Mersiha Husagic: „Wichtig auch mal Corona zu vergessen“
Schauspielerin Mersiha Husagic ist seit 2019 fester Bestandteil der nun endenden Reihe «SOKO München». Demnächst gibt sie im ZDF auch ihr Debüt in einem «Inga Lindström»-Film. Dort trifft sie wieder auf ihren Ermittlerpartner Joscha Kiefer. Wie die Dreharbeiten unter Corona-Zeiten in Schweden abliefen und was den Zuschauer im Sonntagskino erwartet, verrät sie im Gespräch mit Quotenmeter.
Die «Inga Lindström»-Filme leben von der idyllischen Landschaft Schwedens. Wie sehr vermissen sie aktuell die Möglichkeit nach Schweden zu reisen?
Schweden habe ich sehr in Herz geschlossen, obwohl wir SchauspielerInnen während des Drehs zu Quarantäne verpflichtet waren und dadurch weniger vom Land sehen durften als es üblich wäre. Aber das, was ich gesehen habe, und die Menschen, die ich kennengelernt habe, haben mir so gut gefallen, dass ich Schweden in Zukunft gerne noch öfter besuchen möchte. Ich vermisse generell das Reisen sehr. Auch meine Heimat Bosnien, die ich dieses Jahr noch nicht besuchen konnte. Ich bin ein Mensch, der immer in Bewegung ist, gerne den Ort wechselt und so viel wie möglich von dieser Welt sehen möchte. Das geht aktuell nicht, und für mich ist es, so wie für viele andere auch, eine Herausforderung zuhause zu bleiben und die Füße still zu halten. Die Füße still zu halten, gelingt mir nicht so gut, daher bin ich grade mit meinem Partner dabei einen Camper auszubauen, den Sportboot Führerschein zu machen und ein Drehbuch für einen Roadmovie zu schreiben. Man kann erkennen: Alle unsere Projekte haben mit dem Reisen zu tun.
Die Dreharbeiten fanden im Juli dieses Jahres in Schweden statt. Das Land ging bekanntermaßen einen Sonderweg in der Bewältigung der Corona-Pandemie. Wie war die Situation vor Ort?
Wir Schauspieler mussten für die ganze Zeit in Quarantäne sein, bedeutet: Wir wurden mehrmals vorher und zwischendurch in regelmäßigen Abständen getestet und durften das Hotel nicht verlassen. Für uns wurde sogar im Supermarkt eingekauft und wir hatten im Restaurant des Hotels einen „all you can eat"-Deal, doch das führte dazu, dass wir alle zugenommen haben. Später gab es Lockerungen, sodass zumindest ein Spaziergang im Freien, außerhalb des Hotelgeländes, erlaubt war und auch ein eigenständiger Besuch im Supermarkt dann möglich wurde. Am Set haben alle im Team Masken getragen und sich an die Hygieneregeln gehalten, morgens wurde als erstes Fieber gemessen. Ansonsten haben die Schweden bekanntermaßen keine Masken getragen, weder im Supermarkt noch im Hotel. Wir fielen im Supermarkt mit unseren FFP2 Masken ziemlich auf, aktuell gar nicht mehr denkbar. Aber Schweden ist ja bekanntermaßen nicht so dicht besiedelt, daher hatten wir generell wenig Kontakt. Wir waren ja nicht in Stockholm, sondern an einem Ort, an dem man außerhalb des Hotels eher einem Elch als einem Menschen über den Weg läuft.
Mit Joscha Kiefer standen sie bereits für «SOKO München» vor der Kamera. Wie haben sich die Dreharbeiten für diesen ZDF-„Herzkino“-Film unterschieden?
Wir Schauspieler verbrachten die vier Wochen in Schweden alle im gleichen Hotel, Tür an Tür. Somit haben wir als Gruppe jeden Tag Zeit verbracht, viel und gut gegessen, und dazu Wein getrunken. Das war eine besonders schöne Abwechslung, in diesen Kontaktbeschränkten Zeiten, in einer Gruppe so viel gemeinsame Zeit verbringen zu können. Wir haben uns alle immer wieder gewundert, wie gut wir harmonierten, wie sehr wir uns alle mochten. Für mich sind daraus Freundschaften entstanden, die auch weiter bestehen. Joscha und ich verstehen uns seit dem ersten Tag bei der «SOKO» sehr gut. Wir haben einen ähnlichen Humor, und lachen gerne und viel. In München haben Joscha und ich am jeweils anderen Ende der Stadt gewohnt, er in Pasing und ich in Trudering, sodass nach Drehschluss, bis auf ein Feierabend Bier beim Warten auf den Fahrer oder das Taxi, nicht mehr drin war. Vor der Kamera verbindet uns eine interessante Chemie, wir mögen beide das Spiel verliebter Figuren, die durch die Aufregung und im Bemühen sich lässig zu geben, genau das Gegenteil erzeugen. Das hat etwas Humorvolles, etwas Ungeschicktes. Es war erfrischend eine sanftere, weichere Rolle zu spielen, dessen Leben fernab von Mord und Kriminalfällen existiert. Es geht mehr um das private Interesse einer Figur, Liebe, Angst vor nicht erwiderter Liebe, Mut, Selbstverwirklichung – Gefühle, die für mich als Kommissarin sonst kaum eine Rolle spielen. Das Schöne an dem Beruf für mich sind aber grade diese unterschiedlichen Figuren und Leben erforschen und spielen zu können. Dennoch, die Figur Theresa Schwaiger und die Chemie zwischen Dominik und ihr werde ich sehr vermissen. Bei SOKO gab es ja schon Ansätze einer kleinen Liebesgeschichte… welche wir dann bei Lindström sozusagen zu Ende brachten.
