Was den «Zürich-Krimi» so angenehm macht? Christian Kohlunds sonorer Sound und Ina Paule Klinks Unkompliziertheit. Am Donnerstag starten drei neue Folgen.
Stab
Darsteller: Christian Kohlund, Ina Paule Klink, Pierre Kiwitt, Robert Hunger-Bühler, Lena Stolze, Siemen Rühaak
Musik: Michael Klaukien
Kamera: Andrés Marder
Buch: Wolf Jakoby
Regie: Roland Suso RichterVon allen Kommissaren, die donnerstagabends termingerecht irgendwo in Europa auf Ermittlungstour gehen, hat Thomas Borchert (Christian Kohlund) wohl den angenehmsten Sound: Mit seiner tiefen, sonoren, väterlichen, freundlichen Stimme weckt er auch noch für die windigsten Mörder eine ungeheure Portion Sympathie. Für Franz Brosi (Siemen Rühaak) zum Beispiel, der seit elf Jahren in einer Zelle in Zürich versauert, und der damals der erste Klient von Borcherts treuer Adjutantin Dominique Kuster (Ina Paule Klink) war – wenn Brosi sie denn hätte machen lassen. Denn bevor sie ihm vor Gericht zur Seite stehen konnte, hatte er schon gestanden, in seinem gottverlassenen Alpennest einen Bankier mit seiner Mauser erschossen zu haben, der sein überschuldetes Familienanwesen zur Zwangsversteigerung ausschreiben wollte.
Jetzt, wo Borchert und Kuster ein weiteres Mal in den Akten wühlen, stellen sie schnell fest: Irgendwas stimmt da ganz gewaltig nicht. Also macht sich Borchert auf seine alten Tage auf zu einem Ortstermin in ein entlegenes Dorf im Hochgebirge, wo ihm schon auf der Busfahrt beim Blick in die steilen Abgründe schwindelig wird, während die junge, energiegeladene Dominique in Zürich bei Rotwein-und-Chips-Abenden vor dem Fernseher die Stellung hält, nachdem sie einen harten Tag mit Gesprächen mit Bankern zugebracht hat, die das verschlafene Bergdorf vor Jahren in einen alpinen Ballermann umfunktionieren wollten.
Denn die Bewohner dieses abgeschiedenen Ortes in Graubünden sind ebenso wenig koscher, wie Brosis angebliche Tat vor zehn Jahren plausibel ist: Als verschworene Gemeinschaft stehen sie allen Auswärtigen skeptisch gegenüber, und als die einzige Zufahrtsstraße aufgrund einer Lawine mitten in der Nacht unpassierbar wird, verweigert dem gestrandeten Borchert auch noch der freundlichste Dörfler ein Nachtlager.
Zum Glück befindet sich wenige Kilometer entfernt ein altes Kloster voller barmherziger Brüder, dessen freundlicher Abt den Anwalt auf Abwegen gerne beherbergt – und gleichzeitig noch ein paar Hintergrundinfos zu seinem Mandanten wider Willen anbieten kann. Doch als Borchert nachts in geheimen Gängen umherstreift, hat das unangenehme Konsequenzen. Hätte er sich vorher nur mal «Der Name der Rose» angesehen.
Auch wenn sich dieser Film auf keine Fortsetzung von Jean Jacques Annauds Klassiker über mordende Mönche einlässt: Christian Kohlunds angenehmer sonorer Bariton, gepaart mit der freundlichen Unnachgiebigkeit seiner Figur, und Sean Connerys sanfter Schottensound sowie der unermüdliche Ermittlungsgeist von William of Baskerville – das kommt, bei aller Vermessenheit des Vergleichs, schon hin. Und auch wenn hier nicht die Fortsetzung von Aristoteles‘ Klassiker zur Dramentheorie gesucht wird, sondern „nur“ ein unschuldiger Mann aus dem Gefängnis geholt werden soll, der Schuld für eine Tat auf sich geladen hat, die er nicht begangen hat: „Borchert und der eisige Tod“ ist dicht erzählt und gut geschrieben, atmosphärisch in Szene gesetzt und überzeugend gespielt.
Das Erste zeigt «Der Zürich-Krimi – Borchert und der eisige Tod» als erste von drei neuen Folgen am Donnerstag, den 4. Februar um 20.15 Uhr.