Buchclub: ‚Der neunte Arm des Oktopus‘ – Dirk Rossmann
Der Roman stammt von Rossmann, dem Gründer der gleichnamigen Drogeriekette. Rossmann taucht sogar selbst im Buch auf – neben Christian Wulff und Kamala Harris.
Der Thriller "Der neunte Arm des Oktopus" von Dirk Rossmann ist 2020 im Verlag Lübbe erschienen und eroberte umgehend die Bestsellerlisten. Klimawandel, Umweltpolitik, Kriminalität und Verbrechen vereinen sich auf 400 Seiten zu einem spannungsgeladenen Roman mit explosivem Hintergrund.
Die Szenerie ist nicht neu: Die Erde steht vor dem Kollaps, der Globus wird unwirtlich. Wenn die Welt weiter lebenswert bleiben soll, müssen Grenzen unter Menschen fallen - eine Klima-Allianz aus China, Russland und den USA schlägt einen radikalen Rettungsweg ein. Trotz der drohenden Unruhen und gibt es noch Verbrecher, die ihre persönlichen Interessen über die der Bevölkerung stellen und den Weg der Allianz sabotieren. Oder ist die Allianz selbst auf der falschen Seite der Weltgesundheit?
Der Thriller verknüpft Fiktion und Realität. Christian Wulff betritt ebenso die Seiten des Romans wie Kamala Harris - letztere allerdings in Gestalt der amerikanischen Präsidentin. Sogar der Autor selbst erscheint in seinem Buch - benennt sich als Vielleser. Neben den Personen der aktuellen Geschichte treten aber auch fiktive, äußerst detailgenau geschilderte Protagonisten auf, deren Schicksal die fesselnde Spannung des Romans ausmacht: Eine Geheimagentin steht plötzlich vor dem wichtigsten Fall ihrer bisher beschaulichen Laufbahn - und ein einfacher Koch sieht sich zur Rettung der Welt verpflichtet.
Ein Vielleser muss er sein, dieser Autor, der die Fakten und Daten der Klimakatastrophe zu einem Öko-Thriller zusammengetragen hat - und das mit äußerster Präzision. Auf die Informationen im Buch kann sich der Leser verlassen - auf die Version der Zukunft, die Dirk Rossmann dort skizziert, möchte jeder verzichten. Im Buch geht der Friedensnobelpreis an diejenigen, die mit militärischen Mitteln und Waffengewalt den Klimaschutz durchsetzen. In der Realität möchte der Leser den Roman als Utopie verstehen - aber dieser Wunsch bleibt beim Lesen im Halse stecken, zu nah an einer denkbaren Wirklichkeit sind die Details.
Es ist nicht möglich, dieses Buch zu lesen, ohne einen Blick auf den Autor zu werfen. Dirk Rossmann, geboren 1946, ist Gründer der gleichnamigen Drogeriemarkt-Kette und engagiert sich seit langem für den Klimaschutz, auch im Rahmen der Stiftung Deutsche Weltbevölkerung. Daher resultiert zum einen sein enormes Verständnis und Wissen über den Umgang von Menschen mit Finanzen und machtpolitischen Interessen. Andererseits dürfte seine berufliche Position ihm auch zu den nötigen Mitteln und Einblicken verholfen haben, die für ein solches Roman-Manifest wichtig sind: Ohne Gespräche und Informationen zahlreicher Fachleute hätte das Werk kaum eine solche Brisanz entwickelt.
Innerhalb von drei Monaten wurde bereits die achte Auflage veröffentlicht - das Buch ist spannend geschrieben, regt zum Nachdenken an und vermittelt Wissen, dass sich normale Krimileser sonst nur schwer hätte aneignen können. Ob es wirklich die Reputation bekommt, die dem Werk angemessen ist, bleibt abzuwarten.