«Zack Snyder‘s Justice League»: Vier Stunden unter Dauerbeschuss

Aufgrund eines persönlichen Vorfalls zog sich Regisseur Snyder von dem Warner Bros.-Projekt zurück. Knapp vier Jahre später hat er eine neue Version auf die Leinwand gebracht.

Schon so mancher Regisseur hat es sich zur Gewohnheit gemacht, seine Werke immer wieder neu anzugehen, um sie zu verfeinern, zu erweitern oder schlichtweg neu zu schneiden, womit nicht selten der ganze Kontext verändert wird. Die berühmtesten Vertreter sind sicherlich Francis Ford Coppola mit «Apocalypse Now» und «Der Pate III» und Ridley Scott mit «Blade Runner» und «Gladiator». Aber auch von Steven Spielbergs «Unheimliche Begegnung der dritten Art» existieren mittlerweile drei Versionen und auch George Lucas hat sich seine drei zuerst gedrehten «Star Wars»-Filme immer wieder neu vorgeknöpft.

Zu dieser Riege von Regisseuren gesellt sich jüngst Zack Snyder hinzu, der sich noch einmal an sein Superhelden-Epos «Justice League» setzte, dass 2017 eher große Enttäuschung bei eingefleischten DC-Comic-Fans auslöste. Bereits mit «300» und «Watchman – Die Wächter» empfahl sich Zack Snyder als idealer Regisseur für Comicverfilmungen. Danach vertraute ihm Warner die Ikonen Superman («Man of Steel») und Batman («Batman v Superman») an. «Justice League» sollte schließlich der Höhepunkt werden, weil auch noch weitere Superhelden wie Wonder Woman, Aquaman, Cyborg und The Flash mit ins Boot geholt wurden. Doch während der Dreharbeiten nahm sich seine 20-jährige Tochter das Leben und Snyder trat die Beendigung des Films an seinen Kollegen Josh Weedon ab, der zuvor schon für den Comic-Konkurrenten Marvel «The Avengers» und «Avengers: Age of Ultron» inszenierte. Allerdings hatte das Ergebnis wohl nicht mehr viel mit Snyders Vision zu tun, weshalb seine Fans unaufhörlich forderten, endlich «Zack Snyder’s Justice League» zu sehen zu bekommen. Ihrem Begehren wurde nun nachgegeben.

Superman ist tot, Batman übernimmt
An der Story hat das aber nicht viel verändert. Auch Snyders ‚Director’s Cut‘ beginnt mit dem Tod von Superman (Henry Cavill), dem die ganze Welt nachtrauert. Ausgerechnet jetzt, als Batman (Ben Affleck) entdeckt, dass die Erde vor einer Alien-Invasion steht. Ein gewisser Steppenwolf (Ciarán Hinds) ist im Auftrag des mächtigen Darkseid (Ray Porter) bereits mit seiner Armee von Dämonen auf dem Weg, um auf der Erde drei sogenannte Mutterboxen zurückzuerobern, die Darkseid vor tausenden von Jahren hier verloren hat. Wer sie besitzt, beherrscht das Universum. Das muss unbedingt verhindert werden, weshalb Batman unter seiner richtigen Identität Bruce Wayne nach Verstärkung sucht.

Zuerst gewinnt er Diana Prince (Gal Gadot), besser bekannt als Wonder Woman. The Flash (Ezra Miller) und Cyborg (Ray Fisher) sind die nächsten Superhelden, die sich anschließen. Mit Aquaman (Jason Momoa) hat die neu gegründete ‚Justice League’ auch noch den Herrn der Meere auf ihrer Seite. Doch es hilft alles nichts, ihr Gegner ist zu stark. Steppenwolf bringt zwei der Mutterboxen in seinen Besitz. Als letzter Ausweg bleibt, Superman wieder zum Leben zu erwecken...

