Die Meldung, dass beim Teenie-Sender The CW ein Reboot der kultigen 90er-Jahre-Chuck-Norris-Serie «Walker, Texas Ranger» in Produktion gehen würde, dürfte bei einigen Fans des Originals für Stirnrunzeln gesorgt haben.
«Walker, Texas Ranger» war schon zur Zeit der Erstausstrahlung in den 90er-Jahren eine recht gradlinige, actionlastige Südstaatenshow für ein eher konservatives Publikum, in Zeiten, in denen Political Correctness auch in Amerika noch kein großer Stellenwert zugemessen wurde. Die Zuschauer wussten Woche für Woche, für was sie den Fernseher einschalteten, nämlich einen mit Roundhouse-Kick ausgestatten Martial Arts Kämpfer, der mit Texas-Ranger-Stern für Recht und Ordnung sorgte. Nun kann dem CW-Reboot nicht unterstellt werden, dass auch hier nicht bereits nach der Pilotfolge glasklar ist, für was der Zuschauer zukünftig einschalten soll. Ein generisches Familiendrama, welches Action mit dem Daumen auf dem Salzstreuer dosiert und sich um Zuschauer einer Generation von Jugendlichen bemüht, die nach der Sichtung des Originals wohl nach einem Safe Space fragen würden.
Jared Padalecki hat in den vergangenen 15 Jahren dank «Supernatural» eine nicht unbeträchtliche Fangemeinde angesammelt und einiges an Sympathiepunkten eingespielt. Auch bei «Walker» kann ihm diesbezüglich kein Vorwurf gemacht werden. Er füllt die Rolle des Familienvaters und Gesetzeshüters mit Schicksalsschlag sympathisch aus und gibt sich auch schauspielerisch keine Blöße. Der harte Texas Ranger wird hingegen an allen Ecken von den Skripten und dem restlichen Cast massiv ausgebremst.
Während im 90er-Original niemand auch nur mit einer Augenbraue gezuckt hätte, wenn der Protagonist gegen einen Kriminellen etwas handgreiflich geworden ist, so muss der modernisierte Walker gleich im Anschluss bei seinem Chef dafür geradestehen und sich eine Moralpredigt anhören, um dem Zuschauer sogleich zu vermitteln, wie falsch dies doch war. Diese „Wertevermittlung" zieht sich wie ein roter Faden durch die Serie. Themen wie Rassismus, Migration und Feminismus sind aktuell mehr denn je gesellschaftlichen Diskussionen ausgesetzt und werden daher wenig überraschend auch in «Walker» behandelt bzw. wohl eher abgehandelt. CW-typisch ist der Umgang hiermit stets wenig subtil in die Handlung eingebaut und wird praktisch checklistenartig abgearbeitet. Dies erzeugt teilweise den faden Beigeschmack, dass man sich gar nicht wirklich hiermit auseinandersetzen wollte, sondern eher zwanghaft noch einen Satz über toughe Frauen und privilegierte weiße Männer mit in die Handlung einfließen ließ, damit auch dieser Punkt in der jeweils aktuellen Folge abgearbeitet wurde.
Handlungstechnisch ist Walker als Procedural mit mehr oder weniger stark ausgeprägtem roten Faden konzipiert, das heißt ein Teil einer jeden Folge beschäftigt sich mit dem Verbrecher der Woche, den es zu schnappen gilt, der andere Teil mit dem Familiendrama zu Hause und ein paar Schnipsel hier und da erzeugen eine folgenübergreifende Handlung. Der Schicksalsschlag um die verstorbene Ehefrau, die dem überforderten Ranger zwei Kinder im Teenageralter hinterlässt, bietet inhaltlich kaum Variation, sodass der Sohn meist mit Nichtstun und die Tochter mit Rebellieren beschäftigt sind, was sich repetitiv durch die Handlung zieht. Die Geschichten um den Verbrecher der Woche können teilweise kurzzeitig unterhalten, schaffen es durch die stets abgeschlossene Handlung aber kaum zum Dranbleiben zu animieren. Der rote Faden, um die Hintergründe des Todes der Ehefrau hätte zwar prinzipiell das Potential für einen spannenden Handlungsverlauf zu sorgen, wird aber offensichtlich so schmal dosiert, dass er mindestens für die gesamte Staffel und eventuell sogar darüber hinaus ausreicht.
«Walker» ist ein generisches Familiendrama geworden, das mit dem kernigen Original aus den 90er Jahren nur noch dem Namen nach verbunden ist. Die Serie ist für das Kernpublikum des Senders konzipiert und nicht für Fans der Originalserie. Diese sollte einen weiten Bogen um die Neuinterpretation des soapigen Texas Rangers machen.