Es ist nicht der Mond, auf dem die drei angehenden Astronauten ihre Zeit verbringen. Moonbase 8 ist vielmehr eine Trainingsstation in Arizona. Gelegen an einem Ort, der es mit der Einsamkeit des Mondes allerdings locker aufnehmen kann. Ihre Aufgabe besteht darin zu beweisen, dass sie geeignete Kandidaten für eine Mondmission darstellen. Allerdings gehören die drei Astronauten nicht unbedingt zur engeren Kandidatenauswahl.
Stab
SHOWRUNNER & AUTOREN: John C. Reill, Tim Heidecker, Fred Armisen, Jonathan Krisel
REGIE: Jonathan Krisel
DARSTELLER: John C. Reill, Tim Heidecker, Fred Armisen, Travis Kelce, Adam Lambert, Diandra Lyle
MUSIK: Steven Drozd
KAMERA: Carl Herse
SCHNITT: Micah Garnder, Michael Giambra, Stacy MoonJohn C. Reilly, Tim Heidecker und Fred Armisen sind nicht nur die Hauptdarsteller der Showtime-Comedy, sie sind gleichzeitig Showrunner und Autoren zusammen mit Regisseur Jonathan Krisel, der alle sechs Episoden in Szene gesetzt hat. Reilly ist nicht nur in den USA ein Comedy-Star, mit Filmen wie «Stiefbrüder» oder «Stan & Ollie» ist er auch hierzulande durchaus zu Bekanntheit gelangt. Auch Armisen, lange Jahre Mitglied des Ensembles von «Saturday Night Live», und Heidecker sind nicht nur als Schauspieler, sondern auch Komödianten unterwegs, die ihre eigenen Stücke schreiben und als Humorveteranen des amerikanischen Fernsehens bezeichnet werden dürfen. Mögen Heidecker und Armisen hierzulande weniger bekannt sein, gehören sie in den USA sehr wohl zur ersten Liga ihres Berufsstandes, Reilly indes gehört zur Champions League amerikanischer Humorarbeiter. Wenn drei solche Hochkaräter eine eigene TV-Serie an den Start bringen, bei der Wahl des Stoffes relativ freie Hand hatten und auch während der Produktion wenige Auflagen beachten mussten, darf man die Frage in den Raum stellen, warum am Ende nur ein laues Lüftchen dabei herausgekommen ist. Das ist «Moonbase 8» nämlich. Eine eher maue Comedy-Nummer, die hier und da mal das Talent seiner Mitwirkenden aufblitzen lässt, ansonsten aber wenig Substanzielles zu bieten hat.
Reilly ist Robert Caputo, ein ehemaliger Armee-Pilot, der vor einer Scheidung und allerlei Schulden davonläuft und hofft, durch den Flug zum Mond aus seiner persönlichen Miesere herauszufinden. Heidecker ist derweil Rock Sloan, ein Christ und Naturwissenschaftler, der das Wort Gottes auch im All verkünden möchte, während Skip Henai (Armisen), ein Ingenieur, der über Jahre hinweg an der Programmierung von Satellitenprogrammen gearbeitet hat, vor allem in die Fußstapfen seines Vaters treten will, der als Astronaut eine geachtete Persönlichkeit gewesen ist.
Zu Beginn der Serie gehört ihrem Team noch ein ehemaliger American Football-Star an, der allerdings beim Versuch, einen Brunnen zu graben, in eine Höhle stürzt und stirbt. Dass niemand sein Ableben sonderlich beweint, überrascht nicht, sympathisch war der von sich eingenommene Ex-Profisportler nämlich nicht. Das Problem: Wenn den drei Astronauten in spe eine Mitschuld an dem Tod ihres Kameraden nachgewiesen werden kann, sind sie raus aus dem Programm. Was natürlich niemand will. Daher ist es wichtig zu beweisen, dass ihr Kollege unvorsichtig und vor allem gegen den Rat der drei gehandelt hat. Auch wenn das so nicht stimmt.
In der Pilotepisode steckt das Potenzial einer rabenschwarzen Komödie. Die drei Anwärter haben nicht nur eine Leiche am Bein, sie müssen auch noch die Welt davon überzeugen, dass sie keine Schuld am Tod des vierten Mannes tragen. Darin liegt schwarzes Humorgold. Leider jedoch wird die Spielzeit der ersten Episode vor allem damit verbracht, viel zu reden. Vor allem John C. Reilly macht in diesem dialoglastigen Auftakt keine gute Figur. Weinerlich wirkt Caputo. Er ist ein Flüchtender vor der Realität, in der er ziemlich gescheitert ist. Diese Figur passt eher in ein Drama als eine Komödie, in der sie nun gezwungen ist, mit den Kollegen zusammen eine Scharade aufzuführen, die die Projektleitung davon überzeugen muss, dass der Tod ein vom Verstorbenen selbstverschuldeter Unfall gewesen ist. Dass diese Scharade im Grunde aus kaum mehr als ein paar Halbsätzen besteht, mit denen sie Unschuld heucheln, sei nur am Rande erwähnt. Schlimmer ist die Tatsache, dass das alles vollkommen unlustig ist.
Auch die zweite Episode, in der sie eine Ratte beobachten sollen – plätschert eher vor sich hin als wirklich zu überzeugen. Dass ihnen die Ratte abhanden kommt, steht von Anfang an fest, weil es die einzige Möglichkeit ist, ein bisschen Tempo in die Story zu bringen, die auch in dieser zweiten Episode vor allem aus wenig erheiternden Dialogen besteht. Monotonie ist Trumpf und so braucht es erst das Auftauchen einer neuen, vierten Astronautin in Ausbildung, um tatsächlich mit der dritten Episode etwas greifbare Komik in die Inszenierung einzubringen. Wegen einer schweren Erkältung (oder gar Grippe) muss Caputo in Quarantäne. Gleichzeitig ist da die Karriere-Wissenschaftlerin Alisha Patterson, die pflichtbewusst, geradlinig, stets auf den Punkt ihr Arbeit ausübt und in der Ausnahmesituation der Quarantäne Führungsqualitäten an den Tag legt, die den anderen Astronauten fehlen. Aus der Konfrontation der Karriere-Wissenschaftlerin mit den drei eher mäßig begabten Anwärtern ergeben sich tatsächlich einige komische Momente und Wortgefechte, die das Potenzial der anwesenden Darsteller für einige Augenblicke aufblitzen lassen und greifbar machen. Schließlich wird klar, dass sie sich ihrer fehlenden Fähigkeiten durchaus bewusst und daher gezwungen sind, die Zentrale in Houston im Grunde ständig zu täuschen. Doch wer nun glaubt, dass sich die Serie mit dieser dritten Episode finden täte, da sie mit Tempo agiert, durchaus geschliffene Dialoge präsentiert und manch eine kleine überraschende Wendung in die Story einfließen lässt, sieht sich getäuscht. Diese dritte Episode ist der überraschende, aber auch einzige echte Höhepunkt der Serie, welcher im Anschluss schnell wieder die Luft ausgeht und eher traurig ihrem Ziel entgegen plätschert.
Fazit: Am Ende scheitert die Serie an ihren mauen Charakterzeichnungen, an faden Dialogen, wenig überraschenden Ideen und vor allem dem Fehlen von situativem Humor. Was bei dieser Ansammlung von Comedy-Talenten im Grunde nicht nur Fassungslosigkeit, sondern fast schon Entsetzen hervorruft.
«Moonbase 8» kann bei Sky gestreamt werden.