Der Space-Western «The Mandalorian» setzt mit Staffel zwei relativ genau dort an, wo er den Zuschauer am Ende der ersten Staffel verließ. Eingewöhnungszeit wird hier keine abverlangt.
In „Kapitel 9 - Der Marshall“ verschlägt es den unnahbaren Mandalorianer mitsamt kleiner grüner Unterstützung auf der Suche nach Hinweisen zum Herkunftsort des Kindes relativ schnell auf den Planeten Tatooine, der allen Star Wars Fans der alten Schule nur hinlänglich bekannt sein sollte.
Handlungstechnisch abermals so schlicht wie nur irgend möglich gehalten, folgt Fanservice pur. Die Einführung des Marshalls Cobb Vanth (Timothy Olyphant) in die Serie dürfte so einige Fanherzen höherschlagen lassen. Wer wäre wohl besser dazu veranlagt, den titelgebenden Marshall zu mimen, als jemand der diesen schon in den beiden besten Westernserien der letzten 20 Jahre («Justified», «Deadwood») so überzeugend verkörperte? Gleich das erste Aufeinandertreffen des Mandalorianers mit dem Gesetzeshüter ist dabei mehr als ein kleines Augenzwinkern hinsichtlich «Justified». Der Close-up Shot auf den Revolver des Marshalls mit Wechsel zum klassischen Cowboy Shot vor dem möglichen Showdown mit dem Mandalorianer kann schon fast als Eins-zu-eins-Umsetzung der allerersten Szene von «Justified» angesehen werden. Olyphant als „Fake-Mandalorianer“ gibt dabei dem Zuschauer das, was in Staffel eins zum Teil schmerzlich vermisst wurde, nämlich ein Gesicht samt Mimik und Gestik, auf das im Fall von Pedro Pascal wohl auch in Staffel zwei verzichtet werden muss. Die Buddy-Dynamik zwischen den Beiden funktioniert dabei hervorragend, sodass man nur hoffen kann, noch nicht das letzte vom Marshall gesehen zu haben. Ein menschliches Gesicht neben dem allzeit Rüstung tragenden Mandalorianer und der abermals ausschließlich als Comic Relief gebrauchten kleinen grünen „Baby-Yoda“ Puppe, deren Mimik in einigen Einstellungen unwillkürlich an die ebenfalls von Disney kreierte Babypuppe aus der 90er Jahre Kultserie «Die Dinos» erinnert, wertet die Serie extrem auf.
Bezüglich der visuellen Darstellung muss sich «The Mandalorian» abermals nicht vor seinen großen Vorbildern verstecken. Die gelungene Mischung aus realen Darstellungen und CGI-Effekten wird auch in Staffel zwei fortgeführt. Auf Kinolänge zusammengeschnitten könnte man die Serie auch ohne Probleme auf der großen Leinwand zeigen, dem Zuschauer würde produktionstechnisch dank der neuartigen StageCraft Technologie, die Hintergründe um die Schauspieler herum projiziert und damit den alteingesessenen Green-Screen ersetzt, kein Unterschied auffallen. Das visuell gezeigte erschafft eine nahezu perfekte Symbiose aus neuesten technischen Möglichkeiten und handwerklichem Filmemachen, sodass die Art und Weise der Visualisierung der ursprünglichen Star Wars Filme zum Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre dem Zuschauer immer wieder ins Gedächtnis gerufen wird. Unterstützt wird diese Darstellung ungemein vom fantastischen elektronischen Soundtrack der Serie, für den sich abermals der schwedische Komponist und Musikproduzent Ludwig Göransson verantwortlich zeigt. Er findet dabei das richtige Mittel zwischen subtil unterstützenden, lakonischen Tönen und bombastischem Kinosound.
Auch wenn die Story dank erneutem „Fall der Woche“ Element nur in Babyschuhen voranschreitet und Jon Favreau, verantwortlich für Regie und Drehbuch, sein Augenmerk offensichtlich verstärkt auf Ersteres legt, so weiß dieser Staffelauftakt trotz gewohnter erzählerischer Schwächen sehr zu unterhalten. Für alle Fans der ersten Staffel, hat Favreau in diesen rund 50 Minuten Mandalorian wieder einmal mehr «Star Wars» auf den kleinen Bildschirm gezaubert als es die neue Trilogie in vielen Kinostunden konnte.