Die ZDF-History-Dokumentation «Geklaute Geschichte - 'Querdenker' und unsere Vergangenheit» durchleuchtet den Trend zu historischen Vergleichen.
Von Gegnern der Corona-Maßnahmen werden oft geschichtliche Analogien bemüht, um die eigene Position zu bekräftigen. Gesundheitsschutz - per "Ermächtigungsgesetz" wie 1933? Verfolgt - wie einst Anne Frank? Die Bundesrepublik eine "DDR 2.0"? «ZDF-History» stellt diese und andere historische Vergleiche am 31. Januar 2021 kritisch auf den Prüfstand und geht auch der Frage nach, warum man in Deutschland so gern die jüngste Vergangenheit für Vergleiche heranzieht.
Der Vorfall hätte medienwirksamer kaum sein können: Auf der Bühne einer "Querdenker"-Demonstration tritt im November 2020 eine junge Frau, die sich als "Jana aus Kassel" vorstellt. Sie fühle sich wie Sophie Scholl, erklärt sie, da sie seit Monaten "im Widerstand" sei - und meint damit ihre Ablehnung des Virenschutzprogramms. Einige Tage zuvor vergleicht sich ein elfjähriges Kind in Karlsruhe mit dem jüdischen Mädchen Anne Frank, das der NS-Mordmaschinerie zum Opfer fiel. Und warum hat das dieses Kind getan? Weil der Infektionsschutz kein Geburtstagsfest, wie sonst üblich, mit mehreren Gästen erlaubte. Nicht erst seit diesen Zuspitzungen im Protest gegen die Anti-Corona-Politik dient die Gleichsetzung von Maßnahmen oder Personen der Tagespolitik mit verbrecherischen Diktaturen als Waffe im Meinungskampf. Der hessische Ministerpräsident Roland Koch assoziierte einmal die Besteuerung von Vermögenden mit dem Tragen von Judensternen.
Das ZDF zeigt die Reportage
«Geklaute Geschichte - 'Querdenker' und unsere Vergangenheit» am Sonntag, den 31. Januar, um 23.45 Uhr. Die Sendung ist schon am Vortag ab 10.00 Uhr in der ZDFmediathek abrufbar.