Menschen fliehen vor politischer Verfolgung, Krieg, Hungersnöten, Hass und Intoleranz, um eine menschenwürdige Zukunft zu haben. Statt sie an der Gestaltung einer besseren Welt teilhaben zu lassen, werden sie von der EU teils jahrelang in ein dreckiges Lager gepfercht. 19.000 Personen auf einem Raum für 3.000, ohne Strom, ohne Sanitäranlagen, ohne fließendes Wasser, mit mangelhafter Essensversorgung und ohne medizinisches Auffangnetz. Das ist Moria. Und die Situation in Moria wurde von vielen Medien lange weitestgehend ignoriert.
Wie Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf diesen Mittwochabend in «Joko & Klaas Live» erläuterten, beschlossen sie nach Aufzeichnung der von ihnen gewonnenen Folge «Joko & Klaas gegen ProSieben», sich diesem Thema anzunehmen. Zwischen Aufzeichnung und Ausstrahlung kam es in Moria zu einem verheerenden Feuer und eskalierenden Ausschreitungen der Polizei, die unter anderem Kinder mit Tränengas beschoss. Die Medien blickten nun nach Moria und erneut brach ein politischer Diskurs aus, in dem sich Mitglieder einiger Parteien darin übertrafen, auf immer kältere Weise zu sagen: "Wieso sollten wir Fremden helfen?"
«Joko & Klaas Live» nahm das nun nicht mehr übersehene Thema auf, um zu zeigen, wie weit Europa von dem entfernt ist, seinen moralischen Ansprüchen gerecht zu werden: Mit einem erschütternden Statement des aus dem Iran geflohenen Milad und Unmengen an Videomaterial von direkt Betroffenen sowie der Presse wurde dem ProSieben-Publikum das Ausmaß der Unmenschlichkeit verdeutlicht, mit dem Europa jene begrüßt, die vor solchen Zuständen geflohen sind und schlicht an der idealistischen europäischen Idee der Gemeinsamkeit und gegenseitigen Fürsorge mitwirken wollten.
Die Unterhaltungsshow hinter den Liveminuten
Es steht in der laufenden Staffel von «Joko & Klaas gegen ProSieben» übrigens unentschieden: Den Staffelauftakt haben Joko und Klaas vergeigt, weshalb ihre Sendung am 15. September zur Strafe als «Not & Elend gegen ProSieben» an den Start ging. Den Quoten half das nicht, in der Zielgruppe ging es abwärts von tollen 12,5 Prozent auf nur noch sehr gute 11,6 Prozent Marktanteil. Dafür hat das Duo aber das Finalspiel gewonnen (ein "Einsteinrätsel" mit ProSieben-Bezug) und somit den Gutschein für diese 15 Liveminuten.
Die meistgesehene Ausgabe der Liveminuten war bisher die Folge vom 13. Mai 2020, in der Joko und Klaas gar nicht zu sehen waren – stattdessen führte Sophie Passmann durch die «Männerwelten», in denen sie unter anderem Palina Rojinski und Jeannine Michaelsen über Sexismus zu Wort kommen ließen. Collien Ulmen-Fernandes las zudem übergriffige Chatverläufe vor. 2,04 Millionen Menschen sahen das während der Erstausstrahlung. Aufgrund der überwältigenden Reaktion auf diese Liveproduktion der Florida TV und der wichtigen Botschaft entschied sich ProSieben dazu, «Männerwelten» zu wiederholen und online zu veröffentlichen.
Kleine Randnotiz: Im Zuge von «Männerwelten» wurde kritisiert, dass die Florida beim Warnhinweis vor der Sendung, sie enthalte Inhalte, die nicht für alle geeignet sind, das generische Maskulinum genutzt hat. Sie sprach allein die "Zuschauer" an, klammerte die Zuschauerinnen aus Nachlässigkeit aus. Diesen Hinweis nahm sich das Florida-Team offensichtlich zu Herzen: Die #MoriaStory in der neusten Ausgabe von «Joko & Klaas Live» beinhaltete eine Warnung, dass die anschließenden Inhalte für Kinder und empfindsame Zuschauer*innen ungeeignet sind.