«The Crew»: Kevin James vom Paketauslieferer zum Nascar Teamchef

14 Jahre ist es nun bereits her, dass für den übergewichtigen Paketauslieferer Doug Heffernan in seiner Kultserie «King of Queens» die letzte Klappe fiel.

Wie groß die Popularität dieser Serie gerade in Deutschland war, zeigt die Anzahl der Reruns, die bis heute nicht zum Erliegen kommen. Die Serie dürfte hierzulande mit ihren über 20 Jahren, die sie nun in der deutschen TV-Landschaft quasi ununterbrochen auf Sendung ist, zu den erfolgreichsten Comedyformaten aller Zeiten gehören. Für Kevin James mag dies Fluch und Segen zugleich sein, denn einen ebenbürtigen Hit konnte er seitdem nicht mehr abliefern. «King of Queens» bleibt bis heute, auch wenn einige seiner im Kino gezeigten Blödelfilme durchaus erfolgreich liefen, eine Art One-Hit-Wonder. Sein letztes TV-Format «Kevin can wait» brachte es auf relativ unspektakuläre zwei Staffeln, die alles andere als erfolgreich liefen.

Mit «The Crew« ist nun die neueste, auf James zugeschnittene Comedyserie beim Streamer Netflix gestartet, die abermals kein großer Hit werden dürfte. Zurückzuführen ist dies auf die immer deutlicher werdende Tatsache, dass «King of Queens» nicht wegen, sondern mit Kevin James zu einem großen Erfolg wurde. James, der sowohl in «King of Queens», «Kevin can wait», als auch «The Crew« praktisch ein und dieselbe Figur mit etwas geänderter Hintergrundgeschichte, aber immer gleicher Mimik und Gestik spielt, kann, so wird es immer offensichtlicher, eine Serie nicht alleine tragen. Bei «King of Queens» konnten die Serienschreiber mit Leah Remini und Comedyveteran Jerry Stiller auf ein perfekt gecastetes Ensemble aus Gegenpolen zurückgreifen, die nicht nur für Abwechslung, sondern auch einen nicht unbeträchtlichen Teil der Lacher sorgen konnten.
Bei «The Crew« hingegen gibt es Kevin James und dann ganz lange nichts. Die Serie hat mit ihm gefühlt den praktisch einzigen Hauptdarsteller und die extrem austauschbare Riege von Nebendarstellern ist lediglich dazu da, um ihm die nicht zündenten Witzeleien samt eingespielten, künstlichen Lachern aus der Konservendose vorzulegen.

Die Serie wirkt insgesamt, wie aus der Zeit gefallen, als seien die Scripts in den 90er Jahren für einen Network Sender konzipiert worden, aber aufgrund mangelnder Qualität nie umgesetzt worden. Ein Fakt, der in jüngster Zeit immer häufiger auffällt, denn die Quantität an Produktionen hat aufgrund der Vielzahl von Streaminganbietern, die aus dem Boden schießen, in kürzester Zeit so sehr zugenommen, dass den Verantwortlichen scheinbar gar nichts anderes mehr übrig bleibt, als bei immer mehr Produktionen aus der Resterampe heraus zu produzieren. Im Bereich Comedyserien fährt gerade Netflix hier leider eine sehr konsequente Linie von Serienproduktionen, die zwar noch irgendwie anschaubar sind, aber alles andere als überzeugen oder innovativ aus der Masse herausstechen können. Einzig das Zielpublikum dürfte sich im Falle von The Crew etwas von den üblichen Netflix Serien absetzen, da die Serie sowohl von seiner Machart her als auch die NASCAR Thematik betreffend für ein alterndes, rural geprägtes amerikanisches Klientel konzipiert wurde, das sonst eher beim Networksender CBS vorzufinden ist.

The Crew ist beispielsweise als Hintergrundrauschen bei banalen Hausarbeiten durchaus zu gebrauchen, da es völlig egal ist ob man 10 Minuten nicht aufpasst, der hauchdünnen Handlung kann trotzdem immer gefolgt werden und wirklich lustige Stellen kann man auch nicht verpassen. Ob sich Kevin James mit dieser Serie einen gefallen getan hat, steht auf einem anderen Blatt, zum Kult wird diese sicherlich nicht avancieren. Da sein guter Freund Adam Sandler mit trivialen Netflixproduktionen allerdings seit Jahren erfolgreich unterwegs ist, ist es durchaus möglich, dass auch «The Crew» seine Zuschauerschaft findet.
28.02.2021 12:00 Uhr  •  Marc Schneider Kurz-URL: qmde.de/125183