Erst klang es wie ein Fake, dann wurde es ernst: Michael Wendler kritisiert die Bundesregierung für die Corona-Regelungen und steigt zudem bei «DSDS» aus, bevor er richtig anfing. Bei Oliver Pocher nahm das Spektakel dann seinen Lauf und fand einen kuriosen Höhepunkt.
Kolumnistin Anja Rützel brachte es nach einem denkbaren Donnerstagabend auf den Punkt. Sie twitterte, dass sie sich ‚zum Runterkommen‘ nun erst einmal eine Folge vom «Sommerhaus der Stars» anschauen musste. Binnen rund fünf Stunden wurde am Donnerstag nämlich ein kleines TV-Beben für all diejenigen ausgelöst, die der Trash-TV-Welle des Privatfernsehens zugewandt sind. Seinen Höhepunkt fand dieses dann in einer live ausgestrahlten Folge von «Pocher – gefährlich ehrlich», die wohl die schlagzeilenträchtigste bisher ist.
Der Reihe nach: Am frühen Abend gab Schlagersänger Michael Wendler bekannt, dass er aus der Jury von
«Deutschland sucht den Superstar» aussteigen wird. Sein Ausstieg erfolgte streng genommen noch vor seinem ersten Mitwirken, denn – wie zahlreiche Boulevard-Blätter schon Mitte der Woche schrieben – schwänzte der Wendler den ersten Produktionstag und flog stattdessen lieber mit Lebenspartnerin Laura in die Staaten. Die damals noch offizielle Begründung: Weil Laura wieder in die Wahlheimat USA zurück wollte, musste Michael seine Liebste begleiten – nur mit ihm als Greencard-Inhaber ist eine Einreise aus Deutschland halbwegs problemlos möglich.
Am Donnerstagabend setzte der Wendler via Instagram dann einen drauf: Er zog bei «DSDS» zurück und kritisierte die Corona-Politik der Bundesregierung scharf. Er erklärte, dass nahezu „alle Fernsehsender, inklusive RTL,“ mitschuldig seien, gleichgeschaltet und politisch gesteuert. Der Bundesregierung warf er schwere Verstöße gegen die Verfassung und das Grundgesetz vor. Wendler verwies zudem auf seinen neuen Telegram-Kanal, dieser Messenger wurde in den vergangenen Wochen und Monaten bei allen Corona-Gegnern immer beliebter. Laut Wendler biete dieser inzwischen die einzige Möglichkeit, sich noch zensurfrei auszutauschen.
Über Telegram teilt der Musiker inzwischen Content von gleichdenkenden bekannten Menschen wie etwa dem Koch Attila Hildmann. RTL reagierte recht schnell auf die Wendler-Wende und bestätigte, dass er nicht mehr Teil der kommenden «Deutschland sucht den Superstar»-Staffel sein werde. „Wir sind völlig überrascht von den Aussagen von Michael Wendler. Sowohl zum Ausstieg aus «DSDS» als auch von seinen Verschwörungstheorien. Davon distanzieren wir uns ausdrücklich.“ Nicht nur RTL tut das, auch die Supermarkt-Kette Kaufland reagierte schnell. Die Werbe-Kooperation mit dem Wendler, gestartet erst in dieser Woche, werde gestoppt. „Bei unserem Video mit Michael Wendler ging es um Spaß & Ironie. Die Grenze ist jedoch erreicht, wenn mit der Sicherheit & Gesundheit von Menschen gespielt wird. Daher haben wir den ganzen Wendler-Content gelöscht & distanzieren uns von seinen Aussagen. #nichtegal“, twitterte das Unternehmen. Darunter kommentierende User zeigten Verständnis. Einer äußerte, dass der Warenladen das ja nicht habe wissen können, fragte aber vorsichtshalber nochmal, ob der Wendler sich bei den Dreharbeiten zu dem Werbespot auffallend lange in der Abteilung für Alufolien aufgehalten habe.
Interessiert verfolgt haben dürfte den Wahnsinn Moderator Oliver Pocher, der am Donnerstagabend nach zwei TV-Wiederholungen von «Alarm für Cobra 11» ab halb elf live mit seiner Late-Night
«Pocher – gefährlich ehrlich» auf Sendung ging. Bei ihm zu Gast: Wendler-Manager Markus Krampe. Krampe dürfte klar gewesen sein, was sein Schützling da binnen Stunden zerschmetterte.
Wendler war super im Geschäft; vor allem die Sendungen mit seiner Verlobten Laura Müller waren Quotengaranten. Beide bescherten «Let’s Dance» und dem «Sommerhaus der Stars» (Staffel 2019) Rekordquoten. Die Hochzeit der beiden sollte live im Herbst 2020 bei RTL übertragen werden, wegen Corona wurde sie auf kommendes Jahr verschoben. Ob diese Zusammenarbeit nun noch stattfinden kann, ist mehr als fraglich.
Wendler-Manager Krampe saß spürbar geschockt auf der Pocher-Bühne, bezeichnete den Sänger als „krank“. Es sei klar, dass beide nicht mehr zusammenarbeiten werden. „Ich möchte helfen, dass er sich vielleicht professionelle Hilfe sucht“, sagte Krampe. Wendler habe in den vergangenen Jahren – teils berechtigt, teils nicht – „abgekriegt ohne Ende.“ Nur wenige, sagte er über Wendler, hätten mehr BILD-Titel bekommen und 90 Prozent seien negativ gewesen.
Dieter Bohlen, langjähriger «DSDS»-Jury, erklärte in einem kurzen Statement: „Der böse, böse Wendler ist nicht mehr in der Jury. Ja und was hat meine Mami immer zu mir gesagt? Sie hat gesagt: 'Dieter, die meisten Probleme lösen sich oft von selber, du musst nur ein bisschen warten‘“, sagte Bohlen und bezeichnete den Donnerstag als "Abend der Freude". Am Ende bleiben noch Fragen offen: Wie geht es mit RTL und Wendler weiter? Konkret: Darf und wird VOX noch an der geplanten Ausstrahlung der Wendler-Dokusoap festhalten, die wieder für Ende Oktober geplant war?