Justice League - Ein Abklatsch von den Avengers?
Aliens, die unseren Planeten bedrohen und aufgehalten werden müssen. Einmal davon abgesehen, dass man gar nicht mehr zählen kann, wie oft einem diese Grundstruktur eines Science-Fiction-Plots in den letzten Jahrzehnten schon vorgesetzt wurde, ist es aber im Grunde genommen auch die gleiche Story, die uns schon mit den «Avengers» vorgesetzt wurde. Somit wirkte das Ganze nur noch wie ein Abklatsch der Avengers. Der letzte Teil «Avengers: Endgame» durfte immerhin drei Stunden dauern, der ursprüngliche «Justice League»-Film hatte die Auflage, den Kampf Superhelden vs. Aliens in zwei Stunden abzuhandeln. Das war selbstverständlich viel zu kurz, um auch noch neue Comic-Figuren einzuführen. Heraus kam eine ordentliche Special-Effects-Orgie, die einfach nicht aufhören wollte, um mit lautem Actiongetöse die an sich lausige Story zu übertünchen.

Nachdem sich auch «Justice League»-Darsteller wie Jason Momoa und Ray Fisher der Protestbewegung der Fans anschlossen, zeigte man sich in den Chefetagen von DC Comics und Warner Brothers schließlich einsichtig und Zack Snyder bekam nochmals 70 Mio. Dollar in die Hand, um endlich seine Version realisieren zu können. Etliche Szenen, die Snyder noch 2017 drehte, kamen nicht in der Ursprungsfassung von «Justice League» vor, weil sie anscheinend zu düster waren. Zusätzliche Szenen drehte Snyder im Herbst 2020, sodass ihm letztlich so viel Filmmaterial vorlag, dass er daraus zuerst eine vierteilige Miniserie entwickeln wollte. Jetzt ist daraus ein vierstündiges Filmepos geworden, von dem man nicht weiß, was man davon halten soll.



Die volle Dröhnung – allerdings nur im alten Fernsehformat
Gewiss kann Snyder jetzt viel mehr in die Tiefe gehen, um Figuren einen psychologischen Unterbau zu geben. Das funktioniert mal besser, mal schlechter. Aber was auch diesmal wieder dominiert, ist die Action. Daher dienen die etwas ruhigeren Momente letztendlich nur als Intervall, um von einer Zerstörungseinheit zur nächsten zu kommen, und das meist in düsterer Atmosphäre und mit bierernsten Protagonisten. Lediglich Aquaman und The Flash bringen etwas Humor ins Spiel. Und obwohl doch viele Szenen hinzugekommen sind, fühlt sich «Zack Snyder’s Justice League» nicht viel anders an als «Justice League», nun aber in doppelter Länge. Das geht oft zu Lasten der sowieso schon dürftigen Spannung, weil man im Grunde doch weiß, wie alles ausgehen wird.

Kurzum: Das Superhelden-Spektakel ist zu lang geraten und wirkt oftmals zwanghaft aufgepeppt, um den Fans zumindest optisch etwas zu bieten. Ja, mit seinen aufwendigen Special-Effects wird nochmals immens viel geboten, auch wenn man sich bei dieser Laufzeit schnell an solche Bilderfluten gewöhnt. Die volle Dröhnung – allerdings im 4:3-Format, wie man es noch von alten Röhrenfernsehern gewohnt war. Warum, ist nicht ganz nachvollziehbar. Vermutlich war «Zack Snyder’s Justice League» mal für IMAX-Kinos gedacht, aber auch die sind seit Monaten geschlossen. So bleibt nur der Bildschirm mit schwarzen Rändern links und rechts.

Fazit: Neue Szenen, alte Story! Damit ist «Zack Snyder’s Justice League» zwar länger, aber nicht unbedingt ergiebiger geworden. Mehr als einen kalten Kracher sollte man also auch diesmal nicht erwarten.

«Zack Snyder’s Justice League» kann bei Sky geschaut werden.
26.03.2021 11:06 Uhr  •  Markus Tschiedert Kurz-URL: qmde.de/125797