10 Z-Promis machen sich bei Sat.1 in schrägen Spielen zum Affen. Die Verlierer kriegen „mit Kasalla“ eine Torte ins Gesicht geworfen. Willkommen bei den vermutlich verrücktesten Festspielen unserer Zeit!
Sat.1 hat offenbar Blut geleckt, was Trashshows mit Promis aus der zweiten Reihe angeht: Der große Quotenerfolg von «Promis unter Palmen» dürfte einen großen Teil dazu beigetragen haben, dass sich der Münchner Privatsender nun auch abseits von dem gewohnten «Promi Big Brother» öfters auf diese Sorte der Persönlichkeiten verlassen will. Für die gerade frisch gestartete TV-Saison hat man zum Beispiel ein Comeback vom «Promi-Boxen» angekündigt. Die Zeit bis dahin überbrückt Sat.1 mit den
«Festspielen der Realitystars», eine Spielshow mit Jochen Schropp und Olivia Jones, die wie ein völlig aus dem Ruder gelaufener Kindergeburtstag wirkt – und stellenweise wie ein Fiebertraum daherkommt.
Zu gewinnen gibt es für die Kandidaten nichts; außer Sendezeit und den zweifelhaften Titel, die hellste Kerze auf der Torte zu sein. Dementsprechend lautet der Untertitel der Show: «Wer ist die hellste Kerze?» – das gibt jedenfalls schonmal Punkte in der Kategorie Selbstironie. Beim Cast hat sich Sat.1 allerbeste Mühe gegeben, man hat quasi das Who-is-Who der Z-Promi-Riege um sich geschart: Claudia Obert, Gina-Lisa Lohfink, Jürgen Milski, Matthias Mangiapane, Tobias Wegener, Ginger Costello-Wollersheim, Paul Janke, Julian F.M. Stoeckel, Yasin Cilingir und Theresia Fischer. Hier bleibt einem wirklich nichts erspart.
All diese Personen eint, dass sie bereits mal irgendwo bei einer anderen Realityshow dabei gewesen sind: Von «Der Bachelor» über «Love Island» bis hin zu dem Reality-Urgestein «Big Brother». Schräge Spiele wurden angekündigt, schräge Spiele sind es am Ende auch tatsächlich geworden: So müssen die Realitystars unter anderem auf Plüsch-Ponys herumreiten, mit vollem Körpereinsatz zur Bowlingkugel mutieren, schätzen, wie viele der Anwesenden sich schon einmal unters Messer gelegt haben und mit Konis Hupen Lieder erraten. Schropp tritt dabei als Regelerklärer („Oberlehrer“) auf, während Olivia Jones für die bitternötigen Spitzen sorgt: „Wir stellen extra leichte Grundschulfragen, damit ihr sie beantworten könnt.“
Bei den «Festspielen der Realitystars» wird auch auf vergangene Reality-Highlights zurückgeblickt: Dafür hat die Redseven-Produktion ganz tief im ProSiebenSat.1-Giftschrank gewühlt und unter anderem eine Szene mit Kader Loth aus dem längst vergessenen «Prominenten-Buchstabier-Test» von 2004 herausgekramt. Man hat es sich aber auch nicht nehmen lassen, auf das jüngst polarisierende «Promis unter Palmen» zurückzugreifen. Unglücklicherweise hat man sich hierfür ausgerechnet einen solchen Moment herausgepickt, der einigen Zuschauern schon bei der Erstausstrahlung sauer aufstieß: Nämlich Roland Schills aufdringliches Rumgefummel an Janine Pink. Zu erraten war, was Janine dem Grabscher daraufhin entgegnet hat. Sich distanzieren von fragwürdigen Szenen sieht anders aus. Da Sat.1 die besagten Ausgaben von «Promis unter Palmen» aber unmittelbar nach den «Festspielen der Realitystars» noch einmal in Gänze zum Besten gibt, dürfte eine Haltung hierzu inzwischen ohnehin egal sein.
Was passiert denn eigentlich, wenn ein Spiel verloren geht? Na, logisch: Dann muss der Verlierer seinen Kopf hinter eine Tortenwand stecken und sich von einem halbnackten Thorsten Legat mit einer Sahnetorte beschmeißen lassen, begleitet von jungen Cheerleaderinnen mit wedelnden Pompopns. Das klingt nicht nur reichlich absurd, sondern sieht auch genauso absurd aus – und macht vermutlich genau deshalb insgeheim einen Heiden-Spaß auf dem heimischen Sofa. Ex-«GNTM»-Teilnehmerin Gina-Lisa Lohfink musste als Erste dran glauben und fand das offenbar nicht so komisch; sie verschwindet jedenfalls auf wundersame Weise für den Rest der Sendung. „Sie wollte sich nur kurz frisch machen und ist nie wiederaufgetaucht“, lässt Olivia Jones die Zuschauer wissen.
© SAT.1 / Willi Weber
Matthias Mangiapane
Das Studiosetting ist vor allem eins: Pink! Zugestellt mit Deko-Süßigkeiten, die Pulte kommen in Tortenoptik daher. Man kann durchaus behaupten: So bunt war ein Show-Studio schon lange nicht mehr. Aber irgendwie passt genau das ja wie die Faust aufs Auge, die «Festspiele der Realitystars» bieten reinsten Trash-Overkill, der selbst bei den ganz Hartgesottenen einen bleibenden Eindruck hinterlassen wird …