Ursprünglich für den amerikanischen „National Geographic Channel“ produziert, hat sich Disney+ die Rechte an der Verfilmung des gleichnamigen Romans aus dem Jahr 1979 in Serienform gesichert.
Der Zukauf von «Die Helden der Nation» passt dabei sehr gut ins Bilde, denn einerseits möchte Disney+ das ziemliche dünne Portfolio an Serien für das ältere Publikum auf der hauseigenen Plattform schnellstmöglich erweitern und hat daher getreu den Disney'schen Wertvorstellungen eine Serie ins Programm aufgenommen, die es schafft, so wenig wie möglich anzuecken.
Als Wolfes Roman 1983 unter dem Titel «Der Stoff, aus dem die Helden sind» zum ersten Mal verfilmt wurde, war die Geschichte um die Mercury-Seven, also jenen sieben amerikanischen Astronauten, die als erste Menschen ins All geschickt werden sollten, mit dem Ziel dies vor der Sowjetunion zu schaffen, noch relativ frisch und reihte sich nahtlos in die Verfilmung von zahlreichen Weltraumgeschichten jener Zeit ein. Konnte die Originalverfilmung noch mit kantigen Schauspielgrößen wie Ed Harris, Scott Glenn und Dennis Quaid aufwarten, so muss sich der Serienzuschauer mit den milchgesichtigen Patrick J. Adams und Jake McDorman in den Rollen der Astronauten John Glenn und Alan Shepard begnügen. Leider stellt die vierfach oscarprämierte Originalverfilmung die Serie nicht nur aus schauspielerischer Sicht in den Schatten.
Bei Verfilmungen, die auf Buchvorlagen basieren, muss sich unweigerlich die Frage gestellt werden, wie viel Erzählstoff überhaupt vorhanden ist. Im Falle von «Die Helden der Nation» offensichtlich nicht genug für einen achtteiligen Erzählstrang. Anstatt sich für alle raumfahrtinteressierten Zuschauer auf die eigentliche Weltallmission zu fokussieren, liegt der Fokus hier klar auf dem Privatleben der Protagonisten und deren Familien. Vorwiegend, um Zeit zu füllen, werden so langwierige Konversationen mit den Ehefrauen oder Kollegen geführt, die so nichtig für die Handlung sind, dass man sie noch beim Zuschauen wieder vergisst. Jegliche Feinheiten des Dialogs, die ein praktisch zur selben Zeit angesiedeltes «Mad Men» noch vorgemacht hat, werden hier vermisst. So oberflächlich wie die Konversationen, ist auch das Schauspiel praktisch des gesamten Casts. Niemand, auch kein blondierter Patrick J. Adams, vermag es, sich in den Vordergrund zu spielen oder aufzufallen, um dem schwachen Drehbuch etwas entgegenzuwirken.
Während Buch und Film sich auf die Errungenschaften dieser sieben Männer und der Bedeutung für die Menschheit fokussierten und ja, dabei vielleicht auch etwas viel vom altbekannten Patriotismus versprühten, geht die Serie in die komplett andere Richtung und versucht persönliches Fehlverhalten und schlechte Charakterzüge der Männer in den Vordergrund zu rücken. Der Fokus auf die negative Charakterzeichnung überwiegt dabei so sehr, dass sich der Zuschauer die Frage stellen muss, warum genau diese, allesamt wie Verbindungsjungen ausschauenden Männer, nun ins All fliegen sollten. Aus den tapferen Helden der Nation wurden hier bestenfalls langweilige, schlimmstenfalls nervige kleine Jungen, denen die Schreiber der Serie das Testosteron herausgesaugt haben.
«Die Helden der Nation» ist so durchschnittlich, wie es eine Serie nur sein kann. Sie ist höchstens für (ganz) seichte Unterhaltung an einem regnerischen Sonntagnachmittag zu gebrauchen. Für Kenner der Buch- und Filmvorlage dürfte die entweder durch schlicht schlampige Recherchearbeit oder auch Kalkül misslungene Charakterzeichnung der Protagonisten möglicherweise sogar ärgerlich sein. Letztlich ist es fraglich, welche Zielgruppe für diese soapige, inhaltsleere Neuinterpretierung wöchentlich wieder einschalten sollte.