz großen Zugpferde fehlten, machte sich in fehlenden Quotenspitzen bemerkbar. Nein, Ausreißer auf über 18 Prozent waren im August 2020 nicht drin. Inhaltlich und gruppendynamisch war «Promi Big Brother» in diesem Jahr derweil so stark wie seit Staffel zwei nicht mehr. Das lag vor allem am perfekten Kandidatenmix und daran, wie insbesondere Ikke, Werner, Emmy, aber auch weitere Akteure (etwa Katy Bähm) agierten.
Learning 2: Das Alter!
Werner Hansch, der ehemalige Fußballkommentator, feierte im Haus seinen 82. Geburtstag. Er ist damit natürlich der gruppenälteste und dabei eine der interessantesten Figuren in dieser Staffel. Seine bewegende Lebensgeschichte erzählte der «ran»-Mann zwar mehrmals, fiel aber auch durch eine hohe soziale Intelligenz auf und stand Ikke Hüftgold dabei in nichts nach. Viel zu selten werden im deutschen Privatfernsehen die Geschichten von Über-80-Jährigen erzählt. Dabei zeigt Werner doch, wie wertvoll sie für diverse Formate sein können.
Learning 3: Die Laufzeit
Es war ein mutiges Unterfangen der Sat.1-Führungsetage – die Projektlänge, die bisher immer bei 15 Tagen lag, wurde ausgeweitet – drei Wochen «Promi Big Brother» waren neuer Sendungsrekord. Doch das Gespür der Macher täuschte sich nicht, ähnlich wie schon bei «Love Island» (ITV in England, RTLZWEI in Deutschland) führte die Zusatzwoche dazu, dass der Zuschauer eine noch engere Bindung zu den Kandidaten im Haus aufbaute. Das Experiment ist zweifelsfrei geglückt.
Learning 4: Der Showaufbau
Als ebenfalls erfrischend darf empfunden werden, dass die Macher diesmal vom sonst immer recht strikten Show-Aufbau abgewichen sind. Früher lief die erste Stunde lang das Beste vom Vortag als Tageszusammenfassung. Danach ging es zu den Aktionen, Matches, Nominierungen und allem, was daraus folgte. In dieser Staffel wurde teils direkt am Anfang nominiert, Matches wurden zwischen zwei Teile der Tageszusammenfassung eingestreut. Das sorgte für willkommene Abwechslung.
Learning 5: Das alte Ding mit Arm und Reich
Sicher, es mag der Reiz von «Promi Big Brother» sein, dass die Show – anders als etwa der Dschungel – über zwei unterschiedliche Bereiche verfügt und sich die Bewohner immer freuen, mal in den besseren Bereich umzuziehen. Aber Schnittbilder von gewaltig aufgeladenen Essenstischen im Gegensatz zum kargen Leben im armen Bereich sind mehr als von gestern. Darauf wurde in dieser Staffel auch verzichtet. Mehr noch – die Zuschauer durften ja immer wählen, wer von den Wald-Bewohnern einkaufen gehen darf. Sie wählten immer Leute, von denen sie wussten, dass sie mit reichlich Nahrung zurückkommen. Hungernde Promis will niemand sehen; wenngleich dieser Punkt für die Macher immer ein Hebel wird, um etwas gegen mögliche Langeweile zu tun. Knurrende Mägen sorgen eben gerne mal für schlechte Stimmung…