«SOKO München» läuft am 29. Dezember zum letzten Mal. Wie sehr wird Ihnen die Zeit als gemeinsames Ermittlerduo fehlen?
Klar, ist das schade, dass das Duo Morgenstern und Schwaiger erstmal abgedreht ist, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir als Duo, wo auch immer, nochmal zusammen drehen werden.
Die Einschaltquoten von «Inga Lindström» ließen im November etwas zu wünschen übrig. «Das gestohlene Herz» lief knapp unter dem ZDF-Schnitt. Haben Sie eine Idee, woran das gelegen haben könnte?
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich habe den letzten Film nicht geschaut. Aber wenn Sie wollen, schaue ich ihn mir an und sage was ich denke. Ich kann nur so viel sagen: Die Quote bei «SOKO München» ist teilweise so hoch wie seit Jahren nicht mehr, das kann einerseits an dem „Lockdown light“ liegen, da mehr Menschen zu Hause vor dem Fernseher sitzen und zum anderen, dass es die finale Staffel ist, die grade läuft. Aber es ist oftmals wirklich schwer einzuschätzen, warum Quoten wie verlaufen.
Was dürfen die Zuschauer in der Ausgabe «Das Haus der 1.000 Sterne» erwarten?
Vielleicht eine etwas weniger klassische Lindström Romanze mit mehr Irrungen und Wirrungen zwischen den Figuren. Ich weiß noch genau: Beim Lesen des Drehbuchs damals habe ich mich sehr darüber gefreut, dass meine Figur, Stine Olson, zum einen eine mehrschichtige Person ist – eine selbstbewusste Frau, die aber auch mal ungeschickt sein kann – und zum anderen die Liebe bei unserem Film keinen graden und vorgefertigten Weg geht. Der Trampelpfad durch den dicht verwucherten Wald muss erst noch entstehen. So gibt es für Stine auf der einen Seite zwei attraktive Brüder. Jan, die verflossene Jugendliebe, und Paul, ernster, reifer, anziehender, doch leider verlobt mit der schönen Mary. Auf der anderen Seite Stines beste Freundin Nelly, die liebevoll und auch nicht grade unattraktiv ist, sowie eine geheimnisvolle Frau im Rosengarten, eine heimliche Geliebte. Alle Figuren finden sich in oder bei der alten, magischen Villa wieder, die Paul und Jan erben und eigentlich abgerissen werden soll. Und zwischendrin wuselt Stines Hund Olson herum. Diese Ansammlung von unperfekten Menschen, die irgendwo alle auf der Suche nach Liebe sind, die weniger klassische Prinz und Prinzessinnen Geschichte, das hat mich damals überzeugt bei diesem «Lindström» dabei zu sein.
Bekommt der Zuschauer von der Corona-Pandemie auch zuhause am Fernseher etwas mit? Oder wurde darauf bewusst verzichtet?
Es wurde bewusst darauf verzichtet. Ich finde das auch gut, aktuell dreht sich alles um Corona, nicht nur in den Nachrichten, sondern auch in jedermanns Leben. Daher ist es gut und wichtig auch mal Corona zu vergessen, über andere Themen nachzudenken, zu lachen, und wenn es nur für 90 min ist, ich hoffe das gelingt uns mit diesem Film.
„Das Haus der 1.000 Sterne“ war Ihr «Inga Lindström»-Debüt. Dürfen sich die Zuschauer auf weitere Ausgaben mit Ihnen freuen?
Das kann ich leider nicht versprechen, aber sollte wieder eine Anfrage mit einem schönen und spannenden Drehbuch reinkommen, werde ich nicht abgeneigt sein.
«Inga Lindström: Das Haus der 1.000 Sterne» läuft am Sonntag, 3. Januar 2021, um 20.15 Uhr im ZDF. Der Abschluss der «SOKO München»-Reihe mit dem 90-minütigen Special «Countdown» läuft am Dienstag, 29. Dezember um 20:15 Uhr.